Berlin. . Zum Verkaufsstart der Neuauflage des Action-Rollenspiel-Blockbusters Diablo III ist der PC-Spielemarkt umkämpft wie selten zuvor - die Spielebranche erzielt in Deutschland fast zwei Milliarden Euro Umsatz.

Mönch oder Dämonenjäger? Zauberkundiger Hexendoktor oder Barbar? Diese Frage stellen sich seit Dienstag Hunderttausende Computerspieler weltweit, wenn es darum geht, ihren Helden in Diablo III auszuwählen, der es wagt, die "Armeen der Brennenden Höllen" zu bekriegen. Die Gegner: Skelette, Untote, Riesenratten und andere Fabelwesen. Wer mitspielen will in dieser monströsen, für Außenstehende merkwürdig anmutenden Parallelwelt, hat lange Nächte vor sich - vorausgesetzt, er macht rund 50 Euro locker.

Mit dem Verkaufsstart des dritten Teils des Fantasy-Klassikers Diablo richten sich auch hierzulande die Augen der Spieleszene auf die frisch kreierte, computergenerierte Fabelwelt von "Sanktuario". Die Bosse im Hauptquartier von Diablo-Hersteller Activision Blizzard im kalifornischen Santa Monica dürften dagegen eher gebannt auf die Verkaufszahlen und den Kursverlauf der Aktie ihres Unternehmens blicken, mit einem Jahresumsatz von zuletzt 4,75 Milliarden Dollar die viertgrößte Spieleschmiede weltweit.

Zwei Millionen Vorbestellungen

Die Erwartungen, die Fans und Analysten an die Neuauflage des Klassikers knüpfen, sind hoch: Der im Jahr 2000 erschienene Vorgänger "Diablo II" verkaufte sich über vier Millionen Mal weltweit und war damit eines der erfolgreichsten PC-Spiele aller Zeiten. Ob der Nachfolger ähnlich einschlägt wie das Zauberschwert der zuletzt etwas in die Jahre gekommenen Spielehelden? Die wenigen Zahlen, die der Hersteller herausrückt, lassen es vermuten. "Uns liegen bisher zwei Millionen Vorbestellungen vor", sagt Blizzard-Sprecher Christian Beer. Wie es geht, hat World of Warcraft, ebenfalls ein Rollenspiel aus dem Hause "Activision Blizzard" vorgemacht, das rund zehn Millionen Abonnenten zählt, die dafür mindestens zehn Euro im Monat berappen.

Diablo 3

Welcher
Welcher "Diablo 3"-Held darf's denn sein? © Blizzard
Armbrüste, Bögen, selbst gebastelte Geschütztürme, Fallen, Wurfbomben: Schon das Waffenarsenal des Dämonenjägers verrät, dass er die dämonische Brut aufgrund seiner schwachen Nahkampffähigkeiten nicht all zu nah an sich heranlassen will.
Armbrüste, Bögen, selbst gebastelte Geschütztürme, Fallen, Wurfbomben: Schon das Waffenarsenal des Dämonenjägers verrät, dass er die dämonische Brut aufgrund seiner schwachen Nahkampffähigkeiten nicht all zu nah an sich heranlassen will. © Blizzard
Der Dämonenjäger setzt auf Fernkampfwaffen und nutzt ein zweigeteiltes Ressourcensystem.
Der Dämonenjäger setzt auf Fernkampfwaffen und nutzt ein zweigeteiltes Ressourcensystem. © Blizzard
Der wohl exostischste Held im
Der wohl exostischste Held im "Diablo 3"-Repertoire ist der Hexendoktor - nicht nur wegen seines Federkopfschmucks. © Blizzard
Der Hexendoktor ruft mit seinen Vodookräften unterschiedlichste Kreaturen herbei.
Der Hexendoktor ruft mit seinen Vodookräften unterschiedlichste Kreaturen herbei. © Blizzard
Schmächtig, aber mächtig: die Zauberin.
Schmächtig, aber mächtig: die Zauberin. © Blizzard
Die Zauberin verfügt über mannigfaltige Magieangriffe wie diesen Energiestrahl.
Die Zauberin verfügt über mannigfaltige Magieangriffe wie diesen Energiestrahl. © Blizzard
Der Mönch ist ein flinker Nahkämpfer.
Der Mönch ist ein flinker Nahkämpfer. © Blizzard
Der Mönch nimmt es allein mit seinen flinken Fäusten mit widerlichen Untoten auf.
Der Mönch nimmt es allein mit seinen flinken Fäusten mit widerlichen Untoten auf. © Blizzard
Wie schon im Vorgänger setzt der Barbar als wandelnde Ein-Mann-Armee mit einer oder zwei Waffen gleichzeitig seinen Widersachern zu.
Wie schon im Vorgänger setzt der Barbar als wandelnde Ein-Mann-Armee mit einer oder zwei Waffen gleichzeitig seinen Widersachern zu. © Blizzard
Mittendrin statt nur dabei: der Barbar.
Mittendrin statt nur dabei: der Barbar. © Blizzard
Der Start von
Der Start von "Diablo 3" lief holprig. Millionen Käufer wurden aufgrund überlasteter Server ausgesperrt. © Blizzard
Geplant war der Start von
Geplant war der Start von "Diablo 3" um Mitternacht. Die europäischen Server fuhren deutlich später hoch. © Blizzard
Halbwegs stattlich: Waldemar, der Waldbarbar hat in der ersten Nacht die Stufe zehn erreicht. Level 60 ist das Maximum.
Halbwegs stattlich: Waldemar, der Waldbarbar hat in der ersten Nacht die Stufe zehn erreicht. Level 60 ist das Maximum. © Blizzard
Die Online-Plattform Battle.Net stellte sich für eineinhalb Stunden tot und meldet den
Die Online-Plattform Battle.Net stellte sich für eineinhalb Stunden tot und meldet den "Fehler 37" im Akkord: "Die Server sind momentan ausgelastet. Versuchen Sie es später wieder." © Blizzard
Wer ist der Fremde, der vom Himmel fiel?
Wer ist der Fremde, der vom Himmel fiel? © Blizzard
Waldemar findet das erste Stück eines Schwerts, das ebenfalls vom Himmel fiel...
Waldemar findet das erste Stück eines Schwerts, das ebenfalls vom Himmel fiel... © Blizzard
1/17

