Duisburg. Das Schifferkinderheim Nikolausburg in Duisburg war ein Internat für Kinder der Binnenschiffer. Heute ist es eine Einrichtung der Jugendhilfe.

WestLotto fördert durch Gelder das Gemeinwohl. Dazu zählt unter anderem auch die Caritas, die Träger des Kinderschifferheims Nikolausburg im historischen Hafenstadtteil Duisburg-Ruhrort ist.

Es war früher ein Internat für die schulpflichtigen Kinder der Binnenschiffer. Spätestens dann mussten sie das Schiff ihrer nicht sesshaften Eltern verlassen und die Schulbank drücken. Der Name des Hauses ist inzwischen nur noch Geschichte. Heute ist das Schifferkinderheim Nikolausburg eine moderne Einrichtung der Jugendhilfe mit einem breit gefächerten Hilfeangebot für Kinder, Jugendliche und ihre Familien. Es bietet mehr als 140 Plätze.

Zwei unterschiedliche Welten

Vom großen Abenteuer auf einem Binnenschiff zum strengen Alltag im Heim, das war für den Rheinhausener Peter Maas damals nicht einfach. Er berichtet von zwei unterschiedlichen Welten, als er von einem Tag auf den anderen 1965 ins Heim ziehen musste: „Meine Eltern und Großeltern waren Binnenschiffer. Bevor ich in die Schule kam, war ich immer mit auf dem Schiff. Dort war es toll. Wir hatten Sand geladen und ich habe mein Spielzeug in den größten Sandkasten Deutschlands hineingeworfen.“ Und er kannte natürlich die vielen schönen Flecken entlang des Rheins. So gebe es kaum einen Winkel rechts und links des großen deutschen Flusses, vom mächtigen 4711-Haus in Köln bis zum überdimensionalen Erdal-Frosch auf einer Fabrik in Mainz, den er nicht durch x-faches Passieren kennen würde.

Im Heim hatten Ordensschwestern das Sagen. Von jetzt an hieß es, in einem Mehrbettzimmer zu schlafen, früh geweckt zu werden, dann schnelles Frühstück zu sich nehmen und ab in die Schule. Im Gegensatz zu anderen Kindern hatte Peter Maas noch Glück, dass die Oma ganz in der Nähe wohnte und er die Nachmittage dort verbringen konnte. Abends, nach der Rückkehr von der Großmutter, meldete er sich beim Heimpersonal zurück. Aufs Schiff ging‘s nur noch in den Ferien. Die Eltern sah man nur, wenn sie auf ihren Touren in Ruhrort vorbei schipperten.

Von der Gaststätte zum Schifferkinderheim

Die ehemalige Gaststätte Köhnen an der Dammstraße 1b in Alt-Homberg, so schreibt es Reinhard Stratenwerth, Archivar des Freundeskreises Historisches Homberg, wurde 1950 zum Schifferkinderheim der evangelischen Gemeinde umgebaut. Zuständig für die Leitung war Pastor Walter Ackermann. Die Schifferkinder kamen mit Beginn der Schulpflicht nach Homberg. 1990 wurde das Heim zum „Haus der Schiffergemeinde“ umgewidmet, Binnenschiffer übernachteten hier.

Das von der Caritas geführte Schifferkinderheim Nikolausburg in Ruhrort war früher ein Internat für schulpflichtige Kinder der Binnenschiffer. „Der Name ist heute nur noch Geschichte“, erklärt Einrichtungsleiter Andreas Kollöchter, „eines der letzten Binnenschifferkinder war 2007 als offizieller Gast zum 80. Jubiläum der Einrichtung im Jahr 1995 anwesend.“