Essen. Und das zu irren Preisen: Für die 24 Überraschungen von Angelhaken bis Zaubertricks zahlen die Leute oft mehr als für ein Weihnachtsgeschenk.
Hinter jedem Türchen ein Schokolädchen in Stern- oder Glockenform. So hat man früher den Kindern im Dezember das Warten auf Weihnachten versüßt. Heute bringt man mit einem einfachen Schokokalender, von dem der Weihnachtsmann winkt, keine Augen mehr zum Leuchten. Da müssen schon Star-Wars-Raumschiffe verpackt sein, Edelsteine oder gleich ein Porsche. Und schon lange sind es nicht mehr nur Kinder, die auf einen Adventskalender bestehen. Aber öffnen wir erstmal vorsichtig das erste Türchen:
Schokolade gibt‘s natürlich auch heute noch im Adventskalender, aber dann bitte in Form von Pralinen. Oder in einer schicken Verpackung, die Herzen erfreuen, die für Paw Patrol oder Anna und Elsa schlagen, für den BVB oder für VfL Bochum. Aber es muss ja nicht immer Schokolade sein: Wer es deftig mag, freut sich über Salami – eine Scheibe am Tag vom „Wurstbaron“. Nüsse oder Chips, Tee oder Gewürze verbergen sich ebenfalls hinter den Türchen. Auch Kaffee: Da dürfen es mehr als insgesamt 24 Bohnen sein. Andere trinken sich die Wartezeit schön mit Bier, Wein, Likör, Prosecco. Wer es übertrieben hat, greift zum Kalender mit Ingwer-Shots oder Nahrungsergänzungsmittel.
Ungewöhnliche Adventskalender: Pflege für den Bartträger und 24 Dankbarkeits-Mantras
Genug der Völlerei: Man kann sich auch mit 24 Fitness- oder Yoga-Übungen über den Advent retten. Oder 24 Dankbarkeits-Mantras sprechen, dass man es auch dieses Jahr wieder geschafft hat, die vielen Geschenke bis zum Fest zu verpacken. Das Mantra für den 1. Dezember: „Ich bin offen für Neues.“ Und wie wäre es mit einem Adventskalender mit Pflege für den Bartträger? Saatgut für den Gärtner? Haken für den Angler? Fan-Artikel für den Schalke-Fan? Schminke „für festliche Full-Face-Looks“?
Dann doch lieber Edelsteine –„Perfekt für Deko, Energie, Schutz“. Oder den Erotik-Kalender: Jeden Tag ein Sex-Toy. Später gibt‘s den Adventskalender für Schwangere. Und für Langzeitpaare: 24 Paar Socken. Da macht man nicht erst unter dem Weihnachtsbaum ein langes Gesicht beim Auspacken. (Es sei denn, die Socken sind vom BVB.) Andere sammeln Figuren, bis sie am Heiligabend die Weihnachtskrippe zusammen haben. 24 Teile. Um das Jesuskind standen eben nicht nur Ochs und Esel.
Auch Hund und Katze werden mit einem Adventskalender bedacht
Vierbeiner zählen ebenfalls zur Familie. So werden auch Hund und Katze im Advent bedacht. 24 Mäuse gibt‘s zwar nicht für den Stubentiger, aber Leckerlis. Karnickel-Besitzer müssen nicht bis Ostern die Löffel hängen lassen: Sie greifen zum Kalender fürs Kleintier. Wer selbst kein Haustier hat, nimmt den Vogelfutter-Adventskalender. Oder den mit Schildkröten: Jeden Tag ein schönes Foto vom Kriechtier. Dieser Adventskalender ist schon ab 7,99 Euro erhältlich. Ein richtiger Schnapper. Schließlich mausert sich dieser Geschäftszweig zu einem zweiten Weihnachtsgeschäft.
Ein einfacher Schokokalender ist zwar schon für unter zwei Euro erhältlich. (Wobei eine Tafel Schokolade meist noch günstiger ist, sie hat oft 24 Stücke und ist damit quasi ein Adventskalender für Puristen. Aber man will ja Türchen öffnen!) Doch nach oben scheint es beim Preis keine Grenzen zu geben: Ein edler Gewürzkalender kostet rund 85 Euro. Für den Harry-Potter-Koffer mit Arm- und Haarbändern sowie Plastik-Kuli in Form eines Zauberstabs muss man rund 120 Euro herzaubern. Der Adventskalender mit 24 Parfümfläschchen einer französischen Kosmetikfirma ist erhältlich für 620 Euro. Und der Swarovski-Kalender mit glitzernden Schneeflocken und Weihnachtsbäumen kostet 1000 Euro.
Ein ganzer Porsche in einem Adventskalender
So viel Geld. Da nimmt man doch lieber direkt das Auto: Der Porsche 911 Carrera RS 2.7 kostet gerade mal 119,95 Euro. Allerdings nur als Miniaturausgabe mit 24 Teilen zum Selberbauen.
Das Kreativ- und Aktivsein ist ja noch so ein Trend beim Adventskalender: Kinder bekommen den Fingerstempel-Adventskalender mit Stempel-Vorlagen. Oder einen Malbuch-Adventskalender. Klingt öde? Ist es angeblich nicht, denn er wird geworben mit: „Süße Weihnachtsmonster statt langweilige Rentiere!“ Andere freuen sich über 24 Zaubertricks. Oma und Opa bekommen ihren eigenen Knobel-Adventskalender. Und dann heißt es: „Ho Ho Ho auf dem Klo“: Rätselbücher fürs Stille Örtchen bis zur Stillen Nacht.
Neuer Service: Päckchen für Adventskalender packen lassen
Wem da die persönliche Note fehlt, bastelt selbst Adventskalender. Der Zubehör-Markt ist ebenfalls groß. Zahlen zum Aufkleben, Tüten zum Befüllen. Im Ruhrgebiet nimmt man auch Säckchen aus dem Stoff des Grubenhemds. Wer wiederum zu faul ist, die Päckchen zu packen, der lässt packen: Ein Shop bietet diesen Service an. Mit 24 Klicks lassen sich die Beutel befüllen. Etwa mit der grünen Festtagsmuffel-Weihnachtsmütze und der Aufschrift: „Ich hasse Xmas“.
Wer mag schon den Grinch? Daher gibt es auch Kalender für gemeinsamen Spaß im Advent: Mitmachkalender für Paare, für Teenager, für mehr Achtsamkeit. Darunter ist der „verrückte Mitmachkalender“ – bis Silvester! „31 Challenges für die ganze Familie!“ 24 Türchen reichen einfach nicht. Fehlt eigentlich nur noch ein Adventskalender, mit dem das Warten nach Weihnachten auf den nächsten Advent versüßt wird. Aber wahrscheinlich gibt es den auch schon längst.