Leverkusen. . Bayer Leverkusen fürchtet um den Gruppensieg in der Champions League, weil dem Gegner aus dem Fürstentum mit unattraktivem Fußball ein 1:0-Sieg gelang. Damit ist nun das Spiel in elf Tagen gegen Benfica Lissabon enorm wichtig für die Werkself.

Die Leverkusener hatten ihren sportlichen Kater bereits ausgiebig beklagt, da lieferte ein humpelnder Südkoreaner das passende Bild zum Text. Auf dem Nachhauseweg fasste sich Heung-Min Son immer wieder hinten an den linken Oberschenkel. Sein persönliches Souvenir aus dem seltsamen 0:1 gegen Monacos Maurermeister nahm Bayers Angreifer mit leidendem Blick mit in die Nacht. Und die Nachbarn aus Köln, die am Samstag zum Derby über den Rhein herüberkommen, (ab 15.30 Uhr live in unserem Ticker) werden den Genesungsprozess des flinken Asiaten aufmerksam verfolgen.

Der 22-Jährige ist in dieser Saison schließlich der Leverkusener mit der besten Trefferquote. In Sachen Effektivität fanden Son und Kollegen ihre Meister nun allerdings im Besuch aus dem Fürstentum. „Monaco hat in zwei Spielen gegen uns zweimal aufs Tor geschossen – und beide Spiele gewonnen. Das ist schon kurios“, sagte Cheftrainer Roger Schmidt und verbarg sein Missfallen über die augenfeindliche Spielweise der Monegassen hinter höflich formulierter Verwunderung.

Monaco hat sogar noch die Chance auf den Gruppensieg

Rudi Völler dagegen hat mit di­plomatischen Statements speziell in solchen Extremfällen bekanntlich wenig am Hut. Lieber erinnerte Leverkusens Sportdirektor den Milliardär Dmitri Rybolowlew spöttisch daran, wie seine viele Kohle an der Côte d’Azur aktuell umgesetzt wird. „Der Russe, der sich in Monaco eingekauft hat, stellt sich sicher einen attraktiveren Fußball vor als das, was die Mannschaft in der Champions League zeigt“, stichelte Völler. Und auch er, der früher selbst in der französischen Liga für Marseille spielte, kannte die nackten Zahlen: „Die haben in fünf Spielen zwei Tore geschossen – beide gegen uns.“

Eine surreale Marke für die Ewigkeit könnten die Angriffsverweigerer von der Mittelmeerküste nun am 9. Dezember setzen: Schaffen sie mit einem 0:0 gegen St. Petersburg, also mit einem ihrer Lieblings-Ergebnisse, den Sprung ins Achtelfinale, und verlieren die bereits qualifizierten Leverkusener auch bei Benfica Lissabon, wäre Monaco mit einem Torverhältnis von 2:1 Gruppensieger.

Matchball in Lissabon muss sitzen

Dieses Szenario will Bayers offensivgläubiger Coach jedoch allein schon aus fußballweltanschaulichen Gründen unbedingt verhindern. Durch das 1:0 von St. Petersburg gegen Benfica, das vor dem Anpfiff in der BayArena amtlich war, hatten Roger Schmidts Spieler das Ticket ins Achtelfinale schon sicher, noch ehe sie auch nur den kleinen Zeh gerührt hatten. Durch Auslassung weniger, aber hochkarätiger Chancen und durch eine Unachtsamkeit in der Verteidigung, die zum 0:1 führte, hatten sie ihren ersten Matchball vergeben. Der zweite aber, in elf Tagen in Lissabon, soll sitzen.

Als Gruppenerster bekämen die Rheinländer, die das Tableau nach wie vor anführen, am 15. Dezember schließlich wohl einen etwas leichteren Achtelfinalgegner zugelost, hätten im Rückspiel zudem Heimrecht. „Wir werden versuchen, in Lissabon zu gewinnen“, betonte Übungsleiter Schmidt also. Denn: „Wir waren, was man nach den bisherigen Spielen so fühlt, schon die beste Mannschaft in der Gruppe. Und das soll sich auch in der Tabelle widerspiegeln.“

Der Satz war vor allem ein überdeutlicher Wink an die Adresse des AS Monaco, dessen Personal der genervte Völler noch hinterherseufzte: „Der Erfolg gibt auch de­struktivem Fußball Recht, so ist das leider.“