Flachau. . Für die deutschen Slalomfahrerinnen war das Rennen in Flachau die letzte Chance, die Qualifikationsnorm für die in drei Wochen beginnenden alpinen Ski-WM. Bisher ist nur Viktoria Rebensburg qualifiziert.

Der Ski bekam noch einen Tritt, nachdem er zuerst schon unwirsch geschubst worden war, aber er wollte einfach nicht in den Schnee fallen. Wolfgang Maier musste sich abreagieren, und da sollten, da mussten die Bretter herhalten.

Der Alpinchef des Deutschen Skiverbandes hatte wieder einmal frustrierende Stunden im Zielraum eines Frauen-Slaloms im Weltcup erlebt. Das Rennen am Dienstabend in Flachau endete für sein Team so wie schon die ersten fünf Torläufe des Winters: Keine deutsche Athletin konnte sich unter den besten 15 platzieren. Von den acht Starterinnen qualifizierten sich gerade drei für das Finale, durch kam am Ende aber nur eine. Die Lenggrieserin Barbara Wirth belegte den 22. und letzten Platz im Klassement, mit 3,8 Sekunden Rückstand auf Siegerin Frida Hansdotter aus Schweden.

DSV-Alpinchef kritisiert hart

Maier bezeichnete die Resultate in diesem Winter – das beste Ergebnis war ein 18. Rang von Christina Geiger in Aspen – als „historisch“. So etwas, sagte er, „hat es schon lange nicht mehr gegeben“. Vor 25 Jahren hatte eine ähnliche Lücke geklafft, auch damals war die beste deutsche Torläuferin im Weltcup weit jenseits der Top 15 platziert gewesen. „Wir machen Leistungssport“, gab Maier zu verstehen und machte seinem Unmut schließlich auch noch verbal Luft. Man könne doch nicht hierherkommen und sagen, „ich mache den Suppenkasper, damit wir da rumturnen“.

Für die Slalomfahrerinnen war das Rennen in Flachau die letzte Chance, die Qualifikationsnorm für die in drei Wochen beginnenden alpinen Ski-Weltmeisterschaften in Vail/Beaver Creek zu erreichen. Bisher ist aus dem einst so ruhmreichen deutschen Frauen-Team nur Viktoria Rebensburg qualifiziert, die zwar nicht im Torlauf startet und im Riesenslalom etwas schwächelt, aber dafür immerhin in Abfahrt und Super-G zu den Medaillenanwärterinnen zählt. Die Kreutherin wird vermutlich aber nicht als einzige aus dem Frauen-Team in die USA reisen. Maier flüchtet in Sarkasmus. „Dann muss halt ich starten“, sagte er am Dienstagabend, „aber damit sind die Medaillenchancen sehr gering.“

Gesucht werden Talent und Härte

Allerdings hatte der Alpinchef bereits angekündigt, auch mit Blick auf den Teamwettbewerb trotz fehlender Kriterien eine oder zwei Slalomläuferinnen nominieren zu wollen – und darauf gehofft, dass sich doch noch eine Athletin empfiehlt. Gelungen ist dies am Dienstag höchstens der 21 Jahre alten Schwarzwälderin Maren Wiesler, die im ersten Durchgang mit einer beherzten Fahrt auf den 17. Rang fuhr. Im Finale behinderte sie dann eine gelockerte Bindungsplatte, ehe sie ausschied.

Der Abwärtstrend deutete sich schon länger an. In den vergangenen beiden Jahren holten die mittlerweile zurückgetretene Maria Höfl-Riesch und Rebensburg gut zwei Drittel aller Weltcup-Punkte der deutschen Frauen, der bescheidene Rest verteilte sich auf elf Läuferinnen. „Aber die Schwäche“, findet Maier, „hat nichts mit Marias Abschied zu tun.“ Es fehle an Athletinnen, „von denen du das Gefühl hast, sie sind zum einen talentiert genug, um wirklich nach ganz vorne zu kommen, und sie haben zum anderen die nötige Härte.“ Lena Dürr galt lange als künftige Siegfahrerin, sie schien alle Voraussetzungen zu haben. Aber der entscheidende Entwicklungssprung blieb auch bei ihr aus, mittlerweile muss sie schon froh sein, sich überhaupt noch für zweite Läufe zu qualifizieren.

Trotzdem will Maier den Stab nicht über die Frauen brechen. „Die Mädels haben 25 Jahre lang den Männern den Arsch gerettet.“ Jetzt sei es eben einmal umgedreht, sagt er – und er ist sich sicher, dass die Durststrecke nicht so lange dauern wird wie einst bei den Männern. „Trotz der Schwierigkeiten, die wir gerade haben, glaube ich, dass wir die richtigen Hebel finden, um die eine oder andere der Jungen vorwärts zu bringen.“