Die ursprünglich wesentlich früher angekündigte Diablo-Neuauflage könnte der kalifornischen Spieleschmiede, die nach einem Rekordumsatz von 4,76 Milliarden Dollar im Jahr 2011 nur noch verhalten wächst, nun einen lang ersehnten Umsatzschub geben.

Blizzard will EA übertrumpfen

Sie könnte nicht nur, sie muss sogar, sagt Branchenbeobachterin Petra Fröhlich. Für Blizzard sei die Premiere "von extrem großer Bedeutung. Es ist die Cash Cow neben World of Warcraft, für das erst im Herbst die nächste Erweiterung erwartet wird", sagt die Chefredakteurin der Fachzeitschrift "PC-Games". Im ersten Quartal 2012 machte der Konzern mit 1,17 Milliarden Dollar laut den kürzlich veröffentlichten Zahlen fast ein Viertel weniger Kasse als im Vorjahr, der Gewinn betrug immer noch 384 Millionen Dollar.

Andererseits: Sollten sich die Absatzziele erfüllen, böte sich für Blizzard die Chance, endgültig am Dauerrivalen Electronic Arts (EA) vorbeizuziehen. Dessen aufwendig programmierter Titel "Star Wars: The Old Republic", ein Rollenspiel von vergleichbarer Machart, hatte trotz geschätzten Entwicklungskosten von 150 bis 200 Millionen Dollar zuletzt mit stark rückläufigen Abonnentenzahlen zu kämpfen.

Handel mit virtuellen Items boomt

Überhaupt: Die Abos. Sie gelten als wichtige Einnahmequelle, auch wenn der Umsatz mit Abonnements und Premium-Mitgliedschaften laut dem Branchenverband BIU im vergangenen Jahr um 5,6 Prozent auf insgesamt 183 Millionen Euro sank. An ihre Stelle tritt zunehmend der Online-Handel mit virtuellen Items, Ausrüstungsgegenstände für die abenteuerliche Reise in die virtuellen Welten von Diablo und Co. Ein Geschäftszweig, der immer wichtiger wird: 2011 stieg der Umsatz mit "virtuellen Zusatzinhalten" wie diesen um 70 Prozent auf insgesamt 233 Millionen Euro.

Nach Ansicht von Gaming-Expertin Fröhlich "generell etwas für Leute, die ungeduldig sind oder angeben wollen". Davon gibt es offensichtlich viele: 2010 gingen 3,2 Millionen Deutsche dem BIU zufolge auf Item-Einkaufstour im Netz. Das in Foren und Zeitschriften dieser tollen Premierentage meistdiskutierte Thema ist denn auch nicht etwa die eher dürftige Rahmenhandlung, sondern das neu eingeführte, "zweigeteilte Auktionshaus". Eine Online-Plattform, auf der im Spiel aufgesammelte Ausrüstungsgegenstände anschließend gehandelt und getauscht werden.

Sie soll den zuvor florierenden Schwarzmarkt auf Ebay eindämmen. Bezahlt wird wahlweise in Spielgeld oder in echten Euros. Für den Anbieter ein einträgliches Zusatzgeschäft. Denn mit jedem Mausklick, durch das ein Schwert oder eine prachtvolle Rüstung den Besitzer wechselt, verdient er mit - ähnlich wie bei E-Bay.

Von einem Einstieg in die Welt des wettkampfmäßig betriebenen eSports wird ebenfalls gemunkelt. Möglich machen könnte es ein neues Multiplayermodul, das es erleichtert, im organisierten Ligabetrieb die Schwerter zu kreuzen. Könnte also gut sein, dass es schon bald neue Online-Helden gibt in der verteufelt lukrativen Welt von Diablo III. Bezahlt jedenfalls wird prompt - und das sogar in Echtgeld. (dapd)

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von Youtube, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung