Natürlich gibt es die Top-Listen, die Bewertungsfunktion, die zahlreichen Kategorien. Und dennoch drohen in der Flut an Spielen, die täglich in Apples App Store landen, zahlreiche Perlen unterzugehen. Ein Überblick über die interessantesten Titel.

Das runde Leckerli muss ins grüne Monster:
Das runde Leckerli muss ins grüne Monster: "Cut the Rope" zählt zu den beliebtesten Knobelspielen auf iPad und iPhone.

"Cut the Rope" (Chillingo, iPhone, iPod Touch, iPad, 1,49 Euro): Ein buchstäblich süßes Spiel um ein bonbonvernarrtes Monster in der Box, das sich keinen Zentimeter bewegt und furchtbar traurig dreinblickt, wenn es am Ende kein Leckerli bekommt. Also schneidet der Spieler mit Fingerspitzengefühl und gutem Timing Schnüre durch, an denen Süßigkeiten baumeln. Er tippt auf Blasebalken, lässt Seifenblasen zerplatzen und hütet sich vor Stacheln, Spinnen und anderem Ungemach. Die ersten Level dienen als Fingerübung, später wird's knifflig bis unmöglich, alle Sterne in einem Rätsel abzugreifen und den grünen Nimmersatt zielgenau zu füttern. Gesamtnote: Sehr gut.

Das Wimmelbildspiel
Das Wimmelbildspiel "Drawn - Der Turm" ist wunderbar melancholisch.

"Drawn - Der Turm" (Bigfish Games, iPad, 7,99 Euro): Schöner und melancholischer wurde das Genre der Wimmelbildspiele bislang wohl nicht bedient. "Drawn - Der Turm" erschien bereits 2009 für den PC und zählt momentan zu den umsatzstärksten Spielen im App-Store, was nicht nur dem hohen Verkaufspreis von rund acht Euro geschuldet ist, sondern auch der märchenhaften Welt, in die iPad-Besitzer entführt werden. Begleitet von Streichern, Pianoklängen und sakralen Chören macht man sich auf die Suche nach einem kleinen Mädchen, das die besondere Gabe besitzt, lebendige Gemälde zu erschaffen. Doch der Weg zur Turmspitze, wo Iris festsitzt, ist gespickt mit Rätseln, bei denen ein gutes Auge und ein wenig Kombinationsgabe gefragt sind. Nach rund fünf Stunden ist jedoch alles vorbei - und man wünscht sich sehnlichst eine Umsetzung der PC-Fortsetzung "Drawn - Flucht aus der Dunkelheit." Gesamtnote: Sehr gut.

"Dungeon Hunter 2" bietet jede Menge Action-Rollenspiel für wenig Geld.

"Dungeon Hunter 2" (Gameloft, iPad, iPhone, 5,49 Euro): Vielleicht eines der umfangreichsten, schönsten, komfortabelsten und deshalb besten Spiele, die bislang für iPad und iPhone erschienen sind. In diesem Action-Rollenspiel kämpft man sich über 25 Stunden lang als Krieger, Magier oder Schurke durch finstere Kerker und Heerscharen monströser Widersacher, um am Ende das Land Gothicus vor dem eigenen dämonischen Bruder zu retten. Das Spielgeschehen setzt auf eine ähnliche Suchtspirale wie das große Vorbild "Diablo" - sprich: Für jeden niedergestreckten Gegner gibt es Erfahrungspunkte, die irgendwann zum Levelaufstieg und damit zu noch besseren Attributen und Sonderfähigkeiten führen. Je kräftiger der Held, desto mehr Möglichkeiten bieten sich auch bei der Ausrüstung, die sich meist in versteckten Schatztruhen findet oder gegen bare Münze bei Händlern erwerben lässt. Steuerung und Menüführung von "Dungeon Hunter 2" sind nahezu makellos, Grafik, Sound- und Musikuntermalung durchweg beeindruckend. Und obendrein gibt's noch einen Online-Mehrspielermodus, in dem bis zu vier Helden gemeinsam auf Monsterjagd gehen dürfen. Rollenspielerherz, was willst du mehr? Gesamtnote: Sehr gut.

