Oberstdorf. .

Team-Olympiasieger Severin Freund hat am Sonntag im russischen Nischni Tagil gerade seinen ersten Weltcup in dieser Saison gewonnen. Der Kartenvorverkauf läuft in der Hoffnung auf deutsche Erfolge so gut wie seit über einem Jahrzehnt nicht mehr. Eigentlich läuft es für die Organisatoren der 63. Vierschanzentournee gerade sogar wie geschmiert. Wenn da nicht dieses leidige Problem mit dem Schnee wäre. Oberstdorf, wo in elf Tagen am 27. Dezember der Skisprung-Grand-Slam beginnen soll, ist grün. Selbst die vermeintlich schneesicheren Skigebiete wie das am Nebelhorn über der Schattenbergschanze mussten die Saisoneröffnung verschieben. Jetzt ist guter Rat teuer – und das im wahrsten Sinne des Wortes.

„Momentan ist es wirklich eine große Herausforderung. Wenn man die Prognosen anschaut, wird es nicht ausreichen, auf eine Wetteränderung zu hoffen“, sagt Stefan Huber, Geschäftsführer der Veranstaltungs-GmbH in Oberstdorf und der gesamten Vierschanzentournee. Er geht dennoch davon aus, dass auch die 63. Auflage der Tournee pünktlich beginnt, schließlich wurden in all den Jahren zahlreiche kritische Situationen gemeistert. Diesmal allerdings ist es so schwierig wie selten zuvor, da wegen der warmen Temperaturen nicht einmal nachts Kunstschnee produziert werden kann.

Also müssen innovative Lösungen her, weshalb kurzfristig eine finnische Spezialfirma für Oberstdorf verpflichtet wurde. SnowTek hat schon das Kunststück fertig gebracht, genügend Schnee für den Weltcup-Auftakt Mitte November im sächsischen Klingenthal zu produzieren. Das Unternehmen, nach einer witzigen Eigenwerbung Weltmarkführer in Sachen „Snowhow“, kann ohne Chemikalieneinsatz „Schnee“ selbst bei Temperaturen von bis zu 30 Grad Plus produzieren. Wasser wird so weit heruntergekühlt, das Eis entsteht. In einem zehn Meter hohen Silo wird das Eis dann abgeschabt und als „Kunstschnee“ herausgeschossen.

Mattenspringen ist kein Thema

In Oberstdorf freilich wird die Zeit knapp. Die Situation ist ähnlich kritisch wie 2006, als man sogar den Notfallplan eines Mattenskispringens erwogen hatte. Die Landung auf den Kunststoffmatten ist allerdings wegen der Wettkampfregeln keine Option. Es muss Schnee her, egal wie. „Wir werden ein volles Stadion haben“, sagt Huber: „Wir haben den besten Vorverkauf seit den Zeiten von Martin Schmitt und Sven Hannawald.“ Der hatte vor 13 Jahren bei seinem Grand-Slam-Erfolg für den letzten deutschen Tournee-Gesamtsieg gesorgt. In Severin Freund gibt es jetzt einen, der sein Nachfolger werden könnte. Wenn das Schnee-Problem gelöst wird…