Videospiele und Osterhasen, passt das zusammen? Sicher doch. Wir stellen vier der bekanntesten Gaming-Hasen vor, von denen jeder sein ganz eigenes Geheimnis mit sich trägt.

Man könnte sich lange den Kopf darüber zerbrechen, wie man einen Artikel eröffnet, der sich mit virtuellen Hasen und indirekt dem Osterfest beschäftigt. Nach längerer Überlegung wähle ich schließlich einen Begriff, den man eigentlich nicht sofort mit der Materie in Verbindung bringt – und zwar ist es in diesem Fall: Die DDR. Was diese mit witzigen Häschen zu tun hat? Ganz einfach:

Hase und Wolf

Auch wenn es gerne in Vergessenheit gerät, gab es auch in der Deutschen Demokratischen Republik so etwas wie Videospiele. Diese hinkten den westlichen Counterparts zwar grob gerechnet 10 Jahre hinterher, aber wen kümmert das schon, wenn man Freunde und Familie in einer gepflegten Runde „Ost-Pong“ besiegen kann. Ein besonderes Schmankerl war der Poly-Play: Eine Arcade-Maschine, auf der man in den Genuss von sage und schreibe acht Spielen kommen konnte. Einen besonderen Platz im Herzen von Gamer-Genossen nahm hierbei vor allem das Spiel „Hase und Wolf“ ein. Hinter dem kreativen Namen versteckt sich ein auf der gleichnamigen Serie (Originaltitel „Nu, Pogodi!“) basierender „Pac Man“-Klon. Nach eingeworfener 50-Ost-Pfennig-Münze galt es, als Hase, innerhalb eines Labyrinths sämtlichen Grünkohl und Möhren zu fressen. Besonderen Wert musste man jedoch darauf legen, nicht von einem der Wölfe entdeckt zu werden, da eine Berührung mit einem solchen das Ende der Runde zur Folge hatte. Kommt einem verdächtig bekannt vor, nicht wahr?

Besonders interessant ist jedoch Folgendes: Videospiele in der DDR wurden schon von Anfang an als Teil der nationalen Kultur angesehen, während im aufgeklärten Westen zeitgleich eine regelrechte Anti-Gaming-Welle losgetreten wurde, wodurch die meisten Automaten in die verrauchtesten Ecken zwielichtiger Bars verbannt wurden.

Die Rabbids

Sehr viel lautstarker und mit einer erheblich größeren Prise Humor geben sich hingegen die Hasen aus der „Raving Rabbids“-Reihe. Wer hätte gedacht, dass ein dümmlich dreinschauendes Etwas mit Glubschaugen, Hasenohren, Toiletten-Pümpel und einem markanten „BWAAAAAAAAAGH!“-Schrei dermaßen amüsant sein könnte. Hinzu kommen noch Weltherrschafts-Ambitionen und schon hat man einen der wohl kultigsten Charaktere der letzten 5 Jahre geschaffen. Interessant ist hierbei, dass die Häschen, welche dem eigentlichen Protagonisten Rayman inzwischen den Rang abgelaufen haben, ihr Debüt ursprünglich in einem klassischen Plattformer feiern sollten. Nachdem die Entwickler von „Ubisoft Montpellier“ jedoch das Entwicklungs-Kit von „Nintendo“ in Händen hielten, fanden immer mehr unterschiedliche Spielelemente ihren Weg in das Projekt. Schon bald wurde klar, dass all diese Ideen in einem klassischen Plattformer fehl am Platz seien und so krempelte man den Titel kurzerhand um und machte eine Partyspiel-Sammlung daraus. Studiochef Michael Ancel, der Vater von Rayman und den Rabbids, drehte kurz nach der Umstellung des Genres der Entwicklung des ersten „Rayman Raving Rabbids“ den Rücken zu; in den Credits wird er somit lediglich als Charakter-Designer aufgelistet. Erfolgreich waren die „Lapins Crétins“ (Originaltitel; zu Deutsch „Bescheuerte Hasen“) dennoch und so werden wir wahrscheinlich auch in den kommenden Jahren mit flachem Slapstick vom Feinsten verwöhnt werden.