Mit
Mit "Galaxy on Fire 2" gibt's ein ganzes Universum für die Hosentasche.

"Galaxy on Fire 2" (Fishlabs, iPhone, iPad, 7,99 Euro): Dass eine ganze Galaxie in die Hosen- beziehungsweise Umhängetasche passt, beweist die Space-Opera "Galaxy on Fire 2". Darin verschlägt es den Kopfgeldjäger Keith T. Maxwell aufgrund eines Funktionsfehler seines Hyperantriebs nicht nur 35 Jahre in die Zukunft, sondern auch in einen fernen Teil der Galaxie, wo er sich fortan als Weltraumhändler, Söldner und Rohstoff-Lieferant durchschlagen muss. Über 100 Raumstationen von vier unterschiedlichen Fraktionen lassen sich anfliegen, um einträgliche Aufträge an Land zu ziehen. Aber hier ist definitiv der Weg das Ziel, denn das All schimmert in den schönsten Farben. Da verschmerzt man es gerne, dass die unendliche Freiheit von vielen Ladeschirmen und eng abgesteckten Arealen ein wenig eingeschränkt wird und die Kämpfe im All etwas dynamischer hätten ausfallen können. Das Aufrüsten des eigenen Schiffs und der Kampf gegen eine aggressive Alienrasse motivieren jedoch über die gesamte Dauer von rund zehn bis zwölf Stunden. Gesamtnote: Gut.

"Infinity Blade" zählt zu den grafisch beeindruckendsten iPad- und iPhone-Titeln.

"Infinity Blade" (Chair Entertainment, iPad, iPhone 3GS, iPhone 4, iPod Touch 3. und 4. Generation, 4,99 Euro): Es ist der Ritter aus der Apple-Werbung, der viele neugierig gemacht hat: Können iPhone- und iPad-Spiele so gut aussehen? Sie können! Allerdings verbirgt sich hinter all dem Grafikglanz von "Infinity Blade" ein spielerisch eher bescheidenes Actionspiel, das die meiste Zeit einem Reaktionstest gleicht. Mit vielen Wischbewegungen und ein wenig Geschick müssen hier dämonische Ritter und monströse Viecher im Akkord besiegt werden, ehe ein Gottkönig zum Duell bittet. Das wird auf Dauer ein wenig eintönig, weil es mehrere Anläufe und eine ordentliche Ausrüstung benötigt, ehe man im Finale auch nur den Hauch einer Chance hat. Dennoch: Zum Angeben ideal! Gesamtnote: Gut.

Turmbau zu Apple:
Turmbau zu Apple: "Jenga" macht auch auf dem iPad Spaß.

Alles andere als ein Wackelkandidat: "Jenga" (0,79 Euro) sei hier nur stellvertretend für eine Reihe erstklassiger Umsetzungen prominenter Brettspiele genannt. Neben dem empfindlichen Klötzchenturmbau stehen auch iPad- und iPhone-Varianten von "Risiko" (5,49 Euro), "Das Spiel des Lebens" (5,49 Euro), "Catan" (3,99 Euro)", "Monopoly" (7,99 Euro) und "Carcassonne" (7,99 Euro) im App Store zum Download bereit. Diese erweisen sich vor allem in geselliger Runde als kostengünstige Alternative zum Original - wenngleich die Haptik natürlich leidet. Trotz Touchscreen. Gesamtnoten: Gut bis sehr gut.

Der Shooter
Der Shooter "N.O.V.A. 2" kommt erst ab der zweiten Spielhälfte auf Hochtouren.

