Düsseldorf. Der Druck in Kitas wird immer größer, die Folgen sind spürbar: Eine aktuelle Studie muss Eltern mit kleinen Kindern Sorgen machen.
Verkürzte Öffnungszeiten, Notbetreuung, kurzfristige Schließungen: Wie sehr Krankheitsfälle die ohnehin schon angespannte Personallage in vielen Kitas verschärfen, und damit auch Eltern und Kinder treffen, das zeigen aktuelle Auswertungen, die die AOK Rheinland/Hamburg am Montag veröffentlicht. Demnach stieg der Krankenstand 2023 auf einen neuen Höchstwert von 8,6 Prozent. Das heißt: Täglich fallen fast neun von 100 Beschäftigten in Kindergärten und Vorschulen krankheitsbedingt aus. Vor zehn Jahren lag der Krankenstand noch bei 5,8 Prozent.
In Essen (9,68 Prozent) und Oberhausen (9,64 Prozent) liegen die Zahlen sogar noch über dem Schnitt. Duisburg (7,71 Prozent) und Mülheim (6,33 Prozent) liegen drunter.
Die Zahl der Krankschreibungen stieg 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 13,8 Prozent. Auffällig: Die Zahl der psychischen Erkrankungen hat sich im Zeitraum 2009 bis 2023 demnach fast verdoppelt.
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83 Prozent der Erzieherinnen und Erzieher waren 2023 mindestens einmal krankgeschrieben
Die Zahlen gehen aus dem „Branchenbericht Kindertagesstätten 2024“ hervor, für den das Institut für Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF-Institut) der AOK Rheinland/Hamburg die Daten von rund 17.000 AOK-versicherten Beschäftigten in Kindertagesstätten im Rheinland und in Hamburg ausgewertet habe, teilt die Kasse mit. Dem Bericht zufolge waren mehr als 83 Prozent der Erzieherinnen und Erzieher im Jahr 2023 mindestens einmal krankgeschrieben. Hauptdiagnosen: Atemwegsinfekte, die 23,4 Prozent der Arbeitsunfähigkeitstage verursacht und vor allem in den Wintermonaten den Krankenstand in die Höhe getrieben hätten.
Vier Diagnosen aus dem Bereich psychischer Erkrankungen in den Top-10
In den Top-10-Diagnosen bei Beschäftigten in Kindertagesstätten seien „depressive Episode“, „Belastungs- und Anpassungsstörung“, „rezidivierende depressive Störung“ und „andere Angststörung“ zu finden und damit gleich vier Diagnosen aus dem Bereich der psychischen Erkrankungen. Fast jede und jeder vierte Beschäftigte in einer Kindertagesstätte sei 2023 wegen einer dieser Diagnosen ausgefallen. Im Branchenvergleich seien nur Pflegekräfte noch öfter wegen psychischer Erkrankungen krankgeschrieben worden.
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Gravierende Fachkräftemangel hat zu einer enormen Arbeitsverdichtung geführt
Für Experten liegen die Gründe auf der Hand: „Der gravierende Fachkräftemangel hat zu einer enormen Arbeitsverdichtung in den Kindertagesstätten geführt – mit großen Auswirkungen auf die Gesundheit der Mitarbeitenden“, sagt Sabine Deutscher, Vorstandsmitglied der AOK Rheinland/Hamburg. Es müsse dringend gegengesteuert werden. Ein nachhaltiges Betriebliches Gesundheitsmanagement sei ein Baustein, um die individuellen Schutzfaktoren der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu stärken und ihre Gesundheit zu erhalten.