Essen.. Blitzmarathon Nummer vier in NRW ist am Dienstagmorgen gestartet. Für 24 Stunden richten zusammen etwa 3500 Polizeibeamte ihre Augen - und Tempokontrollgeräte - verstärkt auf den Straßenverkehr. Erstmals sind auch Radfahrer im Visier.

Auf rasende Radler hat es die Polizei beim aktuellen "Blitzmarathon" in NRW nicht in erster Linie abgesehen - aber das Thema Radfahrer-Sicherheit soll bei der vierten Großaktion von NRW-Polizei und Kommunen für mehr Sicherheit im Straßenverkehr ganz oben stehen. Dabei will die Polizei nicht nur Autofahrer mahnen, mehr auf Radler zu achten. Auch Radfahrer selbst soll bei der 24-stündigen Kontrollaktion vor Ort "das Einhalten von Regeln" nahegebracht werden.

Der Hintergrund: Im vergangenen Jahr sind in NRW 81 Radfahrer im Straßenverkehr ums Leben gekommen. Das waren zwölf mehr als im Jahr 2011, also 17 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Für NRW-Innenminister Ralf Jäger Grund genug, mit dem "Blitzmarathon" auch zu versuchen, dass die Zahl der Radunfälle sinkt. Die pure Statistik jedenfalls verzeichnete im vergangenen Jahr landesweit 108 Verkehrstote weniger als 2011. Insgesamt kamen zwischen Januar und Dezember vergangenen Jahres 528 Menschen im Straßenverkehr zu Tode.

Blitzmarathon - Wirkung durch Wiederholung?

Über den Sinn von Großaktionen wie den "Blitzmarathon" streiten unterdessen die Experten. Beim Verkehrsclub Deutschland glaubt man nicht an einen langfristigen Erfolg: "Man wird für einige wenige Tage sein Tempo reduzieren und sich an die Regeln halten, vielleicht dann noch eine Woche danach", sagte VCD-Sprecherin Anja Smetanin am Montag. Eine langfristige Verhaltensänderung bewirkten solche Aktionen nicht.

Hier wird geblitzt

Beim Bundesverband der niedergelassenen Verkehrspsychologen mag Geschäftsführer Rüdiger Born langfristige positive Auswirkungen nicht grundsätzlich ausschließen. "Die Aktion kann helfen, dass sich Menschen mit ihrem Fahrverhalten beschäftigen", sagt Born. Dadurch, dass der Blitzmarathon bereits mehrfach wiederholt worden ist, "behält man das mehr in Erinnerung und gewöhnt sich möglicherweise an eine andere, zurückhaltendere Fahrweise".

Auch Polizisten kritisieren Blitzmarathon

In der NRW-Polizei selbst werde der Blitzmarathon unterdessen mit Skepsis bewertet, sagt ein Sprecher der Gewerkschaft der Polizei (GdP): "Die Hälfte der Kollegen sieht es kritisch" und halte die Aktion eher für eine "Showveranstaltung" des NRW-Innenministers, deren Wirkung verpufft.

Die GdP stellt sich auf die andere Seite: "Der Blitzmarathon ist ein gutes Mittel, das öffentliche Bewusstsein zu schärfen", sagt der NRW-Chef Arnold Plickert. Sinn machten diese Großaktionen nur, "wenn sie mit einer nachhaltigen Strategie verbunden sind" - also mit täglichen Kontrollen auf den Straßen. Laut Plickert sei die Zahl der Verkehrskontrollen im vergangenen Jahr in NRW insgesamt um 16 Prozent gestiegen - auf 1,7 Millionen Messungen. Ein Sprecher im NRW-Innenministerium mochte diese Zahl auf Anfrage nicht bestätigen.

Insgesamt 3500 Polizeibeamte werden von Dienstagfrüh, 6 Uhr, verstärkt den Verkehr an den Straßen in NRW kontrollieren - über 24 Stunden bis Mittwochmorgen. Insgesamt sind 3000 Messstellen geplant. Auch in Niedersachsen ist von Dienstag auf Mittwoch "Blitzmarathon". Bayern hat am Montag den Blitzmarathon wegen des Wetters abgesagt; alle verfügbaren Kräfte seien in den Hochwassergebieten im Einsatz. (dae/WE)