"N.O.V.A. 2 - Near Orbit Vanguard Alliance" (Gameloft, iPad, iPhone, 5,49 Euro): Als intergalaktische Ein-Mann-Armee nehmen es iPhone- und iPad-Spieler in diesem Ego-Shooter mit Heerscharen fieser Aliens, umgepolter Soldaten und riesiger Mechs auf. Das alles gleicht anfangs einer monotonen Moorhuhnjagd auf fernen Planeten. Doch ab der zweiten Hälfte startet "N.O.V.A. 2" durch, verfrachtet den Spieler ins Weltall, konfrontiert ihn dort mit besonders dicken Brocken und schaltet beim Spieltempo noch ein paar Gänge höher - "Halo" lässt grüßen. Wer nach einem Dutzend Level immer noch nicht genug geballert hat, darf sich im Multiplayer-Modus für bis zu zehn Teilnehmer austoben - oder zum geerdeten "Modern Combat 2: Black Pegasus" (5,49 Euro) aus demselben Haus greifen. Darin begibt man sich mit gezücktem iPad und iPhone auf eine Terroristenjagd, die spielerisch stark an der Milliardenmarke "Call of Duty" angelehnt ist, ähnlich aufwendig in Szene gesetzt wird und ebenfalls über einen hervorragenden Mehrspielermodus verfügt. Gesamtnote: Gut.

Trotz sphärischer Klänge und abgehobener Aufmachung geht es in
Trotz sphärischer Klänge und abgehobener Aufmachung geht es in "Osmos" geht vornehmlich ums fressen und gefressen werden.

"Osmos" (Hemisphäre Games, iPad, iPhone, iPod Touch, 3,99 Euro): Man könnte bei "Osmos" eigentlich von virtueller Kunst sprechen, ginge es bei dieser abstrakten Spielerei für nicht ausschließlich ums fressen und gefressen werden. Um eine blau leuchtende Sphäre, die getreu dem Namen Zelle, Planet und Universum zugleich sein könnte. Und um andere leuchtende Formen, die sich erst dann schlucken lassen, wenn man selbst mehr Masse als sie besitzt. Fatal nur, dass die eigene Spielfigur beim Manövrieren durch die Dunkelheit, bei der Jagd auf schwächere oder der Flucht vor größeren und aggressiveren Organismen unablässig an Gewicht verliert. Hektisches Hantieren und viele Richtungskorrekturen verschlimmern die Lage, was vor allem dann deutlich wird, wenn man um eine Art Zentralgestirn kreist und kleinste Änderungen drastische Auswirkungen auf die Umlaufbahn haben. Wie bei den artverwandten Titeln "Rez" und "Flow" ist auch bei "Osmos" die beruhigende Dub-Musik elementarer Bestandteil einer außerordentlichen Spielerfahrung. Gesamtnote: Sehr gut.

Städtebau per Fingerzeig: EA veröffentlichte den Klassiker
Städtebau per Fingerzeig: EA veröffentlichte den Klassiker "Sim City" als "Deluxe"-Version fürs iPad.

"Sim City Deluxe" (EA, iPad, 5,49 Euro): EAs Städtebauklassiker macht auf dem iPad dank hoher Bildschirmauflösung eine optisch schöne Figur und lebt von seinem prominenten Namen. Allerdings lässt die Handhabe bei der Planung der Energie- und Wasserversorgung, des Straßen- und Schienenverkehrs sowie der Wohn- und Industrieflächen ein wenig an Präzision vermissen. Aus diesem Grund sollte man vor allem mit der Planierraupe vorsichtig umgehen, andernfalls sind mit einem Fingerwisch ganze Viertel eingeebnet. Neben dem freien Spiel wartet "Sim City Deluxe" auch mit mehreren Szenarien auf - von der Ausrichtung der Weltspiele bis hin zum Meteoritenschauer, der tiefe Krater im Stadtbild hinterlässt. Gesamtnote: Befriedigend.

Die Pilzköpfe wollen ins Licht - und der Spieler muss ihnen helfen.
Die Pilzköpfe wollen ins Licht - und der Spieler muss ihnen helfen. "Spirits" gleicht dem Puzzleklassiker "Lemmings".

