In den vergangenen Jahren teilten sich Nintendo und Sony den Markt der mobilen Spielekonsolen. Mit iPhone und vor allem iPod Touch möchte Apple sich als eigenständiger Handheld-Hersteller beweisen. Mit Touchscreen und großem Angebot von Spielen erweist sich der iPod Touch als williger Spielgefährte.
Greg Joswiak, Vize-Präsident der iPod- und iPhone-Produkte, erklärt den Kampf der mobilen Spielekonsolen für eröffnet: „Ich glaube, das Gameplay hat viele überrascht. So, wie wir das sehen, ist das die Zukunft der Spielmechanik. Geräte wie der Nintendo DS und Sonys PSP sind eher Vergangenheit“, äußert sich Joswiak gegenüber dem Gadget-Magazin T3.
Der iPod Touch ist in erster Linie keine Neuentwicklung einer Spielekonsole, sondern die Weiterentwicklung des berühmten Musik-Players. Seit dem Zusatz „Touch“ spielt der iPod auch Videos ab, bietet einen Web-Browser und unterstützt den Versand und Empfang von E-Mails.
Die einfache Bedienung über den Bildschirm macht den iPod Touch für Einsteiger interessant, die Spieler tippen und wischen auf dem Display. Durch Kippen und Drehen des Gerätes greifen sie in das Spiel ein – etwa bei „iBall 3D“, einem Geschicklichkeitsspiel, bei dem sie mit der Bewegung eine Kugel durch ein Labyrinth aus Löchern steuern. Keine komplizierten Tastenkombinationen, niedrige Einstiegshürde.
Der Kick für zwischendurch
Ein Blick auf die angebotenen Spiele verdeutlicht diesen Ansatz: Im App Store findet sich eine Vielzahl von kostenlosen Spielen, die zum kurzweiligen Vergnügen beitragen. Was der iPod Touch bietet, spricht vor allem Gelegenheitsspieler an. Neben Puzzles und Autorennen bietet der Online-Shop zwar durchaus Titel, die von Heimkonsolen wie Xbox oder Playstation bekannt sind. Allerdings handelt es sich hier um abgespeckte Versionen wie etwa „Star Wars: The Force Unleashed“, die eher zum Zeitvertreib auf dem Weg zur Arbeit statt als Abendfüller dienen. Dafür ist der Preis von knapp acht Euro angemessen.
Angesichts dieser Spielepreise bei Apple können Besitzer von PSP und DS nur verschämt zu ihren leeren Geldbeuteln blicken: Spiele-Vollversionen für Sonys mobile Konsole kosten zum Marktstart um die 40 Euro – ein Preis, den kein Gelegenheitsspieler gerne zahlt. Außerdem bindet sich der PSP-Nutzer an UMDs - kurz für Unviersal Media Disk - ein für die PSP entwickelter Datenträger, ähnlich einer kleinen DVD mitsamt Schutzhülle. Apple mit seinem Download-Konzept abseits von optischen Medien passt sich der Zielgruppe der „Casual Gamer“ an. Die wollen keine Tasche mit UMDs mit sich herumtragen, sondern lieber auf Knopfdruck ein neues Spiel herunterladen.
PSP: Die Vollblut-Spielestation
Dafür bietet die PSP den Spielern im Gegensatz zum iPod Touch das Gefühl, dass sie ein echtes Gamepad in der Hand halten. Mit dem Analogstick, Eingabe- und Schultertasten erinnert die Spielweise stark an die der Konsolen im heimischen Wohnzimmer. Sony konzentriert sich bei der PSP auf die Spielefunktionen und sieht Video-, Musik-Wiedergabe und Internet als Zugabe an. Die PSP zur Multimedia-Maschine aufzurüsten ist dennoch möglich: Mit zusätzlicher Software und GPS-Modul beispielsweise wird sie zum Navigationsgerät. Allerdings für einen stattlichen Preis von gut 60 Euro.
