Im Zoo. Seekühe sind imposante Tiere – und reine Vegetarier. Der Bestand der friedlichen Meeressäuger nimmt stark ab – Schiffsschrauben sind schuld
Seekühe sind wunderliche Tiere. Mit einem Gewicht von mehreren hundert Kilo sind sie die einzigen Vegetarier unter den Meeressäugern. Im Gegensatz also zum Seehund, Seelöwen oder Seeleopard, die lieber einen Fisch verspeisen. Eine Eselsbrücke zum Merken: Eine Kuh frisst Gras, eine Seekuh frisst… Seegras! Und davon verdrückt eine Seekuh im seichten Flachwasser der warmen Meere eine ganze Menge.
Nur in wenigen Zoos werden Seekühe gehalten. In der im Jahr 2017 eröffneten Mangrovenhalle von Burgers` Zoo in Arnheim kann man diesen faszinierenden Tieren begegnen. Hier bekommen sie kein Seegras, denn das ist schwierig zu züchten und nicht zu kaufen.
Endiviensalat, Chinakohl und Fenchel
Als Ersatz dienen kistenweise Endiviensalat, Chinakohl, und etwas Fenchel. Täglich verspeist so eine Seekuh um die 30 Kilo Grünzeug. Wer ‘mal mit ihnen Bekanntschaft gemacht hat, in der Natur oder im Tierpark, vergisst diese beeindruckenden, friedfertigen Tiere nicht so schnell wieder. Seekühe wecken einfach Sympathie.
Insofern sind Seekühe eine überaus geeignetes „Flaggschiff“, also ein tierischer Stellvertreter für ein ganzes Habitat, in diesem Fall die Küstengebiete und Mangroven. Dort findet man die bekannteste Art der Seekühe, die Karibik-Manati. Sie leben vor der Ostküste der USA, vor allem bei Florida, und sie kommen über die Flachwasserzonen der karibischen Inseln bis hinunter südlich bei Brasilien vor. Ein riesiges Verbreitungsgebiet, wobei man zwei Unterarten unterscheidet: die bei Florida und dem Golf von Mexiko einerseits und die in der echten Karibik bis Südamerika anderseits.
Seekuh-Auffangstation
Mit Spenden finanziert Burgers’ Zoo Sender, so dass aufgepäppelte und wieder freigelassene Seekühe via Satellit verfolgt werden können. Aufgrund Covid-19 bleiben derzeit die internationalen Öko-Freiwilligen weg, die im Seekuh-Auffangzentrum helfen. Ein örtlicher Seekuh-Pfleger wurde eingestellt.Infos: www.burgerszoo.de
Seekühe sind gemütliche Riesen, sie tun keiner Fliege etwas zuleide. Aufgrund ihrer ansehnlichen Größe haben die erwachsenen Exemplare auch keine natürlichen Feinde. Dennoch nimmt der Wildbestand drastisch ab. Von der südlicheren Unterart schwimmen nach Schätzungen im gesamten Lebensraum bloß noch 4.000 Exemplare! Und jedes Jahr werden es weniger. Hauptgrund ist leider wieder mal das menschliche Handeln.
Karibik-Manatis
Der Bootsverkehr hat enorm zugenommen, und eine langsam schwimmende Seekuh hat gegen ein schnellfahrendes Boot keine Chance. Schiffsschrauben verursachen bei Unglücken hässliche Wunden, und Kollisionen mit größeren Booten enden oft sogar tödlich.
Das kleine mittelamerikanische Land Belize hat in seinen Gewässern die noch größte Population der südlichen Karibik-Manatis.
Naturschutzprojekt in Belize
Genau dort hat unser Zoo sein größtes Naturschutzprojekt im Freiland, ein mehr als 400 Quadratkilometer großes Reservat mit Regenwald, tropischen Trockenwald, Mangroven und Küstengewässern. Unsere Ranger achten bei Patrouillen zu Boot darauf, dass niemand im Volltempo durch die Gewässer braust.
Nur einige Kilometer vom Hauptquartier unseres Projekt entfernt befindet sich die Organisation Wildtracks. Das ist die offizielle, aber komplett aus Spenden finanzierte, belizische Auffangstation für verwundete und verwaiste Seekühe. Dorfbewohner an der Küste und Fischer wissen, wen sie anrufen müssen, wenn sie eine geschwächte oder verwundete Seekuh sichten. Oder ein kleines Jungtier, das längere Zeit ganz alleine herumschwimmt.
13 erstaunliche Dinge über Seekühe, hier der Link
Hier der Link zu einem Das Seekuh-Rettungsteam rückt dann aus. Wenn nötig, wird die Seekuh aus dem Wasser gefischt und per Spezial-LKW ins Auffangzentrum verfrachtet. Das alleine ist schon eine Herausforderung, denn erwachsene Tiere sind mit bis zu 500 Kilo und mehr echte Schwergewichte. Bei erwachsenen Seekühen ist nach einem Zusammenstoß mit einer Schiffsschraube immer zu hoffen, dass die Lunge nicht betroffen ist. Die Lungenflügel sind bei Seekühen sehr langgestreckt und liegen links und rechts entlang der Wirbelsäule am Rücken.
Die luftgefüllten Organe sind eine Art Schwimmhilfe, die die Seekuh in Balance halten. Hat das Tier eine Lungenperforation oder Klapplunge, dann kommt es aus dem Lot und kann nicht mehr gut manövrieren. Das kann wieder heilen, braucht aber Zeit und gute Pflege.
Ein Krankenhaus für Seekühe
Noch viel langwieriger ist das Aufpäppeln von Seekuhwaisen, deren Mutter bei so einem Schiffsunglück verendet ist. Bei einem wirklich geschwächten oder kranken Jungtier kann es nötig sein, ein paar Tag lang alle drei bis vier Minuten seinen Kopf ein wenig aus dem Wasser zu heben, damit das Kleine Luft holen kann.
Geht es dem „Seekälbchen“ besser, bekommt es Appetit. Alle zwei Stunden will es dann seine Milchflasche, natürlich auch nachts. Seekühe bleiben zwei Jahre lang bei der Mutter. So lange dauert es auch, bis eine verwaiste Seekuh nach vielen Rehabilitationsschritten wieder in die Freiheit entlassen werden kann. Die Seekühe in unserem Tierpark begeistern viele Leute für ihre Artgenossen. Auch dank ihnen kann unser Tierpark die Lagunen, in denen die gesund gepflegten Seekühe wieder ausgewildert werden, als geschütztes Reservat sicherstellen.