Am Donnerstag startet „Die Mannschaft“ in den deutschen Kinos. Die Fans werden den Film bestimmt lieben, zugleich aber nutzt der DFB die Chance, den Fußball so zu zeigen, wie er gesehen werden soll. Das muss nicht unbedingt damit übereinstimmen, wie er ist. Ein Kommentar von Klaus Wille.

Man darf gespannt sein, wie gut sich der Film „Die Mannschaft“ ab Donnerstag an den Kinokassen schlagen wird. Der Boden ist jedenfalls bereitet: Das Land ehrt noch einmal seine Weltmeister, die Politik sonnt sich im Erfolg des Fußballs, und dieser Unterhaltungs-Riese feiert sich mit einer angemessen festlichen Premiere. Das zu Beginn einer Woche, in der die Liga still steht, weil der Weltmeister spielt.

Schon über den sportlichen Wert beider Partien könnte man streiten. Dem Testspiel gegen Spanien muss naturgemäß der Wettbewerbscharakter fehlen. Und die EM-Qualifikation gegen Gibraltar ist, in allen Ehren, ein sportlicher Witz. Es gäbe sie nicht, wäre nicht die EM 2016 erstmals künstlich auf 24 Teilnehmer aufgebläht worden. Aber der Kalender ist längst vollgeknallt wie nie zuvor: Fußball ist unser Leben.

Wäre er das nicht, könnte ein Film wie „Die Mannschaft“ nicht funktionieren. Nach der WM 2006 hat Sönke Wortmann sein Sommermärchen in die Kinos gebracht, acht Jahre später hat die Medien-Abteilung des DFB selber mitgefilmt. Niemand muss sich deshalb den Spaß daran nehmen lassen, der Elf im Kino näher zu sein, als es im Leben möglich sein wird: Thomas Müller nach einer verlorenen Golf-Wette im Dirndl, Joachim Löw, der im Bus nach dem Finale nicht singen mag – keine andere Kamera war näher dran.

Und doch sollte man nicht übersehen, dass der Film ein Millionenpublikum nicht nur unterhalten soll. Der große Fußball beansprucht mehr und mehr die Hoheit über seine Nachrichten, er produziert nun eben auch sein eigenes Bild und zeigt sich so, wie er gesehen werden will. Dass dabei nicht heraus kommt, wie er ist, liegt in der Natur der Selbstvermarktungssache.