Während der Heimspiele des BVB sorgen rund 120 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer des Deutschen Roten Kreuzes für die Sicherheit der Zuschauer.

Es ist Samstagmittag, 12.30 Uhr. Während sich die ersten BvB-Anhänger noch zu Hause ihr Trikot und ihren Fanschal überziehen, ist das Team des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) aus der Gemeinschaft 8 in Dortmund-Wellinghofen schon umgezogen und bereit für die Abfahrt Richtung Stadion. Auch die Autos sind längst mit der nötigen Dienstausrüstung beladen. Sobald alle sitzen, geht es los.

Nach circa zehn Minuten Fahrzeit wird der Signal-Iduna-Park erreicht. Mit den DRK-Autos geht es auf den großen Parkplatz direkt neben dem Stadion. Auf dem so genannten „Behandlungsplatz“ ist die Sammelstelle für alle Helfer. Diese kommen aber nicht nur aus Dortmund, sondern auch aus anderen Regionen in Deutschland. „Der Platz dient nicht nur als Treffpunkt für uns, sondern auch für die Erstversorgung und Evakuierung, sollte es einmal zu einer größeren Katastrophe im Stadion kommen – was wir natürlich alle nicht hoffen“, so Klaas Pütschneider, Pressesprecher des DRK Dortmund.

Nach und nach füllt sich der Parkplatz. Helfer melden sich an und bekommen einen Dienstausweis für den heutigen Einsatz ausgestellt. Sobald alle vor Ort sind, erfolgt die Einteilung – sprich: Jedem wird ein Bereich im Stadion für die heutige Begegnung zugeteilt. Um 13.30 Uhr – mit Öffnung der Stadiontore – muss dann jeder auf seinem Posten sein. Dazu zählen unter anderem die fünf Sanitätsräume.

Durch die Familie zum DRK

Im Raum unter der Osttribüne teilt Tim Junker (25) – heute in der Position des Abschnittsleiters – die 16 Helferinnen und Helfer ein, die „seinem“ Bereich zugeordnet worden sind. „Zu unserem Areal gehören fünf Blöcke sowie der Sanitätsraum“, berichtet er. „Die Blöcke müssten spätestens um 14.30 Uhr besetzt sein. Wenn ihr auf Position seid, bitte einmal durchfunken.“ Auch Junker bezieht nun seinen Arbeitsplatz. Heute ist dieser am PC im Sanitätsraum. „Als Abschnittsleiter koordiniere ich die Einsätze und fordere über die Einsatzleitung Ärzte ein, wenn diese benötigt werden. Zudem dokumentiere ich in unserem System alle Einsätze des heutigen Tages, die auf der „Ost“ passiert sind. Junker ist schon über zwanzig Jahre für das DRK tätig. Seine Familie hat ihn dazu gebracht. „Mein Opa hat damals meine Mutter mitgenommen, und sie dann mich“, so der 25-Jährige. Im Sanitätsraum wird es langsam leerer. Nach und nach macht sich jeder auf den Weg zu seiner Position.

Den Block auf der „Ost“ immer im Auge

Nach der Einteilung durch den Abschnittsleiter machen sich die Sanitäter auf den Weg in ihre Einsatzblöcke.
Nach der Einteilung durch den Abschnittsleiter machen sich die Sanitäter auf den Weg in ihre Einsatzblöcke. © Dominik Göttker

Im Stadion füllen sich die Ränge. Es wird wuseliger und vor allem lauter. Die Fans auf der Südtribüne stimmen schon die ersten Fangesänge zum Warmlaufen ihrer Mannschaft an. Bei Anpfiff um 15.30 Uhr werden um die 80000 Fans im Signal-Iduna-Park sein. Unter den Anwesenden ist auch Piet Heinrich (42). Der Dortmunder ist schon seit über 20 Jahren immer an gleicher Stelle im Stadion zu finden. Nicht in der Rolle als Fan, sondern als Sanitäter des DRK. In „seinem“ Block auf der „Ost“ hat er alles im Blick. „Nicht nur ich, auch viele der Fans haben hier auf der Tribüne über Jahre ihren festen Platz. Man kennt sich. Wir sind wie eine große Familie“, berichtet er. Glücklicherweise kommt es nicht oft zu Einsätzen rund um seine Position. „Hier passiert recht selten etwas. Hier achten alle gegenseitig aufeinander.“

Den zugeteilten Block immer im Auge. Im Hintergund: Die gelbe Wand.
Den zugeteilten Block immer im Auge. Im Hintergund: Die gelbe Wand. © Dominik Göttker

Doch wenn mal etwas passieren sollte, steht Heinrich parat. „Vom Pflasterkleben bis hin zum Herzinfarkt – wir sind für alles gewappnet und über Funk mit dem Abschnittsleiter verbunden. Dieser kann dann, je nach Schwere der Verletzung etc., weitere Hilfe anfordern.“ Sein Dienst endet allerdings nicht mit Abpfiff des Spiels um 17.15 Uhr. „Ich stehe hier, bis der Letzte gegangen ist. Das kann dann auch schon einmal 19 Uhr werden.“ So sieht es auch bei den anderen Einsatzorten aus. „Bei uns dauern die 90 Minuten eben um die sieben Stunden“, fasst Fred Weingardt, stellvertretender Kreisgeschäftsführer des DRK die Arbeitszeit des Teams zusammen.