"Spirits" (Spaces of Play, iPad, 3,99 Euro): "Vom Winde verweht" mal anders: Der vom Berliner Duo Spaces of Play entwickelte iPad-Titel wurde bereits vor seiner Veröffentlichung beim letztjährigen "IndieCade"-Festival in Los Angeles in der Kategorie "Aesthetics" ausgezeichnet. Wie beim Puzzleklassiker "Lemmings" müssen weiß leuchtende Geisterwesen zu einem Lichtstrudel dirigiert werden - vorbei an Hindernissen und Gefahrenquellen. Auf einen Fingerzeig hin graben sie Gänge, verwandeln sich in Ranken oder in Wolken, die ihre Artgenossen mit glitzerndem Staub in die Höhe pusten. Doch nicht die optische Umsetzung mit ihren warmen Farben und Lichtgestalten ist etwas Besonderes. Die meisten Level lassen sich auf die unterschiedlichsten Arten lösen. Hauptsache, am Ende finden genügend sphärische Pilzköpfe ihren Weg ins Licht. Gesamtnote: Sehr gut.

In
In "The Incident" regnet es allerlei Gegenstände vom Himmel.

"The Incident" (Big Bucket Software, iPad, iPod Touch, iPhone, 1,59 Euro): Alles Gute kommt von oben? Nicht in diesem Spiel. Unablässig prasseln Autos, Kühlschränke, Vitrinen, Plüschbären, Mikrowellen, Hundehütten und noch vieles mehr auf den Schlipsträger Frank Solway. Durch Neigen und Kippen des iPhones und iPads hilft man Frank, dem etwas anderen Hagelschauer auszuweichen. Drei Treffer dagegen - und ein Leben ist futsch. Aufgesammelte Edelsteine und Helm wirken dem Schwund entgegen, sodass Frank mit etwas Geschick auf dem ständigen Weg nach oben irgendwann das Weltall erreicht und die Wurzel allen Übels sieht. "The Incident" ist vor allem eins: retro. Grafik, Sounduntermalung und das minimalistische Spielprinzip könnten genauso gut aus der Amiga-Ära stammen. Nichtsdestotrotz ein eigenwilliger und kurzweiliger Spaß, der zum Schluss richtig fordert. Gesamtnote: Gut.

Kleine Schleimkügelchen werden bei
Kleine Schleimkügelchen werden bei "World of Goo" zu den aberwitzigsten Konstruktionen zusammengeklebt.

"World of Goo" (2D Boy, iPad, 3,99 Euro): Kleine, klebrige Kügelchen als tragendes Spielprinzip: Die bereits auf dem PC und Mac erfolgreiche Statik-Knobelei "World of Goo" gibt's nun auch fürs iPad - und hat in den letzten zwei Jahren nichts von ihrem Charme eingebüßt. Im Gegenteil: Die gelungene Umsetzung der clever aufgebauten Schleimerei sorgt dafür, dass man erst dann die Finger vom Touchscreen lässt, ehe das letzte Rätsel geknackt wurde. Gesamtnote: Sehr gut.

Das Kultadventure
Das Kultadventure "Baphomets Fluch - Die Spiegel der Finsternis" gibt's nun in einer "Remastered"-Ausgabe für iPad und iPhone.

"Baphomets Fluch - Die Spiegel der Finsternis: Remastered" (Revolution Software, iPad, iPhone, 5,49 Euro): Neuauflagen betagter PC-Adventures haben Hochkonjunktur auf dem iPad. Nach dem Erfolg der beiden "Monkey Island"-Abenteuer auf Apples Mobilplattformen machten sich die Entwickler von Revolution Software flugs an eine Umsetzung der kultigen "Baphomets Fluch"-Reihe. Seit Kurzem steht nun der zweite Teil, "Die Spiegel der Finsternis", zum Download bereit. Die Aufmachung wurde auf Hochglanz poliert, die Steuerung dem Touchscreen vorzüglich angepasst. Geblieben ist dagegen der Charme, den die Jagd von George Stobbart und Nico Collard nach einem mystischen Maya-Stein bereits vor 13 Jahren versprühte. Gesamtnote: Sehr gut.