Waldbröl.. Urwald – direkt vor der Tür: Im Naturerlebnispark Panarbora kann man einen 40 Meter hohen Aussichtsturm erklimmen und einen Baumwipfelpfad entdecken.
Höhenangst? Überraschte Blicke in der Runde. Parkleiterin Heidrun Kemper begrüßt eine Schulklasse aus dem nicht weit entfernten Köln zu einer Entdeckungstour durch den Naturerlebnispark Panarbora. Neugierige, staunende Kinderaugen: 22 Mädchen und Jungen können es gar nicht abwarten, den fast 40 Meter hohen Aussichtsturm zu erklimmen und auf eigene Faust den Baumwipfelpfad zu entdecken. Ein beeindruckender Rundgang, Schwindelgefühle inklusive.
Wald-Entdeckung
Bei dem Städtchen Waldbröl, südöstlich von Köln im Bergischen Land, wurde im Herbst 2015 nach zweijähriger Bauzeit der Naturerlebnispark Panarbora eröffnet. Das Gelände war ursprünglich ein Bundeswehr-Areal. Inzwischen ist es eine Kombination aus Naturerlebnis und außergewöhnlichen Übernachtungsmöglichkeiten. Das Konzept ist einmalig: Mit interaktiven Lern- und Erlebnisstationen werden Umwelt- und Naturschutz beziehungsweise nachhaltige Bewirtschaftung gelernt und vermittelt.
Rundherum gibt es vor allem eins: Wald. Klingt nicht spannend? Doch ist es, und wie: Der Nutscheidwald, wie er hier heißt, ist mit rund 1500 Hektar das größte zusammenhängende Waldgebiet im Bergischen. Ein echter Urwald – allerdings ohne Liane, aber mit viel Entdeckungspotenzial. Heidrun Kemper fragt die Gruppe während der Tour: „Wer hat schon einmal Altersbestimmungen auf Basis von Jahresringen bei Eichen oder Linden vorgenommen?“ Bei den jungen Gästen gibt es ungläubige Augen. Dass auch Bäume einen Lebenszyklus haben und wie Lebewesen eines Tages sterben, wissen nur wenige. Uropaalt sind die Bäume in Panarbora – einige Fichten, erklärt Rangerin Kemper, stolze 100 Jahre. „Der Nutscheidwald bietet das ganze Spektrum deutscher Bäume: Hier finden sich Eichen, Buchen, Kiefern, Fichten und Tannen genauso wie Birken und Weiden.“
Vielzahl an Tierarten
In so einem naturbelassenen Wald gibt es natürlich auch unzählige Lebewesen, die durch den üppigen Baumbestand Nahrung und Unterschlupf finden. Allein 28 Säugetierarten wie Hasen, Rehe, Hirsche oder Schafe und 130 Weichtierarten – beispielsweise Erdkröten, Waldeidechsen und Blindschleichen, leben hier. Ganz zu schweigen von rund 1400 Käferarten. Über 100 Schmetterlingsarten gibt es zu entdecken und rund 40 Vogelarten, darunter Spechte oder Eulen, die für die typische Geräuschkulisse eines Waldes sorgen.
Erholungsfunktion
In heutigen Zeiten wird die Erholungsfunktion des Waldes zur Förderung der Gesundheit immer wichtiger. Auch für die Schulklasse aus der Großstadt Köln trifft das voll zu. Das Binnenklima des Waldes gleicht Extreme wie Hitze, Kälte, starke Winde sowie zu hohe oder zu niedrige Luftfeuchtigkeit immer wieder aus und schützt vor zu intensiver Sonneneinstrahlung. Durch die Filterwirkung der Bäume wird Luft gereinigt und durch den Austritt von ätherischen Ölen – besonders in Nadelwäldern – mit aromatischen Duftstoffen angereichert. Der Wald bietet eine Vielfalt an optischen, akustischen und geruchlichen Eindrücken.
Baumwipfelpfad
Die Gruppe ist inzwischen im Herzstück des Parks, dem barrierefreien, 1635 Meter langen Baumwipfelpfad angekommen. Der Rundkurs führt durch verschiedene Vegetationszonen. Eine Ausstellung mit sechs interaktiven Lern- und Erlebnisstationen vermittelt den Besuchern spannende Einsichten in die Fauna und Flora und beantwortet viele Fragen zur Kultur und Geschichte des Waldes. Die unterhaltsam verpackten Inhalte, beispielsweise in Form von Memory-Spielen oder Puzzles, machen Panarbora auch und besonders für Familien mit jüngeren Kindern und für Vorschulklassen interessant.
Aussichtsturm
Zum Schluss wartet auf die Schulklasse noch ein besonderes optisches Highlight. Endlich! Der Aussichtsturm mit seinen knapp 40 Metern Höhe bietet atemberaubende Ausblicke auf das Bergische Land, hinüber bis ins Siebengebirge und in den Westerwald. In leicht ansteigenden Kurven geht es im gemütlichen Gang auf die Turmspitze. Heidrun Kemper lässt ihren Blick in die Ferne schweifen: „Wenn es die Wetterlage zulässt, kann man vom Turm aus bis Köln schauen und sieht die Umrisse des Doms am Horizont.“
Förderung Dank des Lotto-Prinzips
Im Park selbst hat das Deutsche Jugendherbergswerk (DJH) rund 14 Millionen Euro investiert. Aber auch Lotto-Gelder finden sich im Park wieder: Die Stiftung Umwelt und Entwicklung, die unter anderem aus den Zweckerträgen von WestLotto finanziert wird, unterstützt die Ausstellung auf dem Baumwipfelpfad.
Erlebnisdörfer
Das Angebot des DJH Rheinland in Waldbröl wurde inzwischen als einer von 50 Leuchttürmen des Deutschland-Tourismus ausgewählt. Wer hat denn schon mal in den Kontinenten Südamerika, Afrika oder Asien übernachtet, ohne eine Flugreise antreten zu müssen? Panarbora macht es möglich! Gleich drei unterschiedliche Erlebnisdörfer gibt es in der im Park liegenden Jugendherberge, die für Jung und Alt sowie speziell für Familien und Gruppen Übernachtungsgelegenheiten bietet. Wer im Dorf Asien einmal in Jurten gewohnt hat, wird von einem besonderen Wohn- und Schlaferlebnis berichten können. Das Erlebnisdorf Afrika hat Safariflair. Highlight für eine Übernachtung sind allerdings die im Park befindlichen Baumhäuser, in denen bis zu 36 Personen eine Nacht-Unterkunft finden.
Tagesgäste willkommen
Wer nur für ein paar Stunden den Park besichtigen kann, ist aber ebenfalls willkommen. Nach spannenden Erkundungen wartet das Restaurant im zentralen Gebäudekomplex am Haupteingang als gastronomischer Anlaufpunkt. Hier können Gäste einen erlebnisreichen Besuch in der Natur ausklingen lassen. Kulinarisch gibt es eine Auswahl an asiatischen, afrikanischen, südamerikanischen und deutschen Gerichten. Ein Teil der Klasse ist hungrig, muss sich aber noch einen Moment gedulden. Denn einige Schüler haben immer noch nicht genug und sind ohne Pause direkt zum Abenteuerspielplatz und Irrgarten weitergezogen. Es gibt schließlich noch so viel zu entdecken.
Weitere Informationen unter www.panarbora.de.