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Die neue Steuerung für die Spielkonsole Xbox 360 fordert ganzen Körpereinsatz. Das kann ziemlich viel Spaß machen. Das kann aber auch den Familienfrieden gefährden. Wir wissen das. Wir haben sie getestet.

Es gibt eine neue Steuerung für Microsofts Spielkonsole Xbox 360. Soll die Zukunft sein, weil sich angeblich bald alles so steuern lässt. Auf jeden Fall ist es einer der Hits im Weihnachtsgeschäft. Kinect heißt das Teil, reagiert auf Bewegung und macht den menschlichen Körper in seiner Gesamtheit zum Controller. Das kann ziemlich viel Spaß machen. Das kann aber auch den Familienfrieden gefährden. Wir wissen das. Wir haben sie getestet.

„Och“, sagt mein Sohn, nachdem wir das kleine Päckchen aufgerissen haben, dass der Briefträger wenige Minuten zuvor abgegeben hat. „Mehr ist das nicht?“ Nein, mehr ist das nicht. Nur ein kleiner, schwarz lackierter, Kasten mit einem Standfuß und drei „Augen“. Aber dieses Kästchen hat es in sich. Verschiedene Kameras und Sensoren stecken in ihm. Eine Videokamera erfasst die Bewegungen der Spieler. Eine Kombination aus einem Infrarotsender und einem Bildsensor überwacht die Tiefe des Raums und sammelt 3D-Daten. Spezialmikrofone orten Stimmen im Raum und filtern Hintergrundgeräusche heraus. Ein Elektromotor im Fuß kann die Kinect-Einheit schwenken, sodass die Kamera Menschen folgen kann, die sich bewegen.

Vor dem Spiel ist Möberücken angesagt

Über oder unter dem Fernseher muss es positioniert und dann mit einem USB Kabel an die XBox 360 angeschlossen werden. Für ältere Modelle der Spielkonsole wird ein Adapter mitgeliefert. Technisch normal begabte Menschen benötigen für den kompletten Anschluss zehn, vielleicht zwölf Minuten, ihre Kinder wahrscheinlich nur die Hälfte.

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© Kinect

Dann werden Möbel verschoben. Sofa weg, Tisch verrückt, Bodenvase gesichert. „Wie das aussieht hier“, meckert meine Frau. „Muss das sein?“ Muss es. Denn Kinect braucht Platz. Viel Platz. Bewohner von Studentenheimen können deshalb an dieser Stelle aufhören zu lesen.

Alle anderen müssen nur noch für genügend Licht und wenig Nebengeräusche im Raum sorgen, dann kann es losgehen. „Wo ist der Controller“, fragt meine Frau. „Gibt es nicht“, antworte ich. „Die Hände sind der Controller.“ Manchmal auch die Beine. Oder der ganze Körper. Deshalb muss man sich vor Spielbeginn ein paar Sekunden ruhig hinstellen, damit Kinect einen erfassen kann.

Endlich kann es losgehen. Sport, Fitness- und Geschicklichkeitsspielchen sind bisher für die Kinect-Technik erhältlich. Die Arme muss man dafür bewegen, den Oberkörper beugen, auf der Stelle laufen oder in die Knie gehen. „Lass die Rolladen runter“, rät meine Frau. „Sieht total bekloppt aus, was ihr da macht.“

Schweißtreibende Angelegenheit

Mag sein, macht aber Spaß. Denn die Steuerung arbeitet bei den meisten Spielen unglaublich präzise. Das macht die Sache allerdings nicht weniger anstrengend. Schon nach wenigen Minuten beginnt man zu transpirieren vor dem Fernseher. Und spätestens nach dem zweiten virtuellen Boxkampf ist daraus Schweiß geworden. „Na Papa, kannst du noch?“

Nur manchmal, ganz selten, kommt die Steuerung in Schwierigkeiten. Mit den weiten Schlaghosen, die junge Mädchen gern bei sportlicher Betätigung tragen, hat sie zum Beispiel Probleme. Weil der Stoff so schwingt, dass die Bewegung der Beine nicht mehr exakt erfasst werden kann. Und große Hunde, die plötzlich durch das Wohnzimmer laufen, die mag die Kinect auch nicht.

