Bielefeld. Wer die markierten Wege durch das Naturreservat der Rieselfelder Windel vor den Toren Bielefelds nimmt, kommt an offenen Wasserflächen, ausgedehnten Schilfröhrichten und feuchtem Grünland entlang. Es ist ein Ausflug in die nordrhein-westfälische Natur, der sich jederzeit lohnt.
Das schöne Naturschutzgebiet Rieselfelder Windel bei Bielefeld entstand als Klärgebiet: Denn Abwässer, die bei der Produktion der Textilien in einer nahe liegenden Fabrik anfielen, wurden in der Nähe in flachen Teichen verrieselt und so biologisch gereinigt. Die von Sumpfpflanzen bewachsenen Ufer und die Fülle an Kleinlebewesen, die sich im Wasser entwickelten, machten die Teiche zu einem Magneten für Wasservögel. Als das Unternehmen eine moderne Kläranlage baute, wären die Rieselfelder beinahe verkommen. Glücklicherweise bot die Firma Windel an, das Gelände in eine Stiftung einzubringen und weiterhin mit Wasser zu versorgen. Auf diese Weise wurde das Gebiet zu einem privaten Naturreservat.
Bei milder Witterung lohnt der Besuch der Aussichtskanzel an der „Nordschleife", denn von dort lassen sich diverse Enten und der Zwergtaucher auf den Teichen beobachten. Bei Frost bieten dagegen die ausgedehnten Röhrichte an der „Südschleife" die Chance, Kleinvögel bei der Nahrungssuche zu sehen. Beispielsweise die Rohrammer, deren schneidendes „Zie" auch das Rascheln des Röhrichts im Wind übertönt. Sucht man mit dem Fernglas die Vegetation ab, aus der die Stimme ertönt, entdeckt man die graubraune Ammer meist an den Fruchtständen vorjähriger Hochstauden oder in der Spitze von Schilfpflanzen. Welche Arten jeweils anwesend sind, erfährt man beim Infozentrum. Es befindet sich am Rande des Gebietes in einer ehemaligen Hofanlage, die mithilfe der NRW-Stiftung mit Lotteriegeldern von Westlotto erworben werden konnte.
Bartmeisen baumeln im Winter kopfunter am Schilf
Im Winter statten mitunter die seltenen Bartmeisen den Rieselfeldern eine Visite ab, doch gehören sie zu den weniger zuverlässigen Kandidaten und ihr Erscheinen ist nicht genau vorhersehbar. Besonders bei Sonne klettern und flattern sie durch die Wipfel des Röhrichts. Wie Zirkusartisten turnen sie von einem Fruchtstand zum nächsten, üben Spagat zwischen zwei Halmen oder baumeln kopfunter an einer Schilfrispe. Bartmeisen sind wenig scheu. Das ändert sich schlagartig, wenn ein Artgenosse „Luftalarm" gibt, etwa weil er einen Sperber bemerkt hat. In Sekundenbruchteilen ist die Artistentruppe dann im Unterwuchs verschwunden.
Das Naturreservat wird von der Biologischen Station Gütersloh/Bielefeld und der Stiftung Rieselfelder Windel betreut und ist hervorragend erschlossen. Von zwei Rundwanderwegen und drei Aussichtskanzeln aus können Besucher Vögel beobachten, ohne sie zu beunruhigen. Eine alte Fachwerkkate ist Sitz des Informationszentrums.
Weitere Informationen unter www.rieselfelder-windel.de