Oberhausen/Duisburg/Velbert. Immer öfter werden Wohnmobile im Ruhrgebiet einfach an Wohnstraßen abgestellt. Anwohner finden keine Parkplätze mehr. Was tun?
In NRW gibt es immer mehr Wohnmobile. Zu Jahresbeginn waren es 183.064 und damit etwa doppelt so viele wie 2017. Allein in Essen sind etwa 2400 Wohnmobile und fast 1300 Wohnwagenanhänger zugelassen. Vor Corona waren es knapp 900 Wohnmobile beziehungsweise 600 Wohnanhänger. Mit Dortmunder Kennzeichen fahren derzeit rund 4000 Wohnmobile. Aber mit dem Boom werden die Parkplatz-Probleme immer größer.
„Wir kriegen in unserer eigenen Straße keinen Parkplatz mehr“
„Wir kriegen in unserer eigenen Straße keinen Parkplatz mehr“, klagen Anwohner im Süden von Dortmund, die ungenannt bleiben möchten. Und auf der Straße werde es immer enger. Tatsächlich sieht es in manchen Vorstädten aus, wie bei einem Caravan-Händler. In langen Schlangen sind dort Wohnmobile und –wagen geparkt. Tagelang, wochenlang. Denn von den 365 Tagen im Jahr sind ja meist höchstens 30 Urlaub.
In Oberhausen sind es nicht nur zugeparkte Straßen, die die Nichtcamper verärgern. Dort ist im Norden der Stadt ein kostenloser, öffentlicher Parkplatz völlig zugeparkt von Wohnwagen und Wohnmobilen. Aus Oberhausen selbst, aber – wie die Kennzeichen zeigen - auch aus den Nachbarstädten. Die Menschen vor Ort machen ihrem Unmut Luft und fürchten eine Parkplatzbesetzung bis zum nächsten Frühjahr. Was die CDU in der Stadt offenbar gehört hat. Sie will sich nun dafür starkmachen, die Dauernutzung öffentlicher Parkflächen durch Wohnmobil-Freunde zu beenden.
Doch so einfach ist das nicht. Die meisten der Wohnmobile, Caravans oder Gespanne parken legal am Straßenrand oder auf Parkplätzen. Paragraf 12 der Straßenverkehrsordnung (StVO) verbietet das nämlich nicht. Viele Einschränkungen gelten nur für Fahrzeuge oberhalb von 7,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht. Einzige Möglichkeit der Stadt in vielen Fällen: Sie müsste das Parkplatz-Schild mit dem Zusatzzeichen „Pkw“ ergänzen. Dann dürften dort keine Wohnmobile mehr parken.
„Wir sehen sehr wohl, dass es einen Bedarf an verfügbaren Stellplätzen gibt“, hat die Oberhausener CDU-Fraktionsvorsitzende Simone-Tatjana jüngst gesagt, aber eingeschränkt, dass dafür „keine öffentlichen Parkflächen zweckentfremdet“ werden sollen. „Hier entstehen natürlich Interessenskonflikte.“
„Viele Leute machen sich keine Gedanken“
Das weiß Leo Ingenlath, Präsident des Campingverbandes NRW, auch. „Viele Leute machen sich beim Kauf nicht so viele Gedanken, wo sie ihr Wohnmobil oder ihren Wohnwagen außerhalb der Saison abstellen.“ Tun sie es später dann doch, stellen sie fest, dass es viel zu wenig Dauerstellplätze für Herbst und Winter gibt. „Und das Problem wird größer“, hat Ingenlath gemerkt.
Natürlich freut sich die Branche über den Boom. Langfristig aber könnten mit Wohnmobilen zugeparkte Straßen „schlecht fürs Camping-Image sein“, fürchtet er. Deshalb ist sein Verband auch einer Arbeitsgruppe beigetreten, zu der unter anderem auch der Deutsche Tourismusverband und der Caravan-Handelsverband gehören. „Wir stehen aber noch ganz am Anfang.“ Erste Ideen gibt es trotzdem schon. Eine davon ist, Freiflächen in Gewerbegebieten zu Plätzen zu machen, auf denen Wohnmobile und Wohnwagen dauerhaft geparkt werden. „Ohne Campingmöglichkeiten“, betont der Präsident. Aber trotzdem natürlich nicht kostenlos.
So etwas ähnliches ist schon seit einigen Jahren das Geschäft von Dirk Lehmacher. Stellplatzmeister nennt er sich und bietet im Internet (www.stellplatzmeister.de) bundesweit Abstellmöglichkeiten – in Hallen und im Freien, mit oder ohne Strom. Videoüberwacht. Oft auch eingezäunt. Für mindestens ein Jahr, manchmal auch für sechs Monate. Preise von 80 bis 100 Euro im Monat an aufwärts. Teuer? „Auf einem Campingplatz zahlen Sie 60 bis 70 Euro pro Nacht“, antwortet Lehmacher.
Unternehmer will Flächen im Ruhrgebiet anbieten
Zweimal ist der Unternehmer in Duisburg vertreten, jeweils einmal in Velbert und Hagen. Gern würde er gerade im Ruhrgebiet sein Angebot vergrößern. „Der Bedarf ist ja da. Aber so einfach ist das nicht.“
Man suche händeringend nach großen Freiflächen und Hallen. „Hallen, die nicht über die großen Internetportale zu finden sind.“ Mit möglichst intaktem Dach und so wenig Säulen und Pfosten wie möglich. Denn anders als viele andere Stellplatzanbieter bietet Lehmacher seinen Kunden rund um die Uhr Zugang. „Rangieren aber muss man trotzdem. Und da stört jede Säule.“
Noch schlimmer als die Angebotssituation sei aber die quälend langsame Zusammenarbeit mit vielen Städten. Die hätten gar kein Interesse an neuen Abstellmöglichkeiten. „Das zuständige Amt hängt einfach das passende Verbotsschild in einer mit Wohnwagen zugestellten Straße auf und dann ist die Angelegenheit für die Verwaltung erledigt. Das eigentliche Problem aber bleibt.“ Und es hat nach Erfahrungen des Stellplatzmeisters auch Folgen. „Mir erzählen immer öfter Menschen, dass sie ihren Wohnwagen oder ihr Wohnmobil verkaufen, weil sie nicht mehr wissen, wo sie es unterstellen sollen.“