Wer spielt, ist doof – in einigen Gesellschaftsschichten gelten Videospiele immer noch als eine Art Verdummungsmedium. Dabei geht es jedoch eher um Vorurteile, die Spielern nachgesagt werden, und nicht unbedingt das Wissen der vermeintlichen Richter.

Ich verfüge über ein abgeschlossenes Studium, stehe fest im Arbeitsleben, habe keine Schulden – ja man kann doch eigentlich sagen, dass ich gut gestellt bin. Mein Hobby stößt mich dagegen in die Unterschicht der Gesellschaft. Ich spiele gerne Videospiele, ich zocke. Wenn man das als Zeitvertreib oder gar als Freizeitbeschäftigung angibt, sinkt man bei vielen schon im Ansehen.

Da hagelt es gleich so gestochen scharfe Kommentare wie: „Lese doch lieber mal ein Buch“ oder „Na, also ich lebe lieber mein Leben“. Äh, was? Wie kommen Leute auf die engstirnige Annahme, man würde keine Bücher lesen, nur weil man gerne auch spielt. Hören Bücherleser vielleicht auch keine Musik? Habe ich da möglicherweise etwas falsch verstanden und man darf nicht mehrere Aktivitäten gleichzeitig haben?

Das Bild des verpickelten, fetten Teenagers, der Anfälle bekommt, nur weil er ein Spiel verliert, ist doch mittlerweile mehr als überholt. Und nein, es zocken auch nicht nur Hauptschüler. Und selbst die lesen auch tatsächlich mal ein Buch. Aber auch wenn man keine Bücher liest, machen Videospiele einen nicht zwangsläufig geistlos. Muss man sich aber dennoch wirklich schämen, Videospiele als Hobby zu haben? Wird das Medium erst dann kulturell anerkannt, wenn bekannte Bestsellerautoren und Filmregisseure sich daran versuchen?

Filmemacher Guillermo del Toro sieht es so: „Videospiele sind die Comics unserer Zeit. Ein Medium, dass unter Intellektuellen abgewertet wird. Dabei ist es Kunst und die meisten von denen, die ihre Nase rümpfen, haben noch nie ein Spiel gespielt.“

Einmal kam ein Lehrer eines Praktikanten in unsere Redaktion und hörte sich etwas über unsere Arbeit an. „Wir schreiben über Computer- und Videospiele“, erzählten wir. Lächelnd fragte er daraufhin: „Und damit kann man Geld verdienen?“ – Willkommen in der Neuzeit. Aber als Pädagoge muss man sich heutzutage bestimmt mit anderen Aufgaben befassen. Zum Beispiel, die Pause auf dem Schulhof lebend zu überstehen. Soviel zu den Vorurteilen.

Vielleicht fühlen sich die Vertreter fremder Medienzweige auch einfach nur bedroht. Diese Art von Medienrassismus wird es wohl noch eine Weile geben. Doch die Comics konnten sich dem ja auch mit der Zeit entziehen.

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