Rhein und Ruhr. Nostalgie-Fans aufgepasst: In diesen Museen werden Straßenbahnen nicht nur ausgestellt. Oft kann man auch eine Fahrt in die Vergangenheit wagen.

Bitte einsteigen! Freunde der Straßenbahnschiene finden in unserer Region gleich vier Museen. Die ganze Familie kann dort die alten Trieb- und Beiwagen nicht nur bewundern, auch eine Fahrt auf alten Holzsesseln ist dort möglich. Wir stellen die Orte vor und nennen die kleinen Besonderheiten, vom „Samba“ in Köln bis zum „Helmut“ in Düsseldorf.

Historisches Straßenbahnmuseum in Köln

Was für eine Aufregung: Ein Gefährt auf Schienen – und das mitten in der Stadt –, konnte das gut gehen? Dass Pferde Karren und Kutschen ziehen, das kennt man. Aber eine richtige Bahn? Man befürchtete ein gewaltiges Verkehrschaos, Unfälle und ganz viel Unruhe, als die erste Straßenbahn mit einer Pferdestärke (!) am 20. Mai 1877 durch Köln zwischen Deutz und Kalk tuckerte. Im Historischen-Straßenbahn-Museum ist der „Pferdebahnwagen 211“ ausgestellt, samt Museumspferd „Max“ – natürlich nicht aus Fleisch und Blut.

Die erste Pferdebahn in Köln fuhr am 20. Mai 1877 los, die Menschen kamen so vergleichsweise bequem von Deutz nach Kalk.
Die erste Pferdebahn in Köln fuhr am 20. Mai 1877 los, die Menschen kamen so vergleichsweise bequem von Deutz nach Kalk. © KVB | KVB

Pferdeäpfel gehörten damals zum Straßenbild. Die Kölner stiegen trotzdem gerne in das neue Fahrzeug ein. Im Jahr 1894 zählte man bereits 27 Millionen Fahrgäste. Um die Jahrhundertwende schaffte man es, den Straßenbahnbetrieb zu elektrifizieren. Doch noch bis 1907 trotteten die Pferdebahnen durch die Stadt.

Aber auch ohne Gaul fasziniert die Straßenbahn: Über 20 Bahnen sind in der Wagenhalle eines ehemaligen Betriebshofs ausgestellt. Darunter auch „Samba“. Dieser Wagen war kein Partyzug, aber es kam manchmal zu einem sanften Hin- und Herwiegen des Wagens, was die Fahrgäste wohl an den in der Nachkriegszeit populären Tanz erinnerte. Einmal im Jahr gibt es auch eine Ausfahrt, mit dem „Finchen“. Eine Bahn von 1911, die nach Frechen fuhr – Linie F.

  • Straßenbahn-Museum Thielenbruch, Gemarkenstraße 173, Köln. Linie 18, Haltestelle Thielenbruch
  • Eintritt: 2 €, Kinder (6 bis 14 Jahre): 1,50 €
  • Das Museum ist nur an vereinzelten Tagen zwischen 11 und 17 Uhr geöffnet, das nächste Mal am 14. Juli. Zwischen 11.30 bis 15.30 gibt es dann stündlich kostenlose Führungen. 
  • Mehr Info unter hsk.koeln

Nahverkehrsmuseum Dortmund

Auch in Dortmund haben sich Freunde des Nahverkehrs gefunden. Sie sammeln und zeigen die alten Schätzchen in einem alten Lokschuppen und in einer Wagenhalle. Der „Uerdinger Waggon T2-115“ ist der älteste Triebwagen in der Sammlung. Baujahr: 1908. „Sommerwagen“ wurde er auch genannt, da die Fahrgäste über offene Plattformen einstiegen. Später bekamen diese Triebwagen eine Frontverglasung, den sogenannten Balkon.

An Ausstellungstagen kommt man den alten Wagen ganz nahe, kann den Komfort-Unterschied zwischen Holzbänken und Stoffsesseln erkennen. Manche Straßenbahnen kann man tatsächlich auf der Schiene erleben, wie etwa den „Hansa Waggon GT4-431“ von 1957. Es gibt dann Fahrten vorbei an der Kokerei Hansa.

Im Nahverkehrsmuseum in Dortmund kann man alte Straßenbahnen bewundern.
Im Nahverkehrsmuseum in Dortmund kann man alte Straßenbahnen bewundern. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Neben Straßenbahnen werden auch Arbeitswagen und besondere Eisenbahnfahrzeuge ausgestellt, zudem historische Lastkraftwagen und Kraftomnibusse, wie der „Henschel HS 160 USL KOM 30“ von 1963.