Ein Hase namens Max

In eine ähnliche Sparte fällt auch Max aus der Adventure-Reihe „Sam & Max“. Die Weltherrschaft hat er zwar nicht im Sinn, aber ein wirklich angenehmer Zeitgenosse ist er auch nicht. Während sein Partner Sam stets die Ruhe bewahrt und sein Vorgehen gerne einmal doppelt und dreifach überdenkt, stürzt sich der psychopathisch veranlagte Max gerne mal Hals über Kopf ins Geschehen, ohne über die Konsequenzen oder gar eine richtige Strategie nachzudenken. Und genau das ist wohl das unheimlich sympathische an dem von Steve Purcell geschaffenen Soziopathen. Wie oft kommt es schon vor, dass ein mit einer Luger bewaffneter Hase einem Zeugen rohe Gewalt androht, um an die eine oder andere Information zu kommen. Auch die Tatsache, dass der gute Max kein richtiges Gespür für Gefahren hat macht ihn zu einem durch und durch furchtlosen und vor allem witzigen Zeitgenossen. Auf den Kopf gefallen ist das irre Bunny mit der quasi nicht existenten Fähigkeit zur Geduld aber trotzdem nicht: Aufgrund seiner hervorragenden Beobachtungsgabe und seiner unkonventionellen Denkweise steht er seinem Kollegen, was das detektivische Gespür angeht, in nichts nach. Kein Wunder also, dass das unterhaltsame Hund-und-Hasen-Duo dem Verbrechen schon seit über 23 Jahren auf der Spur ist und sofern es sich die Damen und Herren von „Telltale Games“ nicht plötzlich anders überlegen, wird dies auch noch lange Zeit so weitergehen; gönnen würden wir es den Beiden jedenfalls.

Die Silent-Hill-Bunnys

Bierernst sind hingegen die Häschen der „Silent Hill“-Reihe unterwegs. Ihren ersten richtigen Auftritt hatten die felligen Gesellen im Freizeitpark von „Silent Hill 3“, den Heather gleich zu Beginn des Spiels heimsuchen musste. Das mit den Löffel-Ohren etwas nicht in Ordnung ist, erkennt die gute Heather spätestens daran, dass die witzigen Maskottchen in der Regel eine auffallend hohe Zahl an roten Flecken aufweisen, die definitiv nicht auf Ketchup zurückzuführen sind. Wirklich lebendig ist eigentlich auch keiner von ihnen. Eine Art Comeback feierten die Bunnys dann in dem vierten Teil der Serie „The Room“. Hier war es kein aufwändiges Kostüm, sondern ein gewöhnliches Stofftier, welches einen auf der anderen Seite eines Guck-Lochs anstarrte. Doch abgesehen davon, dass die ansonsten so niedlichen Tiere aufgrund des seltsamen Settings einen ziemlich verstörenden Effekt auf den Spieler haben, besitzen sie sehr starken symbolischen Charakter:

So stehen laufende Hasen in der Kunst für die schnell voranschreitende Zeit. Tote Hasen kann man hingegen als Kontrast hierzu sehen: Die Zeit ist stehengeblieben - durch das Wiederaufarbeiten der Vergangenheit wandert der Zeiger der Uhr im übertragenen Sinne sogar rückwärts. Durch das Verbinden eines Symbols der Vergangenheit mit dem Stigma des Todes wird zudem auf ein düsteres Ereignis in der Vergangenheit hingewiesen. In beiden Fällen handelt es sich um ständig wiederkehrende Themen der „Silent Hill“-Franchise.

Von kurios, über witzig bis hin zu todernst. Auch wenn man es in der Regel kaum bemerkt, versteht es die Spiele-Industrie, wie auch jede andere Form der Kunst, ähnliche oder gar identische Symbole auf unterschiedliche Art und Weise zu interpretieren. Umso trauriger ist es, dass Videospiele um ihr heutiges Kultur-Recht kämpfen müssen. Das wäre dann wohl das Wort zum Sonntag und in diesem Sinne wünschen wir ein entspanntes und erholsames Osterfest!

Weitere Themen:

Pümpel-Häschen und Soziopathen

Silent Hill: The Room
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Sam & Max
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Die Rabbids: Mal verrückt
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... und mal
... und mal "normal".
Hase und Wolf
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