Krefeld. „Der Blick auf das Verborgene“: Fotograf Volker Döhne zeigt mit seiner Ausstellung im Museum Burg Linn den Wandel der Zeit entlang des Limes.

Wer das Archäologische Museum an der Burg Linn in Krefeld kennt, weiß bereits, wie viele alte Schätze unter der Erde am Niederrhein zu finden sind. Sie alle erzählen Geschichten aus der römischen Antike. Doch was ist heute noch oberirdisch von der römischen Vergangenheit zu sehen? „Nicht viel“, meint der Fotograf Volker Döhne. Zumindest nicht viel, das offensichtlich auf die römische Geschichte am Niederrhein hinweist.

„Man muss nur genauer hinsehen. Dann lassen sich schon die ein oder anderen Anzeichen erkennen“, erklärt der Fotograf, der vor kurzem eine neue Fotoausstellung an der Burg Linn eröffnet hat. Der 70-Jährige wirft mit seinen Bildern einen „Blick auf das Verborgene“ und zeigt auf, wie sich geschichtlich relevante Orte in den vergangenen Jahren verändert haben.

Seit vielen Jahrzehnten erforscht das Museum Burg Linn das Areal des ehemaligen römischen Kastells Gelduba, gelegen unmittelbar am Rhein im heutigen Gellep-Stratum. Der Krefelder Stadtteil war in der Antike Teil der römischen Grenzbefestigungen. Der Niedergermanische Limes, ein Grenzwall zwischen zwischen den römischen Provinzen Germania inferior und Germania magna, zog sich seinerzeit von Bonn bis zur niederländischen Nordseeküste und wurde 2021 zum Unesco Welterbe erklärt.

Ein Blick auf die alten Römerstraßen

Viele der Funde aus den archäologischen Grabungen sind heute im Museum Burg Linn zu sehen. Aber auch in der dicht besiedelten niederrheinischen Landschaft gibt es immer wieder Hinweise und Spuren, die von der Anwesenheit der Römer zeugen. „Ein Beispiel dafür sind die Römerstraßen. Sie wurden vor über 2000 Jahren von den Römern angelegt und werden zum Teil heute noch als Trassen genutzt“, erklärt Döhne.

In direkter Umgebung gibt es auch viele weitere Straßen, zum Teil alte Verbindungswege, die mit ihrem Namen auf die römische Vergangenheit hinweisen. Da wären zum Beispiel der Castellweg, die Legionstraße oder die Straße An der Römerschanze.

Der Krefelder Fotograf hat die antiken Spuren verfolgt und den Wandel in seinen Bildern aus seinem ganz persönlichen Blickwinkel eingefangen. In den 1990er-Jahren entstanden Fotos entlang des Limes vom ehemaligen Bonner Bundeskanzleramt bis zur Colonia Ulpia Traiana in Xanten – zwei Zentren der Macht, die heute Geschichte sind. Die Ausstellung stellt jeweils eine Perspektive aus 1993/94 und dem Jahr 2016 gegenüber. Döhnes Ziel war es zu zeigen, wie sich in kürzester Zeit das Landschaftsbild des Niederrheins ein weiteres Mal geändert hat.

Auf einem Bild ist die Trasse, die Latumer Straße, zu sehen, die durch ein scheinbar leeres Feld verläuft. „Hier war früher ein großes Gräberfeld am Kastell Gelduba“, weiß Döhne. Zum Zeitpunkt der ersten Aufnahme, die der Fotograf mit Fotograf mit einer Großformatkamera aufgenommen hat, sieht es drumherum noch ziemlich leer aus. Die zweite Aufnahme aus dem Jahr 2016 zeigt eine deutliche Veränderung: die Industrie hat sich hier angesiedelt. Auf der rechten Seite ist eine große Halle von thyssenkrupp zu sehen, links das Bauhaus-Zentrallager.

Auf römischem Fundament

Ein weiteres Bild zeigt ein altes Ziegelhaus an der Latumer Straße in Gellep, das eine besondere Geschichte mit sich bringt. „Als das Haus damals renoviert wurde und neue Stromleitungen verlegt werden sollten, kamen antike Grundmauern zum Vorschein, die sich noch immer in einem guten Zustand befinden. Dieses Wohnhaus steht also auf römischem Fundament“, erklärt Döhne. Ein Bild davon ist auf einer der beiden Infotafel zu sehen, die die Fotoausstellung ergänzen. Die Bilder an sich sind unbeschriftet und sollen ganz für sich sprechen.

„Das ist eines meiner größten freien Projekte. Zu der Zeit, als die ersten Fotos entstanden sind, habe ich als Fotograf und als Gestalter der Krefelder Kunstmuseen gearbeitet“, erzählt Döhne. Interessiert für Geschichte hat er schon immer. „Ich schätze das wurde mir von meinen Eltern mitgegeben.“ Fast genauso lang interessiert sich der 70-Jährige für Fotografie. „Die Fotografie rettet ein Bild davor, vergessen zu werden. Sie ist ein gutes Werkzeug für unsere Erinnerung und kann Dinge ganz anders erzählen als es Worte können.“

Die Ausstellung ist noch bis zum 13. August im Museum Burg Linn zu sehen. Vor Ort muss der reguläre Museumseintritt gezahlt werden. Im Rahmen der Ausstellung gibt es in den Schulferien auch zwei Workshops für Kinder, die sich spielerisch mit den Inhalten der Fotografien auseinandersetzen. Sie finden am Mittwoch, 12. Juli, und am Donnerstag, 3. August, von je 11 bis 13 Uhr statt. Eine Teilnahme kostet 15 Euro pro Person.

>>> NRW-Radtour: Zwischenstopp in Krefeld

Gemeinsam mit WestLotto veranstaltet die NRW-Stiftung vom 29. Juni bis zum 2. Juli wieder eine große Radtour durch NRW, die in diesem Jahr durch Teile des Ruhrgebiets und des Niederrheins führt. Start und Ziel ist der Auesee in Wesel. Am Samstag, 1. Juli, halten die Teilnehmenden für eine kleine Pause sogar an der Burg Linn.

Die Karten für die Tour sind bereits ausverkauft. Höhepunkt jeder Etappe ist aber das kostenlose „WDR 4 Sommer Open Air“ mit Bühnenprogramm – zu denen auch alle eingeladen sind, die nicht mitradeln. Heute Abend, 29. Juni, geht’s ab 18 Uhr im Wunderland Kalkar los. Mit dabei sind DJ Torsten Matschke und Comedienne Ingrid Kühne. Weitere Infos: www.nrw-radtour.de