Essen. Mit einer Online-Aktion wollte die Deutsche Bahn ihr Image aufpolieren. Bahnfahrer sollten dem Konzern von ihren “schönsten Bahnmomenten“ berichten. Doch die Aktion ging nach hinten los. Über Twitter und Facebook machten dutzende Pendler ihrem Ärger Luft. Die Bahn nimmt die Kritik bisher sportlich.

Eigentlich wollte die Deutsche Bahn sich mal von ihrer besten Seite zeigen. Anstatt über Zugausfälle oder Fahrpreise zu reden, wollte der Konzern zeigen, dass die Züge der Bahn ein schöner Ort sind. Im Rahmen einer Online-Aktion forderte das Unternehmen seine Kunden dazu auf, die "schönsten Bahnmomente" aus ganz NRW einzusenden. Zumindest in den Sozialen Netzwerken stößt diese Idee aber bisher auf wenig Gegenliebe.

Dabei hat die Bahn sich alle Mühe gegeben. Auf einer extra eingerichteten Webseite finden sich lauschige Erzählungen von wiedergefundenen Plüschtieren, fröhlichen Junggesellenabschieden im Zugabteil oder Bahnfreundschaften. Doch viele NRW-Pendler verbinden anscheinend ganz andere Geschichten mit der Bahn.

"Am schönsten ist es, wenn die Bahn pünktlich kommt."

"Macht mal lieber eine Aktion, wo man den größten Mist den ihr verzapft teilen soll", beschwert sich Marcel Ro über Facebook. Dort hatte die Bahn ihre Aktion unter dem Hashtag "#ehrlichnrw" beworben. Auch viele andere Nutzer sind offensichtlich wütend. "Kriegt mal lieber die Oberleitungsstörung zwischen Hansaring und Nippes hin", beschwert sich Cihan Kanati.

Andere Pendler hingegen haben nur Häme übrig: "Schönster Bahnmoment ist, wenn der Zug pünktlich kommt", spottet ein Nutzer und eine Userin ätzt: "Seitdem ich die Deutsche Bahn meide, habe ich nur noch schöne Momente."

Schlechter Zeitpunkt für Werbeaktion

Auch bei Twitter entwickelt sich der Hashtag #ehrlichnrw derzeit zum Problemfall für die Bahn. "Meine Bahngeschichte? Fahre wöchentlich von Münster nach Haltern. Kein einziges Mal gab es eine pünktliche Ankunft", beschwert sich Max Lewe.

Grund für die schlechte Stimmung bei den Pendlern dürfte auch der Zeitpunkt der Aktion sein. Nachdem Sturm "Ela" Anfang Juni schwere Verwüstungen im Ruhrgebiet angerichtet hat, musste die Bahn den Verkehr auf vielen Strecken für mehrere Tage komplett einstellen. Der Ersatzverkehr mit Bussen lief nur schleppend, Tausende Pendler kamen nicht oder nur extrem schwer zur Arbeit. Das dürfte das Image des Konzerns bei ihren Kunden nicht gerade verbessert haben.

Bahn wollte die ehrliche Meinung

"So ist das eben bei solchen Aktionen", sagt eine Sprecherin der Bahn. Man bekomme natürlich auch mal kritische Beiträge. "Deshalb heißt es #ehrlichnrw. Wir wollen schließlich die ehrliche Meinung."

Im Übrigen seien die Reaktionen gar nicht so schlimm: "Facebook ist dafür bekannt, dass die User sehr kritisch sind. Mit nicht einmal 200 negativen Kommentaren können wir deshalb gut leben."