Düsseldorf. Eine aktuelle Auswertung zeigt: Die Zahl der Straftaten mit Messern oder anderen Stichwaffen hat einen Höchststand erreicht – wie befürchtet.
Angriffe mit Messern oder ähnlichen Stichwaffen haben um fast die Hälfte zugenommen in Nordrhein-Westfalen. Im Jahr 2023 verzeichnete die Polizei 6221 solche Straftaten, das ist ein Plus von 48,4 Prozent gegenüber dem noch von der Pandemie geprägten Vorjahr (4191 Fälle). Landesinnenminister Herbert Reul (CDU) und Experten der Polizei hatten schon länger vor einem eklatanten Anstieg gewarnt. Die aktuelle Auswertung bedeutet auch einen Höchststand seit NRW 2019 das erste Mal eine gesonderte Statistik zu Messerdelikten vorlegte. Damals gab es 5780 Fälle, der Anstieg gegenüber dem Jahr 2019 beträgt also etwa sieben Prozent.
Die aktuelle Auswertung seines Innenministeriums will Reul heute im Innenausschuss des Landtags präsentieren. Die SPD hatte nach der „Entwicklung bei der Zahl der Stichwaffenangriffe“ gefragt. Die Ausschussvorlage enthält auch weitere Details zu Tätern, Opfern und Art der Straftaten.
Rund drei Prozent aller Messerangriffe ordnete die Polizei als Tötungsdelikte ein (Mord, Totschlag, Tötung auf Verlangen), das sind 198 Fälle. Bei den meisten dieser Straftaten blieb es beim Versuch, die Opfer überlebten (156 versuchte Tötungsdelikte). Körperverletzungsdelikte machten weniger als die Hälfte aller Straftaten aus (2450 Straftaten, von denen es in rund 600 Fällen beim Versuch blieb). Überwiegend wurden demnach Stichwaffen zur Drohung eingesetzt.
Fast jeder zweite Tatverdächtige ohne deutschen Pass
Bei insgesamt 5686 im Jahr 2023 ermittelten Tatverdächtigen war mehr als jeder dritte Tatverdächtige unter 21 Jahre alt (34,4 Prozent). Die überwiegende Mehrheit war männlich (86,7 Prozent). Die am häufigsten vertretenen Staatsangehörigkeiten bei den Tatverdächtigen sind deutsch (2992), syrisch (469), türkisch (298), irakisch (159) und rumänisch (152). Somit war fast jeder zweite Tatverdächtige ohne deutschen Pass (47,4 %).
Von den 8.036 im Jahr 2023 erfassten Opfern ist ebenfalls nahezu jedes dritte Opfer unter 21 Jahre alt (31, 1 Prozent). Rund drei Viertel waren männlich (76,5 Prozent). Die am häufigsten vertretenen Staatsangehörigkeiten bei den Opfern waren deutsch (4956), syrisch (475), türkisch (349), irakisch (174) und polnisch (161). Bei den Opfern hatten demnach 61,7 Prozent die deutsche Staatsangehörigkeit.
Nur ein Bruchteil aller Straftaten wurde mit einem „Messer im Sinne des Waffengesetzes“ begangen, also den verbotenen „Kampfmessern“ mit einer Klingenlänge über 12 Zentimetern oder einhändig feststellbaren Klappmessern - hierauf entfallen 386 Fälle.
Für das Jahr 2024 gibt es noch keine gesicherte Statistik. Die Auswertungen zu Messerdelikten werden gesondert von der normalen Kriminalstatistik erhoben, ausgewertet werden sogenannte „Opferdelikte“, bei denen die Tatmittel „sonstiges Messer“, ,,Messer (Waffengesetz)„ und „sonstige Stichwaffen“ eingesetzt wurden.