Ein Computerspiel wie gemacht für das Ruhrgebiet: Denn die Action spielte sich unter Tage ab. Das Diamanten-Fieber packte 1984 alle Felsen-Flüchtigen bei Boulder Dash. Aber wehe, wenn das Floppy-Laufwerk hakte.
Story: Was sind das für Ränder unter den Fingernägeln? Eine berechtigte Frage beim malochenden Winzling Rockfort, der sich bei Boulder Dash ständig unter der Erde aufhielt. Der Bursche buddelte bis die Schüppe krachte, gelenkt vom Spieler an der Computersteuerung. Ganz tief im Boden war das Pixel-Leben durchweg spannend - allerdings nicht ganz ungefährlich. Schließlich galt es jede Menge funkelnder Bodenschätze aufzustöbern.
Das Diamanten-Fieber machte sich breit. Und schon wurde es brenzlich: Wer nämlich zu gierig die Sandberge auf dem Monitor verschwinden ließ, der fand seine Figur überraschend fix unter einem Felsbrocken wieder. Dann waren die Spieler platt. Also wurde taktische Raffinesse bei jedem Zug zur Pflicht, um an das begehrte Ziel zu gelangen. Das ähnelte schon ein wenig einem Schachbrett. Schließlich gab es weitere Hindernisse: Miese Höhlenwesen machten Rockfort zusätzlich das Leben schwer. Diese Gesellen musste man in den Schächten tunlichst meiden. Sonst wurde es schnell zappenduster.
Gameplay: Grübeln, Krabbeln, Buddeln. Boulder Dash weckte den Untergrund-Kämpfer in dir. Der Rechner wurde zur Baustelle. Manche wünschten sich ein Absperrband um den Schreibtisch herbei – und wehe einer störte. Besonders begehrt war ein lässiges Constraction Kit. Mit dieser Ergänzung konnte man sich seine Level plötzlich selber zusammenbasteln. Der Spielspaß blieb in den Höhlen jedenfalls nicht stecken. Es sei denn, das Floppy-Laufwerk des C64 fing plötzlich an zu rattern. Mitten in den Glanzleistungen stürzte das Game gerne gnadenlos ab. Dann blieben nur zwei Möglichkeiten: Rot anlaufen und mit der Spitzhacke drohen. Oder knurrend den Neustart wagen. Zweites war übrigens der Königsweg: Denn wer wird gleich den Kopf in den Sand stecken.
eSport-Faktor: Klar, warum sollte Boulder Dash eigentlich kein eSport gewesen sein. Trotzdem hat es der Atari- und C64-Klassiker nie zu einer eigenen Liga in der Electronic Sports League geschafft. Obwohl der Denksport durchaus an Schach erinnerte. Es war schließlich alles dabei: Geschicktes Ausweichen, schnelle Reaktion, vorausplanendes Denken. Erst wenn man alles beherrschte, konnte man zum Buddel-Meister avancieren. Vielleicht wurde Boulder Dash ja von der zu großen Kommerzialisierung ausgebremst. Die Diamantenhatz war für einen Sport wohl doch eine Spur zu protzig. Trotzdem bleibt Boulder Dash irgendwie: wertvoll.
Und heute: Bei den zahlreichen Nachfolge- und Remake-Versionen den Überblick zu behalten, ist gar nicht so einfach. Boulder Dash stammte in der Ursprungsversion aus dem Hause First Star Software. Zeitgleich gab es diverse Sequels und leicht modifizierte Parallelversionen. Den Fans war’s damals ziemlich schnuppe - gespielt wurden alle Varianten. Zeitweise erschienen bedingt durch den Rockfort-Kult sogar eigene Fanmagazine. Auch heute ist die Begeisterung ungebrochen: Hauptsache das Buddeln geht weiter.
> Unmengen Spiel- und Stöbermaterial halten noch immer diverse Fanclubs bereit. Dort kann man selbst die Schüppe in die Hand nehmen und Rockfort in den Untergrund folgen.