Köln. Kölns gute Stube auf dem Rhein diente der jungen Bundesrepublik als repräsentatives, schwimmendes Gästehaus für Kennedy, de Gaulle und die Queen.

Funken stieben aus dem Heck. Eine Flex frisst sich kreischend durch Metall. Hier und da flammt das weiße Licht der Schweißbrenner auf. Es riecht nach Öl und Schmierfett und auf dem Boden liegen armdicke Stahltrossen und schwere Kettenglieder. Im Lärm der Schiffswerft verständigen sich die Arbeiter mit Pfiffen und Handzeichen. Und da winkt man mir auch schon zu. Also klettere ich eine Treppe hinab und stehe vor dem gewaltigen, stellenweise vom Rost zerfressenen Rumpf der „M/S Stadt Köln“. Seit Anfang des Jahres liegt das 1938 in Dienst gestellte Schiff in der Kölner Schiffswerft Deutz. Viel Arbeit für die Werftmannschaft und den Verein der Freunde und Förderer des historischen Ratsschiffs, dessen Vorsitzenden Udo Giesen ich im Funkenflug am Heck des Stahlrumpfs treffe. Vor dem Lärm flüchten wir ins Ruderhaus, wo mir Giesen erklärt: „Es geht darum, ein Schatzkästchen deutscher Schifffahrtsgeschichte vor dem sicheren Untergang zu bewahren.“

Hightech-Yacht

Schon Konrad Adenauer beschäftigte sich Anfang der 30er-Jahre als Kölner Oberbürgermeister mit dem Bau eines Repräsentationsschiffs. Schließlich war für 1940 die Deutsche Verkehrsausstellung in der Domstadt geplant und die Stadtoberen wollten ihre Gäste in einem luxuriösen Schiffsneubau empfangen. Also wurde von Adenauers Nachfolger im Januar 1938 der Bau eines 53 Meter langen Motorschiffs in Auftrag gegeben. Und es dauerte nur ein halbes Jahr, bis das Ratsschiff als schnittige Hightech-Yacht in damals revolutionärer Leichtbauweise mit dem Namen „Hansestadt Köln“ vom Stapel lief. Es war übrigens nicht das erste Ratsschiff der Domstadt. Bereits im Mittelalter besaß Köln, wie viele Hansestädte, eigene Repräsentationsschiffe.

Im Schatten der Loreley

Lange dauerte der Einsatz des Luxusschiffs jedoch nicht. Da halfen auch nicht die aufwändigen Holzvertäfelungen, Möbel im Chippendale-Stil und Teppichböden mit den Symbolen des Kölner Stadtwappens, Doppelkopf-Adler und Flammenzungen. Denn schon bald begann der Krieg und die „Hansestadt Köln“ wurde nach St. Goarshausen verbracht. Dort musste sie gut versteckt im Schatten der Loreley auf das Ende des Nazi-Irrsinns warten. 1945 wurde das vollkommen unbeschädigte Schiff von den Amerikanern entdeckt und als „US-Army PH1“ genutzt, 1952 erhielt die Domstadt es mit der Originaleinrichtung zurück, umbenannt in „M/S Stadt Köln“.

Adenauers Gäste

Und dann schlägt in der Nachkriegszeit die große Stunde für das Vorkriegsschiff. Nicht nur Köln dient es als gute Stube auf dem Rhein, auch die Repräsentanten der jungen Bundesrepublik nutzen es als Aushängeschild. Allen voran Bundeskanzler Adenauer, der John F. Kennedy an Bord begrüßt und mit Queen Elizabeth II. auf dem noch heute vorhandenen Sofa im Salon plaudert. Ganz besonders wohlfühlt sich übrigens der „Alte“ an Bord mit Charles de Gaulle. Ja, die Freunde werfen sogar kurzerhand das Protokoll über den Haufen, um die Rheinfahrt auf der „M/S Stadt Köln“ noch ein bisschen länger genießen zu können.

Förderverein

Mittlerweile haben Udo Giesen und ich das Ruderhaus mit Originalsteuerrad und Maschinentelegraph verlassen und sind im Maschinenraum mit seinen zwei mächtigen Dieselmotoren der Deutz AG angekommen. „Zu meinem Posten bin ich gekommen wie die Jungfrau zum Kind“, erinnert sich der rührige Vorsitzende an das Jahr 2012, als der Förderverein aus der Taufe gehoben wurde.

Verschrottung abgewendet

Vorausgegangen waren schwere Zeiten. „Die Stadt sah keine Verwendung mehr für das Schiff, das immer weiter verkam und verschrottet oder verkauft werden sollte. Eine Schande“, erinnert sich Giesen. Quasi in letzter Minute konnte er zusammen mit seinen Mitstreitern und der Fürsprache des ehemaligen Kölner Oberbürgermeisters Fritz Schramma (2000-2009) die Reißleine ziehen und erste Spenden loseisen. Mittlerweile steht eine Million Euro zur Verfügung, um zunächst das Unterwasserschiff zu sanieren. In einer zweiten Stufe sollen Deck, Aufbauten, Elektrik, Heizung und Fenster erneuert und schließlich die Fahrbereitschaft des Schiffes wiederhergestellt werden. Insgesamt rechnet Giesen mit rund zwei Millionen Euro Kosten.

Hilfe von der GlücksSpirale

Die Stadt Köln, der Bund sowie Privatleute sind bereits finanziell mit im Boot. Auch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz unterstützt das Projekt mit 300.000 Euro, die über Spenden und Mittel von WestLotto aus der Lotterie GlücksSpirale zusammengekommen sind. Damit sollen die Außenhaut, die Böden des Unterwasserschiffs und des hölzernen Achterdecks instandgesetzt und konserviert werden.

Zum Schokoladenmuseum

Ende 2020 könnte die „M/S Stadt Köln“ völlig wiederhergestellt sein und würde dann einen tourismusfördernden Liegeplatz gegenüber dem Kölner Schokoladenmuseum ansteuern. Als Schiff für Ausstellungen, Hochzeiten und Firmenevents. Ob der Termin eingehalten werden kann, ist allerdings fraglich. Zu viele Probleme könnten während der Sanierung des schwimmenden Denkmals noch auftauchen. „Sehen Sie sich das an“, sagt Giesen und zeigt mir die durch einen Wasserschaden schwarz verfärbte Stuckdecke im prachtvoll ausgestatteten Gästesalon, „wenn da nicht bald was passiert, geht uns das für immer verloren“, warnt er und verrät mir seinen Traum: möglichst bald mit dem sanierten Schatzkästchen an der Schiffsparade der Kölner Lichter teilnehmen.

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Von Franz Hünnekens