Dortmund. Auf der Messe Hund und Pferd in Dortmund gibt es bis Sonntag auch Dog Dancing zu sehen. Kann das eigentlich jeder Hund lernen?
Kurz vor Mittag geht es im wahrsten Sinn des Wortes um die Wurst. Na, zumindest um irgendein Leckerchen. Das gibt es, wenn alles vorbei ist. Wenn „Snooker“ gut getanzt hat mit seinem Frauchen Stefanie Niekamp. Denn an diesem Wochenende findet auf der Hund & Pferd in Dortmund die Deutsche Meisterschaft im Dogdancing statt.
Menschen, die mit Hunden tanzen? Natürlich kann man Dogdancing seltsam finden. Für einen Spleen, schon weil es seine Wurzeln in Großbritannien hat. Aber das wäre falsch. „Dogdancing ist für jeden etwas“, sagen die Teilnehmerinnen in der Westfalenhalle 5 – und das gilt für Mensch wie Hund. Mit einer Ausnahme: „Es gibt kaum Männer, die diesen Sport betreiben“, räumt Niekamp ein.
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Dogdancing kann jeder Hund
Ansonsten aber gilt: Dogdancing kann vollkommen unabhängig von Alter, Hunderasse und Größe ausgeübt werden. Ja, ähnlich wie beim Agility sind überproportional viele Australien Shepherds und Boarder Collies im Ring zu sehen, aber eigentlich ist auf beiden Seiten lediglich „eine gewisse Fitness“ nötig, sagt Stefanie Brix, während sie wartet, bis sie dran ist. Dieses Mal gleich mit zwei Hunden, „Shadow“ und „Whisper“. Australien Shepherds übrigens. Basis des Dogdancing sind absoluter Gehorsam des Hundes und ein wenig Kreativität des Frauchens.
Showdown: Ein Rabe krächzt aus den Boxen, dann geht es los für die in ein Vogelkostüm gekleidete Stefanie und Hund „Snooker“. „Eine ganz neue Kür hat sich die 54-Jährige aus Essen ausgedacht, ein altes Problem aber ist geblieben. Direkt vor dem Start lässt sich ihr Boarder gerne mal von applaudierenden Zuschauern ablenken. An diesem Tag geht alles glatt. Aus dem Rabengeschrei wird ein Song von A-ha und aus zwei Lebewesen eine Einheit. Beinslalom, rückwärts gehen, Seitengänge, Drehungen alleine oder gemeinsam, Sprünge über oder durch die Arme der Hundeführerin, durch die Beine laufen - zwischen Hund und Frauchen passt kein Blatt Papier. Und nahezu alle Bewegungen sind fließend und harmonisch. Gelenkt wird das Tier durch kleinste, vom Laien kaum zu erkennende Körpersignale und verbale Kommandos. „Ist ganz gut gelaufen“, sagt Niekamp später.
Dogdancing: Es gibt zwei Disziplinen
Das tut es bei Stefanie Brix und ihren Shepherds auch. „Spannende Bilder, schwierige Positionen“, loben die Richter nach dem Auftritt. „Sehr schön“. Und dabei erst der Anfang. Entschieden wird die Meisterschaft, die gleichzeitig die Qualifikation für die Weltmeisterschaft ist, erst am Sonntag. „Dann ist es in der Halle immer richtig voll“, kümdigt eine Stammbesucherin der Messe an.
Dog-Dancing
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Und dann gibt es auch noch einmal mehr zu sehen. Denn grundsätzlich wird Dogdancing in zwei Disziplinen ausgetragen: Dem Freestyle, bei dem alles erlaubt ist, was beiden Parteien gefällt und was idealerweise auch zur Musik passt. Und dem sogenannten „Heelwork to music“, der Fußarbeit zur Musik. Während beim Freestyle die tänzerische Ausdruckskraft im Vordergrund steht und deshalb auch Elemente aus dem Hundesport wie Apportieren oder Springen eingebaut werden können, geht es im zweiten Fall dem Namen entsprechend fast ausschließlich um Fußarbeit und –Positionen.
Bis man ganz oben mitmischen kann, dauert es. „Jahre“, sagen alle, die man fragt. „Aber erste Erfolge sieht man bereits nach kurzer Zeit“ weiß Brix. Jedenfalls, wenn man trainiert. Wie oft? Rhetorische Frage. „Jeden Tag.“ Klar, das kostet Zeit, aber „es knüpft auch ein immer enger werdendes Band zwischen Hund und Halterin“, erklärt Ex-Weltmeisterin Monika Gehrke. Brix nennt noch einen Vorteil: „Dogdancing lastet die Tiere körperlich und geistig wunderbar aus.“
Bei der Wahl der Musik gibt es keine Grenzen
Bei der Wahl der Musik gibt es keine Grenzen. Schlager, Pop, Disco, Heavy Metal oder Bolero von Ravel – erlaubt ist, was Frauchen gefällt. „Dem Hund ist ganz egal, was da läuft“, sagt Niekamp, die zu Hause schon lange nur noch mit Kopfhörern auf den Ohren trainiert, damit der Rest der Familie nicht jahrelang immer wieder die gleichen Lieder hört. „Snooker reagiert auf mich und meine Bewegungen.“
Neben Technik und Fehlerfreiheit zählt beim Urteil der Richter auch der Gesamteindruck. Passt die Musik zur Choreografie? Und passt die Choreografie auch zum Hund? „Ein kleiner Schnauzer, der auf Kommando auf den Rücken seines Frauchens springt, ist gut“, sagt die ehemalige Dogdancing-Richterin Anja Mitchell. Macht das eine Dogge, sei das eher schlecht. Nicht nur für den Rücken. „Das passt einfach nicht. Aber das macht auch niemand.“
Am wichtigsten bei der Punktevergabe aber ist etwas ganz anders. Der Hund darf nicht aus Zwang mitmachen, sondern weil er es selbst will. Darauf werde streng geachtet. „Man muss dem Hund ansehen, dass ihm die Sache Spaß macht“, erklärt Mitchell. „Wenn das Tier beim Tanzen aussieht, als sei es gerade lieber draußen auf der Wiese, dann ist irgendwas falsch gelaufen.“
Die Infos zur Messe Hund & Pferd:
• Termin: 8.-10.11.2024, täglich 10-18 Uhr
• Ort: Messe Dortmund, Halle 2-8
• 265 Industrieaussteller, 40 Infostände der VDH-Mitgliedsvereine
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