Eigentlich lautet Goethes Zitat ja: „Willst Du immer weiter schweifen? Sieh, das Gute liegt so nah!“ Er hat schon recht, der Johann. Warum sollte man sich das Leben im Übrigen unnötig schwer machen?

Seit Jahren versuche ich, beim Einschlafen über eine perfekte Idee nachzudenken, eine Marktlücke, etwas, das noch keiner gemacht hat. Etwas, woran noch niemand gedacht hat. So wie der mir völlig unbekannte Typ, der den Reißverschluss erfunden hat. Oder die Wäscheklammer. Oder Facebook. Immerhin ist für meine Generation eine ganz neue Ebene dazu gekommen, auf der zukünftige Geniestreiche stattfinden können: die Digitale!

Neulich saß im Bus jemand neben mir und spielte total vertieft auf seinem iPhone. Geil, dachte ich mir, wieder 'nen Trend verpasst. Ich will gar nicht wissen, wie viele Leute Millionäre geworden sind, nur weil sie 'ne App für‘s Apple-Handy erfunden haben. Ich hab' ja kein iPhone, aber selbst als Nicht -iPhoner, wird man ständig mit dem ganzen Schnickschnack konfrontiert. „Guck mal hier, ich trink 'nen Bier leer“ oder „Achtung, hier kommt mein iPhone-Laserschwert“. Ja, ist ja gut. Lass' stecken. Dabei finde ich diese Apps ja auch irgendwie super. Mich ärgert nur, dass ich jede Nacht versuche, was Geniales zu erfinden und dann kommen plötzlich „Apps“ und irgendeiner macht 'ne Bier-App und ist reich. Mir fällt aber auch echt nichts Bahnbrechendes ein. Immer nur so Sachen, die es entweder schon gibt oder Dinge, die sich einfach nicht umsetzen lassen. Oder eben total bescheuerte Ideen. Wie 'ne Fast-Food-Kette namens „Plautze“ oder 'ne Bar namens „Twuchs“. Ich sag' ja, nicht wirklich vielversprechend.

Dann bin ich beim Lesen zufällig über Goethes Zitat gestolpert. Das ist natürlich Quatsch. Als ob ich in meiner kostbaren Freizeit mal eben ein paar Goethe-Gedichte lese. Die Wahrheit ist doch, dass ich die Redewendung kannte und dann einfach nach dem Original gegoogelt habe. Aber ist ja auch egal. Es geht ja nicht darum, wie belesen ich bin, sondern dass der Goethe nun mal recht hat.

Nehmen wir mal das StudiVZ. Oder SchülerVZ oder welches VZ auch immer. Ich meine gehört zu haben, dass die Erfinder Millionen kassiert haben. Und dann stellen wir fest, dass die nichts anderes getan haben, als Facebook zu imitieren. Mit Erfolg, wohlgemerkt. Die haben sich gar nicht erst die Mühe gegeben, irgendwas Innovatives zu basteln. Die haben einfach kopiert. Jetzt sind sie reich. Während ich nachts nicht schlafen kann, weil ich über das digitale Äquivalent zur Wäscheklammer nachdenke, sitzen die auf ihrer Jacht und lassen sich die Sonne auf den Hintern scheinen.

Und da hat der alte Frankfurter Dichter und Denker einfach mal den Nagel auf den Kopf getroffen. Warum eigentlich was neues Erfinden, wenn man viel leichter etwas Erfolgreiches nachmachen kann?

Deshalb werde ich jetzt hier einige neue Ideen veröffentlichen. Zum Beispiel die neue Suchmaschine „Schmoogle“, die sozialen Netzwerke „Schmeysbook“ und „Schmitter“ und das online Auktionshaus „Schmeebay“. Das sind wirklich ziemlich geniale Konzepte. Aber es wird noch besser. Ich nutze den Hype des Web 2.0 und verwende ihn gegen sich selbst. Wie beim Judo! Denn wer kennt sie nicht, die Web-Hasser? Jeder Trend führt zum Gegentrend. Ich kenne so viele Leute, die mir ständig erzählen, wie lächerlich doch Twitter sei und Facebook nur für Selbstdarsteller mit Profilneurose. Und was soll ich sagen? Sie haben recht. Ganz anders hingegen ist „Schmitter“. 140 Zeichen für Personen, die sich nicht selbst darstellen wollen und das der gesamten Welt zeigen möchten! Bei „Schmeysbook“ sammeln sich die, denen StudiVZ zu primitiv und „Facebook“ zu lächerlich ist. Wen interessiert schon, ob Dein Tag stressig war, ob Du zugeparkt warst oder ob Du gerade lecker Latte macchiato schlürfst? Auf „Schmeysbook“ gibt es die Status-Updates der besseren Menschen. Und ein „gefällt mir nicht“ Button!". Und neuesten Gerüchten zufolge ist eBay nicht mehr sicher. „Schmeebay“ hingegen ...

Die ganze Welt klaut doch Ideen. Und keinem ist das peinlich. Da gibt es „Wer wird Millionär“ und „Das Quiz“. Da hat die ARD sogar versucht, Günther Jauch zu klauen. Heraus ist zwar nur ein Pilawa gekommen, aber immerhin. Da gibt es „DSDS“ und „Popstars“, „iPad“ und „Kindle“, „Windows“ und „Mac“, „Call of Duty“ und „Battlefield: Bad Compay“, „Kachelmann“ und „Tiger Woods“. Unzählige Beispiele. Einer macht's vor und die Anderen machen's nach. Jahrelang hab ich versucht, der zu sein, der es vormacht. Wie dumm. Ich mach‘s jetzt nach.

Hier mein erster Werbe-Clip:

- Millionen Frauen suchen den G-Punkt. (Die Schrift erscheint aus einer Explosion)

- Die USA suchen Osama Bin Laden. (Wieder ne Explosion, Flammen wirbeln aus dem Hintergrund)

- Herr Rossi sucht das Glück! (Auch hier Flammen hinter der Schrift)

(Die Flammen erlöschen)

- Die Suche endet hier! (Rauchschwaden)

- SCHMOOGLE.DE (Die Buchstaben erscheinen wie aus einer Maschinenpistole geschossen).

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