Detmold. Manchmal muss man tief buddeln, um Schätze zu entdecken. So wie auf der Falkenburg nahe Detmold. Die Anlage profitiert von Lotterie-Geldern.

Die Falkenburg hoch oben in der Nähe von Detmold erstrahlt heute nur dank archäologischer Ausgrabungen so prachtvoll. Der Ausblick von der hochmittelalterlichen Anlage ist überwältigend. In der Ferne grüßt Hermann der Cherusker vom Sockel seines Denkmals.

Im Besitz der Familie zur Lippe

Bis heute befindet sich das Gelände der Falkenburg mit Umgebung im Besitz der Familie zur Lippe. Das amtierende Oberhaupt, Prinz Stephan zur Lippe, spielt bei den Bemühungen um Freilegung und Sanierung des historischen Stammsitzes eine zentrale Rolle. Doch die Falkenburg ist nicht nur für die Familiengeschichte nordwestdeutscher Adeliger von Bedeutung, sie verleiht einer ganzen Region das Gefühl von Heimat und Zugehörigkeit.

Um das verstehen zu können, hilft ein Blick auf die Geschichte dieser besonderen Landschaft. Der Kreis Lippe gehört heute zu Nordrhein-Westfalen. Historisch blickt das Land auf eine lange Tradition zurück. Über Jahrhunderte und durch viele historische Umbrüche hinweg konnte es seine territoriale Selbstständigkeit bewahren. Das änderte sich erst beim Aufbau der Bundesrepublik nach dem Zweiten Weltkrieg, als eine gestraffte föderale Struktur geschaffen wurde. Das ehemalige Fürstentum kam damals zu NRW. So fand neben dem Westfalenross und dem Rheinstrom auch die lippische Rose Eingang in das Landeswappen.

Aufkleber „Fürstentum Lippe“ ziert manches Auto

Das Bewusstsein einer eigenständigen und besonderen Geschichte ist in der Region verbreitet. Das hat auch mit der bis zum Ende des Kaiserreiches in Amt und Würden befindlichen und im Raum Detmold sehr präsenten Fürstenfamilie zur Lippe-Biesterfeld zu tun, die eine identitätsstiftende Wirkung für die Lipper besitzt, auch wenn die meisten längst überzeugte Republikaner sind. Der Aufkleber „Fürstentum Lippe“ befindet sich dennoch an manchen Autos des Kreises.

Spricht man vom Land Lippe und seinen Regenten, dann taucht die Falkenburg als zentraler Gründungsort auf. Von hier aus entfaltete sich im Hochmittelalter die Herrschaft des Hauses Lippe über die Region. Einer der Gefolgsmänner Heinrichs des Löwen, Bernhard II. zur Lippe, entschloss sich gegen Ende des 12. Jahrhunderts zum Bau eines starken und repräsentativen Regierungssitzes an einer wichtigen Handelsstraße, der gleichzeitig den benachbarten Bischöfen von Paderborn die Grenzen ihrer Befugnis signalisierte. Nach einer Reihe von Stadtgründungen zog sich die Dynastie zur Lippe Mitte des 14. Jahrhunderts von der Falkenburg zurück. Der Schwerpunkt der Herrschaft hatte sich von dort in Richtung Norden verlagert.

200-jähriger Dornröschen-Schlaf

Auch verpachtet blieb die Falkenburg ein wichtiger Eckstein der lippischen Herrschaft. Die Verteidigungsanlagen rüstete man beim Aufkommen von Feuerwaffen entsprechend nach. Während der Soester Fehde wurde die Festung 1447 von böhmischen Söldnern im Auftrag des Erzbischofs von Köln belagert, konnte aber nicht erobert werden. Die Archäologen fanden einen unvollendeten Stollen für eine Sprengladung, den die Belagerer vorgetrieben hatten. Feuersbrünste, die ohne feindliche Einwirkung ausbrachen, schädigten den Ort zweimal massiv. 1523 gab der letzte Pächter der Falkenburg den Standort auf.

Nach schleichendem Verfall gab Anfang des 19. Jahrhunderts die Fürstin Pauline die Burg als Steinbruch frei. Danach geriet das Gemäuer regelrecht in Vergessenheit. Vegetation überwucherte nach und nach die Ruine, so dass von der alten Burgherrlichkeit bald bis auf einen Bergfried-Überrest kaum etwas zu sehen war. Johannes Müller-Kissling, leitender Archäologe an der Ausgrabungsstätte Falkenburg, hält den rund 200-jährigen „Dornröschen-Schlaf“ der Falkenburg für einen Segen. So blieb die Burg nahezu unberührt im Boden und konnte in den vergangenen 13 Jahren praktisch „jungfräulich wieder ausgepackt werden“.

Erträge aus der Lotterie GlücksSpirale

Heute lässt sich der Aufbau der mächtigen Burg wieder nachvollziehen – vom Zwinger über die Vorburg mit Brunnen bis zur Hauptburg mit Bergfried und Palas. Dass die Archäologen ihre Arbeit leisten konnten, ist unter anderem auch der Unterstützung der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD) und der NRW-Stiftung Natur Heimat Kultur zu verdanken. Während die DSD sich vor allem über Erträge aus der Lotterie GlücksSpirale und Spenden finanziert, erhält die NRW-Stiftung neben Beiträgen ihres Fördervereins vom Land NRW Gelder aus dem Topf der WestLotto-Abgaben für das Gemeinwohl. Auch die Besitzer der Falkenburg steuern erhebliche Summen zu Sanierung und Pflege bei. Insgesamt wurden in den vergangenen Jahren mehr als eine Million Euro in das Projekt investiert.

>>> Führungen

Die Falkenburg kann auch besichtigt werden, allerdings nur bei öffentlichen Führungen und auf eigene Gefahr (es handelt sich schließlich um eine Grabungs- und Baustelle). Termine und Informationen gibt es im Internet unter www.falkenburg-lippe.de