Wer also in erster Linie spielen und nur nebenbei Musik hören oder Filme schauen möchte, wird trotz iPod Touch zur PSP greifen. Der wiederum ist die richtige Wahl für Spieler, die einen Alleskönner haben möchten: Musik, Videos, Internet, die Navigation mit Google Maps und Gaming. Das Gesamtpaket des iPod Touch überzeugt und die Multimediafunktionen sind komfortabler als die der PSP, das Spielen für sich genommen ist allerdings immernoch Domäne von Sonys Handheld.
DS: Nintendos Familienkutsche
Die DS-Serie nimmt wie die Wii eine eigene Stellung in der Welt der Spieleplattformen ein: Sie ist eine Familien-Konsole. Spiele wie „Nintendogs“ und „Dr. Kawashimas Gehirn-Jogging“ oder Klassiker wie „Super Mario“ prägen das Angebot für den DS. Mit seinen zwei Bildschirmen, einer davon berührungsempfindlich, ermöglicht der DS ein einzigartiges Spieleprinzip. Gesteuert wird mit dem Stift in der Hand auf dem Touchscreen, der zweite Bildschirm zeigt Details oder Übersichten - zudem stehen Steuerkreuz und Tasten zur Verfügung.
Die Spiele für den DS überzeugen durch einfache, aber durchdachte Spielmechanik, zum Spielspaß tragen außerdem kurze Ladezeiten bei. Grafisch bietet der DS weniger Realismus und mehr niedlichen Comicstil. Der DS eignet sich ebenso wie der iPod Touch zum kurzweiligen Spielen zwischendurch, bietet aber dank der vielseitigen Steuerung mehr Abwechslung.
Keine MP3-Dateien
Der im April 2009 veröffentlichte Nachfolger DSi bietet neben den zwei Bildschirmen zwei Kameras, Webbrowser und einen Musik-Spieler. Jedoch spielt der DSi nur AACs und keine MP3-Dateien ab und ist bezüglich der Multimedia-Funktionen dem iPod Touch unterlegen.
Hinzu kommt, dass Apple den iPod Touch ausschließlich auf digitalem Weg mit Spieleinhalten füttert. Allerdings haben Nintendo und Sony diesen Trend ebenfalls erkannt: Mit dem DSi startete Nintendo einen eigenen Download-Shop „DSi Ware“. Sony will mit der nächsten PSP-Version „PSP Go!“ im Herbst 2009 einen „Homebrew Store“ einführen: Hier bieten wie beim App Store die Entwickler Software an. Sony verzichtet bei der neuen PSP auch auf das UMD-Laufwerk.
Erfolgreiches Dreiergespann
Sowohl Nintendo DS als auch Sony PSP behalten sich Ihre Sonderstellung, auch mit dem Apple iPod Touch auf dem Markt. Jedes der drei Geräte zeichnet sich durch ein eigenes Konzept aus. Der iPod Touch ist der Multimedia-Könner, der vor allem Gelgenheitsspieler anspricht. Wer an ersthaften Spielen interessiert ist, greift hingegen zu Sonys PSP und dürfte die Multimedia-Funktionen nur als Zusatz sehen, nicht aber als Hauptmerkmal. Der Nintendo DS und der DSi siedeln sich in der Mitte an: als mobile Spielekonsolen für die ganze Familie, bei denen der Spielspaß im Vordergrund steht.
Greg Joswiak hat mit seiner Aussage, „Geräte wie der Nintendo DS und Sonys PSP sind eher Vergangenheit“ also nur teilweise recht. Zwar bewegt sich der Trend weg von optischen Medien und hin zu Download-Inhalten und hier gibt sich Apple vorbildlich. Von einer Ablösung der vorhandenen Konsolen durch den iPod Touch kann jedoch nicht die Rede sein, eher von einer Ergänzung des Marktes und Erschließung einer neuen Zielgruppe – und zwar die des Casual Gamers, der zudem Wert auf Multimedia legt.
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