Wie sieht der richtige Umgang mit Videospielen aus? Eine Frage, der sich Eltern nur zu oft stellen müssen. Oftmals verfügen diese jedoch nur über minimale Erfahrung mit dem Medium. Durch Erlangen des vom BIU vorgestellten „Gaming-Führerscheins“ soll dies nun endgültig ein Ende haben.
Medienkompetenz: Kaum ein Begriff ist in Videospiel-Debatten so häufig vertreten wie dieser. Während besorgte Eltern und übereifrige Politiker der Spielergemeinde und deren Industrie Verrohung und die Glorifizierung von wahllosem Töten unterstellen, schlagen sie mit dem allgegenwärtigen Mangel von eben dieser Medienkompetenz um sich. Während sich besagte Politiker von derartigen Argumenten kaum beeinflussen lassen, sind es vor allem die Eltern von heranwachsenden Gamern, welche reges Interesse daran zeigen bzw. zeigen sollten. Mit dem Medium „Videospiel“ in Kontakt zu treten ist für Erzieher und Pädagogen wichtiger denn je; schon allein weil PlayStation, Wii und Co. in einem Großteil der Kinderzimmer von heute wiederzufinden sind. Während dies früher nahezu ausschließlich bei männlichen Spielern der Fall war, weisen demographische Statistiken auch einen stetigen Anstieg an weiblichen Gamern auf. Doch wie soll es Erwachsenen ermöglicht werden, sich einen Eindruck von den virtuellen Welten zu machen, ohne sie direkt mit kompliziert anmutendem Gameplay und kryptischen Gamer-Fachbegriffen zu überfordern?
Ein Führerschein für Gamer
Eine mögliche Lösung scheint der Bundesverband für interaktive Unterhaltungsmedien, kurz BIU, gefunden zu haben. Der sogenannte „Gaming-Führerschein“ soll langsam und vor allem unterhaltsam an das ansonsten so fremde Medium heranführen. Wer hier jedoch einen komplexen Test zur Erfassung des eigenen Gaming-Know-Hows erwartet, ist schief gewickelt. In Form eines einfachen Quiz‘ gilt es, jeweils zehn Fragen in vier unterschiedlichen Schwierigkeitsstufen zu beantworten, um letzten Endes angezeigt zu bekommen, womit man richtig oder falsch lag. Ein wenig Würze wird dem Ganzen durch gelegentliche Video- und Sound-Einspiele verliehen, welche mit den Fragen in Zusammenhang stehen.
Auch wenn der Gaming-Führerschein eine durchaus interessante Idee ist, so stellt sich ernsthaft die Frage, ob ein einfaches Quiz wirklich das richtige Mittel ist, um Eltern den Umgang mit Videospielen näher zu bringen. Ein großer Vorteil ist zwar, dass die Fragen durchaus tief in der Materie verankert sind und sich die Erzieher somit – entsprechende Zeit und Muße vorausgesetzt – ein nicht zu verachtendes Videospiel-Wissen ansammeln können. Doch können die entscheidenden Kompetenzen wirklich durch pures Wissen vermittelt werden? Immerhin geht es bei diesem Medium ja vor allem um die Interaktivität. Ja, sie ist es sogar, wodurch sich Videospiele überhaupt erst definieren. Inwiefern stehen die Kenntnis spezieller Verkaufszahlen und die Austragungsorte unterschiedlicher Videospiel-Events in einer direkten Korrelation zur tatsächlichen Medienkompetenz? Für eine unentschlossene Mutter ist es nicht wichtig, ob sich „GTA IV“ nun 14 oder 24 Millionen Mal verkauft hat; wirklich wichtig ist es ihr doch, einschätzen zu können, ob „Nico Bellics“ Abenteuer das Richtige für ihren 16-jährigen Sohn sind oder eben nicht.
Note: Ungenügend
Auch wenn es sich bei dem Gaming-Führerschein um einen durchaus lobenswerten Versuch handelt, ein wenig über Videospiele aufzuklären, so ist es der Führerschein selbst, der es nicht schaffen konnte den Härtetest zu bestehen. Auch wenn sich hier und da einige brauchbare Ansätze - wie etwa Fragen zur USK, welche für die Alterseinstufung von Spielen zuständig ist - finden lassen, stellt sich die Frage: Ist es wirklich notwendig einen an sich recht einfachen Fall derart zu verkomplizieren? Um zu verstehen, was die Faszination von Videospielen ausmacht, genügt es, selbst einen Controller in die Hand zu nehmen und einfach ein wenig zu spielen. Möchte man erfahren, was das eigene Kind eigentlich den ganzen Tag vor der Konsole treibt, könnte schon ein einfacher Besuch im Kinderzimmer Abhilfe schaffen. Der Gaming-Führerschein nimmt zwar weitaus weniger Zeit in Anspruch, es wäre jedoch falsch zu glauben, dass das erfolgreiche Bestehen des Führerscheins mit einem tiefen Einblick in die Welt der virtuellen Helden gleichzusetzen ist. Denn – Führerschein hin oder her – sich selbst betrügen hat bisher niemandem weiter geholfen.
Weitere Themen: