Düsseldorf..


Am Ende der Kette steht der Kunde – zunehmend ratlos, denn oft durchschaut er nicht mehr, was er kauft. „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“, sagt deshalb Klaus Müller, Chef der NRW-Verbraucherzentrale, der sich durch die aktuelle Bilanz der Lebensmittelüberwachung bestätigt sieht. Verunreinigte Milch, verschimmeltes Brot oder falsch gekennzeichnetes Fleisch: Jede neunte Probe musste im vergangenen Jahr beanstandet werden. Sofort wurde gestern der Ruf nach mehr Kontrolleuren laut.

Keine Verbesserung der Quoteim Vergleich zum Vorjahr

„Für Nachlässigkeit und Schmuddel darf es keinen Freibrief geben“, wertete Umweltminister Johannes Remmel (Grüne) die Ergebnisse, „mit dem Vertrauen der Verbraucher darf nicht gespielt werden.“ Doch das blieb in elf Prozent der 95 300 Kontrollen nur ein frommer Wunsch. Gegenüber dem Vorjahr hat sich die Quote nicht verbessert, und 2010 entsprachen sogar 11,8 Prozent der Proben nicht den rechtlichen Vorschriften. Am häufigsten beanstandet – in jedem vierten Fall – wurden Nahrungsergänzungsmittel. Auch bei Konfitüren, Gelees und Marmeladen entdeckten die Kontrolleure in jeder fünften Probe einen Verstoß. Diätetische Lebensmittel waren zu 17,6 Prozent nicht in Ordnung. Bei Spirituosen betrug die Fehlerquote 18,8 Prozent, bei Tabak war sie sogar doppelt so hoch. Unter „mikrobiologischen oder anderen Verunreinigungen“ listet die Statistik aus dem Hause Remmel 1558 aller im Labor untersuchten Proben von Fleisch, Fisch, Fetten oder Obst auf. Die meisten Verstöße entfielen mit 6961 Fällen auf falsch etikettierte Waren. Doch nicht nur für Remmel, der auf „sichere Lebensmittel“ pocht, sondern auch für den obersten Verbraucherschützer im Land sind falsch ausgezeichnete Produkte alles andere als eine Bagatelle. „Was drauf steht, muss drin sein“, fordert Müller. Lebensmittel nennt er „Vertrauensprodukt“, für das eine Fehlerquote von elf Prozent „eindeutig zu hoch“ sei. In einer Zeit, da sie weltweit gehandelt werden und der Markt sich völlig verändere, sei für viele Menschen nicht mehr klar nachvollziehbar, was sie essen. Umso mehr komme es auf verlässliche Information an.

Und auf mehr Kontrolle. In NRW gibt es im Lebensmittelsektor 7000 Erzeuger, 3000 Hersteller und Abpacker, 6000 Transporteure sowie 70 000 Einzelhändler und 93 000 Dienstleister, die regelmäßig überwacht werden müssen. Dies geschieht ohne vorherige Anmeldung über Stichproben. Kontrolliert werden Großmarkthallen, Metzgereien, Bäckereien oder Direktvermarkter in der Landwirtschaft.

Diese Aufgabe übernehmen an Rhein und Ruhr insgesamt 51 Überwachungsämter. Doch das Lamento über fehlendes Personal begleitet die Landespolitik seit Jahren. In NRW arbeiten derzeit 346 Kontrolleure, die bei den Kommunen angestellt sind. Unterstützt werden sie von 61 amtlichen Assistenten, die vom Land bezahlt werden. Aus Sicht des Bundesverbands der Lebensmittelkontrolleure reicht diese Zahl bei Weitem nicht aus, um den nötigen „Kontrolldruck“ auf die Betriebe zu gewährleisten. Dabei sei NRW keine Ausnahme – mitunter ist ein Kontrolleur für 1500 Betriebe zuständig. Remmel hat sich vorgenommen, die Zahl der Kontrolleure auf 600 zu erhöhen. Das hatte bereits die Regierung Rüttgers vor sieben Jahren zugesagt.