Innsbruck. . In Innsbruck haben die deutschen Skispringer den ersten Sieg bei der Tournee seit zwölf Jahren eingefahren. Am Dienstag wollen sie nun noch mehr.

Es war fast schon ein bisschen düster, als Richard Freitag bei einem denkwürdigen Springen im Hexenkessel am Bergisel über zwölf sieglose deutsche Jahre bei der Vierschanzentournee beendete. Mitten im rot-weiß-roten Fahnenmeer von 22 500 österreichischen Fans feierte der Sachse in Innsbruck den ersten deutschen Einzelsieg seit dem 29. Dezember 2002.

Damals hatte in Oberstdorf Sven Hannawald triumphiert, der übrigens im gleichen Krankenhaus in Erlabrunn wie Richard Freitag geboren ist. Nach den völlig verpatzten ersten beiden Heimspringen in Deutschland war es für die deutschen Flieger ein unerwartetes Comeback der ganz besonderen Art. „Das ist absolut geil“, fand Freitag und hüpfte nach 49 sieglosen deutschen Tourneespringen glücklich aufs oberste Podest: „In dieser Megastimmung hat es einfach einen unglaublichen Spaß gemacht.“

Schanzenrekord fiel in Innsbruck mehrfach

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Es war ein Flugshow der Superlative, vielleicht das beste Springen der Geschichte in Innsbruck überhaupt. Man brauchte an diesem Tag im wechselnden Wind auch ein Quäntchen Glück, aber die Weitenjagd riss die Fans zu Begeisterungsstürmen hin. Zweimal wurde an diesem Tag der Schanzenrekord von Sven Hannawald (134,5) aus dem Jahr 2002 pulverisiert.

Erst stand der Tournee-Spitzenreiter Stefan Kraft 137 Meter, im zweiten Durchgang segelte sein österreichischer Zimmerkollege Michael Hayböck sogar auf 138 Meter, griff dabei aber in den Schnee.

DSV-Athleten springen in Österreich wie befreit

Trotzdem hieß der verdiente Sieger am Ende Richard Freitag, der mit zwei stilistisch herausragenden Topsprüngen am Ende fünf Punkte Vorsprung vor Lokalheld Kraft hatte. Auf Platz drei landeten gemeinsam die Oldies Simon Ammann (Schweiz) und Noriaki Kasai (Japan), doch das war an diesem Nachmittag nur eine Randnotiz im deutschen Jubel. „Ich bin fast ein bisschen gerührt, dieser Erfolg ist so wichtig für uns. Richard hat das extrem gut durchgezogen“, sagte Bundestrainer Werner Schuster: „Ich bin stolz darauf, wie das Team nach diesem Auftakt zusammengehalten und die Wende geschafft hat.“

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Nach dem schwächsten Tournee-Auftakt der Geschichte in Oberstdorf und einem mittelmäßigen Resultat beim Neujahrsspringen mit zwei Top-Ten-Plätzen flogen die deutschen Adler nach dem Abschied von den Heimschanzen plötzlich wie befreit. Auch Severin Freund schaffte als Achter sein bestes Resultat bei dieser Tournee. „Das Motto hieß ruhig bleiben und Spaß haben“, verriet Freitag das Erfolgsgeheimnis nach dem fünften Weltcup-Sieg seiner Karriere. Für ihn war es auch eine persönliche Befreiung: Beim deutschen Team-Olympiasieg von Sotschi war Freitag nicht dabei gewesen.

Dienstag geht es in Bischofshofen weiter

Mit seinem Triumph machte er in der Gesamtwertung des Skisprung-Grand-Slams einen Sprung nach vorn auf Platz fünf. Mit nur noch 14,3 Punkten Rückstand auf Platz drei scheint in der Gesamtwertung plötzlich noch ein Platz auf dem Podest der Tournee für den 23-Jährigen möglich. Schuster: „Unsere Ziele bleiben auch nach diesem Erfolg gleich. Unsere Springer sollen die besten Tournee-Platzierungen ihrer Karriere schaffen. Das ist noch drin – neben einem weiteren Highlight im letzten Einzelspringen.“

Der Kampf um den Gesamtsieg scheint dagegen entschieden: Stefan Kraft geht mit 33,1 Punkten Vorsprung auf seinen Zimmerkollegen Michael Hayböck in das Finalspringen am Dienstag in Bischofshofen.