Bielefeld. Jurastudierende der Uni Bielefeld unterstützen das Projekt “CariLaw“. Das Projekt der Caritas hilft Menschen bei Rechtsfragen.

Ein teurer Mobilfunkvertrag war es, der Friederike S. in Bedrängnis brachte. Die 20-jährige Schülerin, die von Hartz IV lebt, hatte den Vertrag zwar zu Ende vergangenen Jahres gekündigt, der Anbieter bestritt aber, eine Kündigung erhalten zu haben. Weil sie sich keinen Rechtsanwalt leisten konnte, wandte sie sich Hilfe suchend an „CariLaw“, ein Pilotprojekt des Diözesan-Caritasverbandes Paderborn. In Zusammenarbeit mit dem Caritasverband Bielefeld und der Studentischen Rechtsberatung der Universität Bielefeld bieten dabei Jurastudierende ehrenamtlich ihre Hilfe an.

„Wir bieten Ratsuchenden, die ihre Rechte sonst nicht durchsetzen könnten, eine kostenlose, unbürokratische und niedrigschwellige Unterstützung“, erklärt Projektleiterin Christa Albers vom Diözesan-Caritasverband. „Wir leisten sozusagen erste Hilfe bei Behördenschreiben, der Beantwortung von Rechtsfragen, unterstützen beim Ausfüllen von Formularen und bereiten Schriftsätze vor.“ Eine Vertretung vor Gericht erfolgt hingegen nicht. Anwaltliche Beratungsangebote und staatliche Hilfen sollen nicht ersetzt, sondern sinnvoll ergänzt werden, betont Albers. Dabei werden die Studierenden, die immer in Zweierteams beraten, bei den Terminen jeweils von einem Rechtsanwalt und einem Sozialarbeiter begleitet. „Schließlich haben wir einen hohen Anspruch an die Qualität unserer ehrenamtlichen Beratung.“

Keine reine Rechtsberatung

Um sich auf die praktische Beratungstätigkeit einstellen zu können, lernen die Jurastudierenden in einer Einführungsveranstaltung jeweils zu Beginn des Semesters anhand von Fällen, wie die Mitarbeit bei CariLaw funktioniert. Neben Fragen rund um das Sozial- und Existenzsicherungsrecht werden auch Grundlagen der Kommunikation und der Gesprächsführung trainiert sowie Kenntnisse im anwaltlichen Berufsrecht vermittelt.

„CariLaw soll nicht nur den Ratsuchenden eine kostenlose Rechtsberatung anbieten, sondern auch den Studierenden die Möglichkeit geben, erste praktische Erfahrungen zu sammeln“, sagt Prof. Dr. Susanne Hähnchen von der Fakultät für Rechtswissenschaften der Uni Bielefeld, die für die universitäre Begleitung des Projektes verantwortlich ist. „Das macht das Studium lebendiger und schult zugleich Teamfähigkeit, Sozialkompetenz und Einfühlungsvermögen.“ Auch die Studierenden sind angetan von dem Projekt. „Das ist eine prima Mischung aus Theorie und Praxis“, sagt Alina Oremek, Jurastudentin im fünften Semester. „Man bekommt zudem einen super Einblick in den Berufsalltag an der Schnittstelle zwischen Sozialarbeit und Rechtsberatung. Und man kann anderen Menschen helfen.“

Die ersten Ergebnisse können sich sehen lassen. „Das Projekt trägt Früchte“, freut sich Ulrich Paus, Vorstand des Caritasverbandes Bielefeld. 29 Studierende wurden erfolgreich geschult und die ersten Beratungsgespräche absolviert. Im Fall von Friederike S. sehr zur Zufriedenheit der Schülerin. Nach einem scharf formulierten Brief mit der Androhung juristischer Konsequenzen war der Mobilfunkanbieter bereit, den kostspieligen Vertrag zu beenden.

Weitere Ehrenamtler gesucht

„Jetzt gilt es, Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte zu gewinnen, die Interesse haben, sich ehrenamtlich in das Projekt CariLaw einzubringen und den engagierten Nachwuchs kennenlernen möchten“, hofft Ulrich Paus auf weitere Unterstützung für das Projekt, das aus dem Sonderfonds des Erzbischofs von Paderborn für spezifisch-armutsorientierte Dienste der Caritas bezuschusst wird.

Als gesellschaftlicher Träger im Bereich Wohlfahrt profitiert die Caritas auch vom Lotto-Prinzip. Rund 40 Prozent der Spieleinsätze der Tipper bei WestLotto gehen an das Land Nordrhein-Westfalen, das daraus wiederum das Gemeinwohl fördert. Mehr als 628 Millionen Euro sind auf diesem Weg allein im vergangenen Jahr zusammengekommen.

Nähere Informationen und Kontaktmöglichkeiten unter www.carilaw.de