Doch das sind Kleinigkeiten. Im Großen und Ganzen deutet Kinect an, wohin der Weg - zumindest bei Spaß- und Partyspielchen - führen kann. Ob auch komplexere Spiele damit funktionieren, sich DVD-Recorder und TV-Gerät damit steuern lassen, müssen die nächsten Monate zeigen. So lange muss die neue Steuerung eigentlich nur Haushaltsvorstände fürchten, die ihre Abende gerne mit Sofa, Tisch und Stehlampe im Wohnzimmer verbringen wollen. „Schluss jetzt“, ordnet mein Frau nach nicht einmal drei Stunden an. „Morgen könnt ihr weitermachen.“ Können wir dann aber doch nicht.

Zu viel Muskelkater.

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Seit dem Start von Kinect sind knapp 20 Spiele erschienen, die die neue Steuerung unterstützen, beziehungsweise ohne sie gar nicht laufen. Hier eine Auswahl.

Kinect Adventures

Liegt jeder Kinect automatisch bei und beinhaltet diverse Minispiele. Mit den richtigen Bewegungen fliegt man durch das All oder rast per Schlauchboot Stromschnellen hinunter. Für jüngere Nutzer oder zum staunen auf der nächsten party ganz nett.

Kinect Sports (Microsoft, ca. 45 Euro, ab 0 Jahre)

Das bisher wohl beste Spiel für Kinect. Weil es wie kein zweites zeugt, was die neue Steuerung so alles kann und gleichzeitig enormen Spaß macht. Game garantiert jedem Spaß, egal, wie fit er ist. In sechs verschiedenen actiongeladenen Fußball, Volleyball, Leichtathletik, Bowling, Tischtennis und Boxen gibt es. Und wer alles einmal durchgespielt hat, weiß, was er getan hat.

Kinect Joy Ride (Microsoft, ca.35 Euro, ab 0 Jahre)

Spielt sich ein bisschen wie Mario Kart. Nur eben ohne Controller. Kombiniert den Spaß von klassischem Gokartfahren mit controllerfreiem Spielen. Fünf verschiedene Spielmodi und drei einzigartige Welten sorgen für viel Spielspaß. Wer geschickt fährt und driftet kann sich Speed-Boost, Power-ups oder andere Extras verdienen.

Kinectimals (Microsoft, ca 35 Euro; ab 0 Jahre)

Ein Spiel für den Nachwuchs Wie echte Schoßtiere werden hier beispielsweise Tigerjungen genussvoll schnurren, wenn der Spieler sie hinter den Ohren krault. Kleine Kunststücke wie Springen, sich im Kreis drehen oder Ducken ahmen sie im Handumdrehen nach.

Dance Central (Microsoft, ca 35 Euro, ab 0 Jahre)

Natürlich gibt es auch ein Tanzspiel. Mit über 90 Übungen und 650 Bewegungen gibt es für jede Tanzfolge eine authentische Choreographie So werden Einsteiger wie Fortgeschrittene motiviert. Die Musik im Spiel reicht dabei von aktuellen Pop- und Hip Hop-Hits bis hin zu R&B-Künstlern.

Your Shape. Fitness Evolved (Ubisoft, ca.45 Euro, ab 0 jahre)

Hier kommt man schnell ins schwitzen. Denn der persönliche Trainer, der den Spielern von Anfang an zur Seite steht, stellt ein persönliches und individuelles Fitness-Programm zusammen. Zur Auswahl stehen Yoga oder Martial Arts, unterhaltsame familienfreundliche Minispiele oder klassische Workouts. Das Feedback-System erkennt eine falsche Körperhaltung und zeigt, wie sie sich korrigieren lässt.

Sonic Free Riders (Sega; ca. 40 Euro; ab 6 Jahre)

Für den schnellen Igel Sonic ist die neue Steuerung wie gemacht. In der Rolle des beliebten Videospielhelden, springt der Spieler auf sein Board, um der Konkurrenz davonzurasen. Wer sich in hohem Tempo durch waghalsige Parcours kämpfen will, muss vollen Körpereinsatz zeigen.

Motion Sports (Ubisoft; ca. 25 Euro; ab 6 Jahre)

Und noch einmal Sport. Hier gibt es unter anderem SuperG, Elfemterscheißen, Football oder Boxen. Allein nicht so unterhaltsam wie Kinect Sports, in größerer Runde allerdings ein Grarant für ausgelassene Stimmung.