Aus den Niederlanden. Ist Urlaub in Holland merklich teurer geworden? Ein „subjektiver Eindruck“, sagt der niederländische Gastroverband. Eine Tatsache, sagen andere.

Schön war’s am vergangenen langen und sonnigen Wochenende an Hollands Küste. Und voll – für viele Niederlande-Fans auch voll teuer. Bei so einigen Reisenden aus NRW boten die Preise Diskussionsstoff: Kann es sein, dass sie weiter gestiegen sind, wird der Holland-Urlaub in Zukunft viel teurer, oder müssen wir uns einfach daran gewöhnen? Schließlich dünnt die Inflation in Deutschland wie in den Niederlanden weiterhin das Budget der wohl meisten Haushalte aus.

Eine Reisegruppe aus Münster hatte sich zu einer Radtour in Noordwijk aan Zee getroffen und sich nach der Reise ins Portemonnaie blicken lassen. Auf dem Plan: eine 45-Kilometer-Runde in die alte Grachten- und Universitätsstadt Leiden, vorbei an blühenden Tulpenfeldern. Wie die Gruppe unserer Redaktion berichtete, kostete das Leihrad pro Tag 15 Euro, 30 Euro ein E-Bike. Dafür gebe es aber „gute Qualität, die Räder sind neuwertig“.

„Richtig teuer“, so befand die Gruppe, wurde es aber dann bei der Übernachtung. Das Drei-Sterne-Hotel direkt am Strand-Boulevard im bekannten Küstenort ruft am Wochenende 220 Euro für ein Doppelzimmer mit Meerblick auf. Vor vier Jahren hatte es noch 165 Euro gekostet, verglichen die Reisenden, die regelmäßig im Nachbarland ihren Urlaub verbringen und daher die Preisentwicklung beobachten.

Küstenhotel trotz gestiegener Preise ausgebucht

Was die Gruppe fast schon erstaunt hat: Trotz des Preissprungs ist das 100-Betten-Haus ausgebucht. Teuer, so fanden die Reisenden, wurde es auch beim Essen. Die Pommes-Tüte mit „Frietsaus“ für unterwegs kostet auf Noordwijks belebter Hoofdstraat „happige 4 Euro“. Im Restaurant-Pavillon abends am Strand noch einen oben drauf: Das Stück Lachs machte 26,50 Euro, ein Glas Heineken 3,95 Euro und die Flasche Pinot Grigio 41,50 Euro.

„Freundlich fragt die Bedienung auf Englisch, ob sie vorweg ein wenig Brot mit Dips bringen solle“, berichtet ein Teilnehmer aus dem Ruhrgebiet. Das habe sich nachher dann aber mit ganzen 7,25 Euro auf der Restaurantrechnung wiedergefunden. Fazit: „Die Qualität des Essens ist hoch, die Preise sind es auch. Und trotzdem geht ohne Reservierung im Strandrestaurant gar nichts.“

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Ein teurer Einzelfall und subjektiver Eindruck – oder neue Realität beim Holland-Urlaub? Die Antwort darauf fällt, je nach befragter Branche, unterschiedlich aus. „Das ist ein subjektiver Eindruck“, so heißt es etwa vom niederländischen Gastronomieverband KHN auf Anfrage unserer Redaktion zu den Schilderungen. Marike Rosier vom Freizeit, Wassersport- und Campingverband HISWA RECRON hingegen sagt zu den Beobachtungen: „Auch wir bemerken eine allgemeine Preissteigerung.“

Dafür führt sie mehrere Gründe an: „Die Preise sind unter anderem wegen der Inflation, aber auch wegen der Personalkosten gestiegen. Das gilt nicht nur für unseren Sektor, sondern auch für die anderen.“ Die Inflation macht sich also noch immer beim Urlaub bemerkbar:

Im April hat die Teuerungsrate im Nachbarland nach Angaben des niederländischen Statistikinstituts CBS wieder leicht zugelegt (auf 5,2 Prozent im Vergleich zu 4,4 Prozent im März). Und gestiegen sind den Daten zufolge unter anderem just die Preise für Gastronomie, Freizeit und Kultur.

Inflation macht sich im Holland-Urlaub bemerkbar

Das ist eigentlich nicht neu: Im vergangenen Jahr hatte unter anderem die bekannte niederländische Bierbrauerei Heineken, deren Produkte im Holland-Urlaub gerne mal bestellt werden, ihre Preise erhöht. Dennoch hatte die Inflation in den Niederlanden die letzten Monate deutlich abgenommen. Im vergangenen Oktober betrug sie zum Beispiel noch 16,8 Prozent.

Sollte die gesunkene Inflation sich dann nicht auch bei den Kundinnen und Kunden bemerkbar machen? Nicht unbedingt. „Weniger Inflation bedeutet nicht automatisch sinkende Preise, sondern Preise, die nicht weiter steigen“, so die niederländische Gastrovereinigung KHN dazu. „Auch eine geringere Inflation ist Inflation.“ Ähnliches kommt auch von der niederländischen Rabobank. In ihrem „Inflatiemonitor Nederland“ wird erklärt, dass eine niedrigere Inflations sich nicht automatisch auf Preise im Laden oder in der Bar auswirkt.

Hohe Nachfrage bestimmt Hotelpreise in Holland

Zudem lassen sich aktuelle Preissteigerungen im Freizeit- und Urlaubsbereich gar nicht alleine auf die Inflation zurückführen. Nur auf die Teuerungsrate zu blicken, sei nicht der richtige Ausgangspunkt, um die Entwicklungen auf dem Markt zu verstehen, erklärt Marike Rosier. „Es machen auch noch immer viele Niederländer im eigenen Land Urlaub, kurzum: Die Nachfrage hat zugenommen, und das zeigt sich auch in den Preisen.“

Zwar betont ein Sprecher des bekannten Unterkunftsanbieters Roompot, dass trotz weiter hoher Energie-, Lebensmittel- und Lohnkosten bei seiner Kette von „einem merkbaren Preisanstieg im Inland oder an der Küste keine Rede sein“ könne. Doch auch er bestätigt: „Unsere Preise richten sich nach Nachfrage und Angebot des Markts.“ Und das kann für viele Holland-Fans aus NRW eben ganz schön teuer ausfallen.