  • Nahverkehrsmuseum Dortmund, Mooskamp 23, Dortmund, Stadtbahnlinie U47 bis zur Haltestelle Obernette, danach ca. zehn Minuten Fußweg
  • Eintritt: 3 €; Kinder: 1 €. Die Fahrt mit der historischen Straßenbahn: 7 €, Kinder: 4 €. Kombi-Ticket, welches den Eintritt, eine Fahrt und Führung beinhaltet: 10 €, Kinder 6 €.
  • Jeden dritten Sonntag im Monat von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Dann werden auch die historischen Straßenbahnen gefahren. Von November bis März gibt es keinen Fahrbetrieb. Nächster Termin: 21. Juli.
  • Mehr Info unter bahnhof-mooskamp.de

Straßenbahnmuseum „Am Steinberg“ in Düsseldorf

Wie bequem Fahrgäste heute doch an vielen Orten einsteigen können: Die Niederflurfahrzeuge machen es möglich, dass Eltern keine Kinderwagen mehr die Treppen hochwuchten müssen, und auch Menschen mit Rollatoren freuen sich, wenn sie nahezu ebenerdig einsteigen können. In Düsseldorf sortierte man ab 1996 die Hochflurwagen aus. Doch fahrtüchtig waren diese Bahnen natürlich noch. Daher wurden sie verkauft, meist nach Polen. Und dort taufte man sie: „Helmut“ – in Anlehnung an den früheren Bundeskanzler.

Ein Blick in das historische Straßenbahndepot „Am Steinberg“ in Düsseldorf.
Ein Blick in das historische Straßenbahndepot „Am Steinberg“ in Düsseldorf. © WAZ FotoPool | KITSCHENBERG, Kai

In Düsseldorf ist heute wieder ein „Helmut“ zu sehen. Nachdem der „Triebwagen 697“ in Poznań bis Ende 2019 unterwegs war, kehrte er danach in die Landeshauptstadt zurück. Als schöne Erinnerung im historischen Straßenbahn-Betriebshof  „Am Steinberg“, in den denkmalgeschützten Hallen von 1908. In einer Dauerausstellung wird dort der Einfluss der Rheinbahn auf die Stadtentwicklung verdeutlicht. Und selbstverständlich werden dort neben Modellen auch echte alte Straßenbahnen gezeigt – und ein paar Busse.

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Die ältesten Fahrzeuge stammen aus den 1910er-Jahren, wie etwa der Arbeitstriebwagen 5151, ein Unkrautvertilgungswagen. In der Halle werden die Bahnen immer mal wieder ausgetauscht. Und bei Stadtrundfahrten kann man in die alten Schienen-Schätzchen einsteigen und mitfahren.

  • Linie D, Straßenbahnmuseum, Am Steinberg 35, Düsseldorf
  • An regulären Öffnungstagen ist der Eintritt frei.
  • Nur an ausgewählten Tagen geöffnet. Der nächste Termin: Sonntag, 8. September, 11 bis 18 Uhr (Tag des offenen Denkmals). Die nächste Fahrt ist eine Krimi-Rundfahrt: Sonntag, 22. September, 15 Uhr.
  • Mehr Infos unter linied.net

Bergisches Straßenbahnmuseum in Wuppertal

„Unsere Straßenbahnen klingeln, quietschen und brummen – ganz wie damals!“, verspricht das Museum in Wuppertal. Denn die alten Fahrzeuge kann man nicht nur bewundern und besichtigen, sondern an ausgewählten Tagen auch mit für eine Tour besteigen. 14 Minuten dauert dann eine Fahrt durch das Kaltenbachtal. Hier zahlt man noch direkt beim Schaffner.

Neben Trieb- und Beiwagen können auch Arbeitswagen bestaunt werden. Die Bahnen waren früher allerdings nicht alle in Wuppertal im Einsatz, sie stammen auch zum Beispiel aus Düsseldorf, Hagen und aus dem Ruhrgebiet, wie etwa „Der Bochumer“: Triebwagen 275, Baujahr 1957.

  • Bergische Museumsbahnen e.V., Kohlfurther Brücke 57, Wuppertal; City-Express CE 64 bis zur Haltestelle „Kohlfurther Brücke”.
  • Der Eintritt auf dem Betriebshof ist frei. Fahrkarten beim Schaffner: 5 €, Hin- und Rückfahrt: 7 €; Kinder und Jugendliche bis einschließlich 16 Jahren fahren kostenlos mit; Kinder bis zehn Jahre nur in Begleitung eines Erwachsenen.
  • Das Museumsgelände ist in der Regel samstags von 11 bis 17 Uhr zugänglich. Die Straßenbahnen verkehren von April bis Oktober, an jedem zweiten und vierten Sonntag. Der nächste Termin: 14. Juli.
  • Mehr Infos unter bmb-wuppertal.de