Im und rund um den Fanblock im Einsatz

Noch nicht ganz so lange im Stadion mit dabei sind Ann-Katrin Hilgenhöne und Maximilian Friedrich. Zweiter ist heute sogar das erste Mal im Signal-Iduna-Park im Einsatz. Aufgeregt oder angespannt ist er aber nicht. „Das ist hier schon etwas anderes – sprich ein anderer Maßstab“, berichtet er. „Doch wir müssen hier, wie bei jedem anderen Einsatz auch, genauso wachsam sein und mögliche Gefahrensituationen richtig einschätzen.“ Die beiden Rettungshelfer sind vor Beginn des Spiels nicht im Block, sondern im Bereich unter den Blöcken im Einsatz. „Hier spielt sich vor und nach dem Spiel aber auch während der Halbzeit das meiste ab. Die Fans treffen sich hier, kaufen sich was zum Essen und Trinken“, so Hilgenhöne. „Bei Anpfiff gehen wir mit in den Block.“ Heißt: Bis Spielbeginn beobachtet das Zweierteam gemeinsam das Menschentreiben und ist jederzeit bereit für einen möglichen Einsatz rund um ihre Position. Ausgestattet sind sie mit einer Sanitätstasche und einem Defibrillator und natürlich mit einem Funkgerät, um jederzeit für Verstärkung zu sorgen und um einen möglichen Einsatz bei der Einsatzstelle zu melden. Denn: Jeder Einsatz muss im System für die Statistik vermerkt werden. „Wir freuen uns, dass wir hier sein können“, so die Ann-Katrin und Maximilian. „Für das DRK tätig zu sein, ist unsere Leidenschaft und dafür opfern wir gerne unsere Freizeit.“

Weiter oben im Stadion – genauer gesagt im Einsatzleitstand – sind auch schon alle auf Position. Hier wird über diverse Kamerapositionen der Zu- und Ablauf der Fans im und außerhalb des Stadions beobachtet. Sollte an einer Stelle etwas passieren, wird von hier aus die Koordination übernommen. Der Einsatzleitstand ist immer mit fünf Personen besetzt.

Ein ruhiger Tag auf der „Ost“

Über die Bildschirme haben die Einsatzkräfte im Einsatzleitstand alles im Blick.
Über die Bildschirme haben die Einsatzkräfte im Einsatzleitstand alles im Blick. © Dominik Göttker

Zurück auf die Ost. Hier im Sanitätsraum ist es ruhig. Das Spiel läuft. Lediglich eine Dame mit Nasenbluten wurde kurz vor Anpfiff behandelt. Tim Junker und drei weitere DRK-Helfer nutzen die ruhige Zeit für einen Kaffee oder Tee. Im Hintergrund läuft das Spiel vom BvB auf dem Fernseher.

Als der Schiedsrichter das Spiel um 17.15 Uhr abpfeift, wird es wieder etwas strubbeliger rund um die Ausgänge. Doch rund um Junkers Bereich bleibt es heute ruhig. Das Spiel endet 2:2. Zufrieden sind die Fans der Borussia damit nicht. Also schnell nach Hause und ab ins Warme. „Wenn die Ergebnisse nicht so stimmen, wie die Fans sie erwarten, leert sich das Stadion schneller und die Teams können früher ihre Positionen verlassen“, so Pütschneider.

So sind auch der Pressesprecher sowie einige seiner DRK-Kollegen wieder am Ausgangspunkt – dem Behandlungsplatz – angekommen. Mittlerweile ist es fast 18 Uhr. Es ist dunkel und auch kalt geworden. Die Dienstausweise werden wieder eingesammelt, dabei wird sich über den heutigen Einsatz ausgetauscht, DRK-Helfer aus anderen Regionen werden unterdessen verabschiedet. „Da diese teilweise noch einen langen Heimweg vor sich haben, dürfen sie etwas eher fahren als wir“, erklärt er. Sobald die Letzten am Treffpunkt angekommen sind, tritt auch die Rotkreuzgemeinschaft 8 die Rückfahrt nach Wellinghofen an. So auch Tim Junker und sein Team. Ein langer Tag geht zu Ende – glücklicherweise ohne größere Verletzungen. Am Ausgangspunkt angekommen, werden die Autos leer geräumt und jeder tritt nun die Heimreise von hier aus an. Wiedersehen werden Sie sich hier zum nächsten Einsatz. Dann wird der feste Stamm an Helfern zurück in den Signal-Iduna-Park kehren – ehrenamtlich versteht sich.

>>>> Infokasten:

Finanzielle Unterstützung erhält das DRK in Nordrhein-Westfalen unter anderem aus Zweckerträgen der Lotterien von WestLotto. Und wie kommt es dazu? Was die wenigsten wissen: Von jedem Spieleinsatz werden im Land NRW durch das Lotto-Prinzip Institutionen aus der Wohlfahrt, Denkmalschutz, Sport, Kunst und Kultur sowie Naturschutz in NRW gefördert. So ist jeder Spielschein ein Gewinn für alle. Beispielprojekte gibt es u.a. auf der Internetseite www.westlotto.de.