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Insektenvernichter aufgepasst: „Lost Planet 2“ ist kein Ort für Einzelkämpfer. Die wahre Stärke erlangt das Actionspiel im elektronischen Sport durch den Onlinemodus: Pixel-Mann gegen Pixel-Mann.

Planeten sind bekanntlich Himmelskörper, die einfach nicht stillhalten können. In der Umlaufbahn unendlicher Weiten drehen sie eifrig ihre Runden, geraten im Laufe der Zeit ordentlich ins Rotieren. Planeten in freier Wildbahn sind keine Einzelgänger und benötigen genau das, was nun auch beim Third-Person-Shooter „Lost Planet 2“ gelten soll: Atmosphäre.

Mit der Fortsetzung des Actionspiels von 2006 möchte der japanische Hersteller Capcom in seiner schusskräftigen Weltraumgeschichte nun das allumfassende Tauwetter einläuten. Denn seit wir das letzte Mal unsere Hochglanzstiefel auf den Planeten E.D.N. III gesetzt haben, hat sich die Wettervorhersage für den Schauplatz maßgeblich verändert. Der Schnee, der auf Wummen fällt, ist nicht mehr bestimmend für das Bild des Planeten. Nach den Scharmützeln des ersten Teils könnte man also meinen, dass die Schneeschmelze für ein heiteres Zusammensein ihren wesentlichen Beitrag leistet. Doch weit gefehlt. Im kosmischen Zusammensein hakt es weiter gewaltig, was auch bei „Lost Planet 2“ die unwiderrufliche Reiseempfehlung zur Folge hat: Vergessen Sie Ihr Feuerwerkzeug nicht!

Allumfassendes Tauwetter

Eine vorzügliche Wahl, schließlich ist der Planet ein Nest – und die Horden von Aliens, die sich gierig auf die bewaffneten Protagonisten stürzen, sind nicht gerade auf eine lockere Plauderstunde über Wetter und Wärmeentwicklung aus. Dabei wäre dies in der wechselnden Kulisse manchmal durchaus angebracht. Ein regelrechter Dschungel ragt den Spielern entgegen, aus dem es ebenso verlässlich krächzt und ächzt, was bedeutet, dass sich Bewohner ohne Skrupel in den Vordergrund spielen. Das hat hitzige Feuergefechte zur Folge. Die Shooter-Dinge nehmen ihren Lauf. Welcome to the jungle!

Die Grafik in „Lost Planet 2“ verzichtet nicht auf spektakuläre Kinkerlitzchen, erfüllt sowohl bei der Gestaltung der Figuren als auch beim Durchqueren der einzelnen Passagen durchaus ihren Zweck. Bei den Aliens wird an Details nicht gespart. Schließlich kommen die Viecher wie Insekten daher, mit denen es die Weltraum-Evolution nicht gut gemeint hat. Schwimmflügel an wurmartigen Körpern, Tentakel an gepanzerten Käferbeinen. Und alle reißen sie kräftig die Klappe auf, deren Inhalt der Spieler samt Gefolge tunlichst nicht werden sollten. Manche haben einen Bärenhunger und verspeisen alles, was ihnen in den Weg kommt. Da kann es passieren, dass ohne Rücksicht auf Verluste Ausrüstungsgegenstände im Mageninneren der Ätz-Aliens verschwinden. Auf nimmer Wiedersehen!

All das ändert nichts an der fortschreitenden Erheiterung des hinter der Steuereinheit befindlichen Steuermanns, der beim Rudelspielen einfach deutlich mehr Laune hat. Der Onlinemodus spielt beim Gastspiel auf dem ungastlichen Planeten jedenfalls mit jeder Menge Kurzweil seine Vorteile aus. Zumal das Gameplay dank menschlicher Motivationshilfen deutlich gestärkt wird. Wer im Rudel sein Können an der Bewaffnung ausspielen kann, wird dafür belohnt. Wer kann dazu schon nein sagen? Dem Belohnungssystem sei dank. Pimp my soldier!

Pimp my soldier - dem Belohnungssystem sei dank

Was uns zwangsläufig zur Waffenkunde führt. Denn jeder Insektenvernichter kann dynamisch und individuell ausgestattet werden, was bei der Treffergenauigkeit später nur von Vorteil sein kann.

So gibt es eigentlich alles, was das Shooter-erprobte Waffenarsenal hergibt. Sturm- und Plasmagewehr können in der Ferne ein Volltreffer sein. Wer es brachialer mag, der wählt den Raketenwerfer. Die Schrotflinte für den Nahkampf sei echten Liebhabern ans Herz gelegt. Sicherheit geht vor: Nicht ohne Schild ins Freie.

„Lost Planet 2“ hält als Markenzeichen wahre Größe bereit. Selbst schlaffe Spieler werden zu eisernen Gesellen, wenn sie die sogenannten Vital Suits (VS) besteigen. Die zweibeinigen Mechanik-Konstruktionen laufen mit Termal Energie und können durch ihre Feuerkraft und Größe einen entscheidenden Gefechtsvorteil verschaffen. Ohne die Energie sind Stampfer allerdings so nützlich wie eine leere Büchse Bonduelle-Gemüse. Mit voller Power wird man zum Iron Man.

Selbst schlaffe Spieler werden zu eisernen Gesellen

E.D.N. III ist und bleibt ein Planet, auf dem es sich nicht gut alleine scherzen und schießen lässt. Daher können im Onlinemodus auch bis zu 16 Spieler gemeinsame Sache machen. Dort warten verschiedene Maps, die den Team-Duellen mit menschlichen Gegenspielern die richtige Würze geben. Manchmal muss man auf Gebäudewracks die Balance halten, sich durch alte Fabrikgebäude kämpfen oder Unterwasser die Luft anhalten und aufpassen, dass man sich beim Wegschnorcheln vom Gegner nicht den Kopf am Kulissen-U-Boot stößt.

Die Geschichte von „Lost Planet 2“ ist zweckmäßig, was allerdings auch mit einer Storyline-Sparfassung nicht wirklich auf die Bremse tritt. Im Onlinemodus steht einigen kniffligen Duellen im weiten Kosmos der Electronic Sports League nichts im Weg. Der Blick auf die Planetenkarte ist demnach überflüssig. E.D.N. III ist überall!