Köln. Sportstiftung NRW fördert Nachwuchshoffnungen
Ute Schäfer, frühere NRW-Sportministerin, ist seit Anfang April Vorstandsvorsitzende der Sportstiftung NRW. Westlotto sprach mit ihr über ihre neue Funktion und die Aufgaben der Stiftung.
Sie sind neue Vorsitzende der Sportstiftung NRW. Welche Ziele haben Sie sich in dieser Position gesteckt?
Ute Schäfer: Die Sportstiftung NRW hat die Aufgabe, den Nachwuchs im Leistungssport zu fördern. Damit verbinden sich für mich verschiedene Ziele. Zum einen geht es darum, die individuelle Förderung der Athletinnen und Athleten weiterzuentwickeln; zum anderen wollen wir die Kooperation zwischen Wirtschaft und Leistungssport ausbauen.
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Wie hängen denn Wirtschaft und Leistungssport zusammen?
Schäfer: Es gibt bereits ein gut funktionierendes Netzwerk, das für Sportler Perspektiven nach der aktiven Zeit schafft. Das heißt, Unternehmen unterstützen diese, sich auf einen späteren Beruf vorzubereiten. Ein Baustein darin ist zum Beispiel die sogenannte Zwillingskarriere. Mentoren aus Betrieben geben hier bereits während der aktiven Zeit im Leistungssport Hilfestellung, in der Wirtschaft Fuß zu fassen.
Geht es ausschließlich um die Sportler?
Schäfer: Nein. Wir wollen uns künftig auch den Trainern stärker zuwenden. Denn was für die Sportler gilt, zählt ebenfalls für die Betreuer. Qualifizierte Ausbilder sind für den Sport enorm wichtig, das ist schließlich keine Berufung, sondern ein Beruf. Trainer benötigen ebenfalls Perspektiven, sei es im Sport oder in der Wirtschaft.
Die Sportstiftung NRW ist die einzige Initiative eines Bundeslandes zur Förderung des olympischen Spitzennachwuchses. Warum wurde sie vor 16 Jahren ins Leben gerufen?
Schäfer: Tatsächlich, diese Stiftung ist bundesweit einzigartig und darauf kann NRW stolz sein. Grundidee damals wie heute ist es, den Leistungssport gezielt zu professionalisieren, Athleten einen reibungslosen Übergang vom Landes- in den Bundeskader zu ermöglichen und Talente optimal zu fördern. NRW wollte und will, dass hochtalentierte Nachwuchssportler so früh wie möglich begleitet und gefördert werden – im Zusammenspiel mit Fachverbänden, Wissenschaft und Forschung sowie der Wirtschaft.
Warum ist solch eine Institution – abgesehen von der Sportlerförderung – wichtig für die Bürger Nordrhein-Westfalens?
Schäfer: NRW ist Sportland Nummer 1. Das können wir ganz selbstbewusst sagen. Und jeder Bürger freut sich doch über Medaillen und sportliche Erfolge – wie die Athleten selbst. Sportliche Erfolge heben das Ansehen eines Landes sowie seiner Bürger. Und vergessen Sie nicht den Sport als Standortfaktor.
Wie identifizieren Sie denn förderungswürdige Talente?
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Schäfer: Bevor die Sportstiftung NRW Talente fördert, durchlaufen sie einen langen Prüfprozess. Wir bauen dabei auf das engmaschige Netz erfahrener Heim-, Landes- und Bundestrainer. Die Trainer, die ein Talent gesichtet haben, führen ein gemeinsames Vorgespräch mit den Eltern, um Potenziale, Wünsche und Ziele auszuloten. Es folgt ein weiteres Gespräch zwischen Eltern, Athleten, Trainern und den Laufbahnberatern der Olympiastützpunkte. Erst danach stellen sich die Talente bei der Sportstiftung vor. Mit dem von der Sportstiftung initiierten und moderierten Arbeitskreis „Coach the Coach“ gibt es zudem eine sportartübergreifende Plattform zum Austausch, auf der Aspekte der Talentförderung eine sehr wichtige Rolle spielen.
Wer entscheidet schließlich, ob ein Talent gefördert wird?
Schäfer: Sobald die gerade genannten Gespräche geführt sind, lautet die wichtigste Frage, die alle ehrlich beantworten müssen: Ist es wirklich zu schaffen, neben Schule, Ausbildung oder Studium Hochleistungssport zu betreiben? Lautet die Antwort ja, muss ein Förderantrag gestellt werden. Der Gutachterausschuss, besetzt mit Vertretern des Landes, der Sportstiftung NRW, des Landessportbundes und der Olympiastiftung, prüft den Antrag und spricht eine Empfehlung aus, über die schließlich der Vorstand der Sportstiftung NRW entscheidet.