Athen. 2004 wurde Otto „Rehhakles“ Rehhagel mit der griechischen Nationalmannschaft Fußball-Europameister. Auch für dieses Jahr traut der gebürtige Essener den Hellenen viel zu. Griechische Medien bezeichnen Jogis Jungs indes als „die Panzer“ und machen Stimmung gegen die deutsche Mannschaft.
„Bringt uns Merkel“, forderte die griechische Sportzeitung „Gol News“ am Montag. Der Wunsch geht in Erfüllung: Entgegen der ursprünglichen Planung will die Kanzlerin nun doch am Freitag zum EM-Viertelfinalspiel Deutschland gegen Griechenland nach Danzig fliegen.
Dort wird sie wohl Pfiffe zu hören bekommen – von den griechischen Fans, die in großer Zahl im Stadion erwartet werden. Der Athener Reiseveranstalter Travel Plan bietet jetzt in ganzseitigen Zeitungsanzeigen Last-Minute-Reisen nach Danzig an: 490 Euro kostet der Tagestrip, für 590 Euro bekommt man noch eine Übernachtung dazu. Die Aussicht, in Danzig auf die deutsche Kanzlerin zu treffen, von der laut Umfragen 83 Prozent der Griechen eine „schlechte Meinung“ haben, dürfte die Nachfrage nach den Tickets weiter steigern.
„Ihr kriegt uns niemals aus dem Euro“
„Gol News“ weiß auch schon, wie die Partie enden wird: „Ihr kriegt uns niemals aus dem Euro“, rief die Zeitung den Deutschen zu. Gemeint war wohl neben der Europameisterschaft auch die Gemeinschaftswährung. Mit „unbändigem Glück und großem Stolz“ fiebere ganz Griechenland dem Spiel entgegen, schrieb die Zeitung „Metro Sport“. Und das Blatt „Sport Day“ posaunte nach dem Sieg der Griechen über Russland: „So qualifizieren sich Deine Schuldner, Angela, mach Dich bereit!“
Der griechische Mittelfeldspieler Giannis Maniatis glaubt, dass seine Mannschaft auch Deutschland bezwingen kann: „Wir werden ihnen geradewegs in die Augen sehen, wir werden sie nicht fürchten, auch wenn sie die Favoriten sind.“
„Sie haben Angst vor uns“
Dass die Griechen für Überraschungen gut sind, wer wüsste das besser als Otto Rehhagel, der die Hellenen bei der EM 2004 unerwartet auf den Fußball-Olymp führte. Das „Wunder von 2004“ könne sich wiederholen, sagte Rehhagel im Interview mit „Sport Day“. Wenn die Mannschaft wie gegen Russland aufspiele, sei „Griechenland zu allem fähig“, so der gebürtige Essener.
Die Motivation ist jedenfalls da. „Sie haben Angst vor uns“, meldete die Zeitung „Sport Day“. „Die Panzer“ – so nennen griechische Medien die deutsche Nationalmannschaft gern. Da schwingen Erinnerungen an die dunklen Jahre der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg mit.
Trotz dieser Schatten der Geschichte waren Griechen und Deutsche bis vor wenigen Jahren ziemlich gute Freunde. Nicht zuletzt wegen ihrer Fußball-Tradition genossen die Deutschen bei vielen Hellenen Ansehen.