Hünxe-Drevenack. Katja Szymczak ist seit einem halben Jahr Leiterin des Otto Pankok-Museums in Drevenack. Das wird gerade umgebaut. Und es ist noch mehr geplant...
Die promovierte Kunsthistorikerin Katja Szymczak (51) hat vor einem halben Jahr die Leitung des Otto-Pankok-Museums in Hünxe-Drevenack übernommen. Sie hat an der TU Berlin studiert und in der Folge mehrfach bei Projekten der Stiftung Bauhaus in Dessau und im Gropius-Bau in Berlin mitgearbeitet. Mehrfach hat sie ihre Arbeit auch ins Ausland geführt, so an das Museum of Modern Art in New York.
Sie sind seit Februar Leiterin des Otto-Pankok-Museums. Woher rührt Ihre Verbindung zu dem Künstler?
Mein Schwerpunkt ist das 20. Jahrhundert, und damit natürlich auch die Zeit Otto Pankoks. Interessanterweise habe ich mich dann über meine Promotion ein bisschen spezialisiert auf die Bauhaus-Zeit – auch wenn der Künstler Rudolf Jahns, über den ich promoviert habe, ein Anti-Bauhäusler gewesen ist – und da gibt es natürlich auch immer wieder Querverbindungen zur Moderne im Rheinland.
Was macht für Sie das Besondere an Otto Pankok aus?
Ich denke, das Besondere an Otto Pankok ist, dass er immer bei den Menschen geblieben ist. Es war immer ein direkter Rückbezug auf das menschliche Antlitz. Gerade in dieser Zeit nach dem ersten Weltkrieg sieht man beispielsweise bei den Brücke-Künstlern, dass sie sich eher weggewandt haben, aus Enttäuschung über den Krieg.
Zur Person Otto Pankok
Otto Pankok wird 1893 in Saarn bei Mülheim/Ruhr geboren. Er gilt als einer der radikalen Künstler der modernen Malerei. Schon früh verbannt er die Farbe aus seinem Werk. Zwei Anläufe, erst in Düsseldorf, dann in Weimar, Kunst zu studieren, bricht er ab. Er arbeitet zurückgezogen und konzentriert sich auf Motive aus der Natur, die ihm von Kindheit an nah war und auf den Menschen. Seine Bilder mischen sich später mehr und mehr in die sozialen und politischen Zusammenhänge ihrer Zeit ein. Er kommt im Ersten Weltkrieg an die Front in Nordfrankreich, wird verschüttet. Der Krieg traumatisiert ihn, und seine frühe humanistische Einstellung verstärkt sich zu einem lebenslangen Pazifismus. Sein Werk, in dem er sich auch vermehrt jüdischem Leben zuwendet, zählt zur „entarteten Kunst“. Pankok gehört 1950 zu den Gründungsmitgliedern der Deutschen Akademie der Künste. 1958 zieht er mit seiner Familie nach Haus Esselt. Er stirbt am 20. Oktober 1966 in Wesel.
Man sagt, Pankoks Bilder sind sehr dunkel, dennoch ist immer Optimismus dabei. Gibt es Werke von Pankok, die Sie besonders mögen?
Ich habe nicht ein Lieblingsbild, sondern ganz viele. Auf der Website des Museums soll künftig jeden Tag aus dem riesigen Werk Otto Pankoks ein Bild gezeigt werden. Bei der Auswahl stieß ich auf Pressezeichnungen, die er für die Düsseldorfer Illustrierte „Der Mittag“ gemacht hat, vor allem Tagesszenen. Eine heißt „Der Kamelreiter“. Oder „Laurel & Hardy“ als Pressezeichnung. Da sind ganz tolle Sachen dabei, die mit leichtem Strich Geschichten erzählen.
Pazifismus, Harmonie des Menschen mit der Natur
Der Werte-Kanon der Pankoks, Pazifismus und Harmonie des Menschen mit der Natur, was sagt der Ihnen?
Ich bin Pazifistin, und ich bin selbst auf dem Land großgeworden. Ich bin Reiterin, deswegen habe ich einen sehr starken Naturbezug.
Sie haben international gearbeitet, waren in Berlin am Gropiusbau tätig – nun finden Sie sich in Drevenack wieder. Geht das?
Alles hat seine Herausforderung. Und hier wird gerade ein richtig großes Museum gebaut für die Region, unterstützt von der Landesregierung. Jeder spezifische Ort bringt seine große Eigenheit mit. Ich sehe gar nicht so sehr darauf, ob es große oder kleine Häuser sind – ich sehe die Aufgaben, die anstehen. Und gemächlich finde ich es hier gerade in diesem Bauprozess gar nicht.
Hatten Sie vorher bereits eine Beziehung zum Niederrhein?
Ich habe zu dieser Ecke viele Beziehungen, weil ich Projekte mit dem Lehmbruck-Museum in Duisburg gemacht habe, mit dem Schauspiel in Essen und mit dem Ringlokschuppen in Mülheim. Und mein Partner hat ein Kunstprojekt in Dinslaken gemacht, da war ich auch ein bisschen involviert. Ich bin also nicht ganz fremd in der Region. Jetzt lerne ich Wesel kennen - auch interessant. Und Duisburg, da bin ich gerade hingezogen. Ich finde diese Stadt im Umbruch unglaublich spannend.
Was hat für Sie den größten Reiz?
Das Museum wird jetzt erst ein Museum. Das war ja vorher eine Museumsscheune und natürlich auch durch Otto Pankoks Tochter Eva sehr familiär. Eie ganze Auswahl - das war etwas sehr Privates, auch die Gastfreundlichkeit, und das bleibt auch. Aber natürlich wird es jetzt Museum, wir haben einen klimatisierten Ausstellungsraum, wir können jetzt große Wechselausstellungen machen mit wirklich guten Fremdleihgaben. Und diese Gestaltungsmöglichkeit, als erste Museumsleiterin hier Ausstellungen machen zu können, das ist ein großer Reiz.
Idee: Ein Netzwerk mit anderen Museen aufbauen
Was sind Ihre Schwerpunkte?
Hier halten Leute an, wenn sie auf dem Hohe Mark Steig spazieren gehen oder Fahrrad fahren. Wir sind an verschiedene Fahrradrouten angebunden. und der Ort ist gut ausgeschildert. Wenn man hier aufs Gelände guckt, sieht es spannend aus. Es ist offen zugänglich. Ich traf gleich am zweiten Tag Fahrradtouristen, die hatten ihre Picknickdecke hier auf den Rasen gelegt. Und da dachte ich, da muss man anknüpfen. Wir haben ein kleines Foyer mit einer Snacktheke vorgesehen. Die Leute müssen gar nicht ins Museum, aber optimal wäre, wenn sie dann auch ins Museum gingen.
Möchten Sie im künstlerischen Bereich neue Akzente setzen?
Das Werk Otto Pankoks ist noch nicht wirklich aufgearbeitet. Da müssen wir mehr an die Wissenschaft ran. Ich versuche gerade, ein Netzwerk aufzubauen, mit anderen Museen, der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf, mit dem Kreis Junges Rheinland. Damit wir hier auch junge Forscher*innen herbekommen. Ich werde auch publizieren, von hier aus. Und internationaler könnte es werden.
Ihr persönlicher Wunsch für die Zukunft?
Dass man Otto Pankok neu entdeckt, obwohl man denkt, man kennt ihn schon.