An Rhein und Ruhr.. Die Wasserqualität in den Ruhrstauseen hat sich deutlich verbessert, und jetzt bietet sie dem grünen Elodea den perfekten Lebensraum.

Die Wasserqualität in den Ruhrstauseen hat sich in den vergangenen Jahren deutlich verbessert. Doch diese gute Nachricht kann der Ruhrverband als Betreiber derzeit nur schlecht verkaufen. Wer am Baldeneysee, am Kemnader See, Hengsteysee oder Harkortsee spazieren geht, sieht dichte Pflanzenteppiche auf dem Wasser. Surfer, Segler, Kanu- und Tretbootfahrer schimpfen, ihre Sportgeräte oder im schlimmsten Fall sie selbst verfangen sich in den meterlangen Stängeln der Wasserpest-Pflanze Elodea.

Das Baden ist ohnehin in allen Ruhrstauseen verboten, die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) sieht dennoch eine große Gefahr für Wassersportler durch die Wasserpest. Der Bezirk Essen warnt: „Die Pflanzen können sich um Beine, Körper und Arme wickeln und den Schwimmer ‘festhalten’.“ Das sei „lebensgefährlich“. Der Verein hat ein Merkblatt veröffentlicht, wie sich Wassersportler verhalten sollen, wenn sie in einem Pflanzenteppich kentern. Ruhe bewahren steht dabei an erster Stelle, in der Rückenschwimmlage soll man die Wasserpflanzen „wie einen Strumpf“ von den Armen oder Beinen streifen.

Gute Wasserqualität der Ruhrstauseen fördert Wasserpest

Es klingt widersprüchlich: Die gute Wasserqualität bereitet der Wasserpest den perfekten Lebensraum. Seit moderne Kläranlagen Nährstoffe besser aus dem Abwasser filtern, können sich Algen in der Ruhr nur noch schwer entwickeln. Das Wasser ist klarer geworden und in den Stauseen dringt das Sonnenlicht bis zum Grund. Ein schönes Bild, doch das ist nur von kurzer Dauer, denn damit ist für das Wachstum von Wasserpflanzen eine gute Grundlage geschaffen. „Diese Entwicklung ist ökologisch sehr positiv, bedeutet aber gleichzeitig, dass Wassersport in den verkrauteten Seen während der Vegetationsperiode nur noch eingeschränkt möglich ist“, teilt der Ruhrverband mit. Von den Ruhrstauseen ist einzig der Kettwiger See in Essen derzeit nicht großflächig von der Wasserpest bedeckt.

Die Wassersportvereine an den betroffenen Seen klagen über die Einschränkungen, deshalb hat der Ruhrverband – auch wenn es nicht zu seinen gesetzlich festgelegten Aufgaben gehört – in den vergangenen Jahren nach Mitteln gesucht, um die Nutzung der Seen für Wassersportler zu ermöglichen. Die Erkenntnis: „Wir haben keine Lösung“, sagt Sprecherin Britta Balt.

Bisher kein wirksames Mittelgegen Elodea gefunden

Fische, die bevorzugt die Elodea fressen, wurden in den Seen ausgesetzt, der Grund mit schweren Ketten durchpflügt, mit Wasserdruck bearbeitet – vergeblich. Kurzfristig Abhilfe schaffen kann ein Mähboot, das Wege durchs Kraut schneidet. Die Durchführung von Wettkämpfen wird dadurch ermöglicht, eine Dauerlösung sei das aber nicht, zumal dadurch hohe Kosten entstehen. Der Ruhrverband ruft deshalb die Anrainerstädte und die privaten Nutzer der Gewässer zur Zusammenarbeit auf.

Negative Folgen für Flora und Fauna im Wasser hat die wuchernde Pflanze nicht, heißt es beim Ruhrverband. Der Fischbestand sowie der Artenreichtum von Krebstieren, Muscheln und Insekten würden davon sogar profitieren. Auch im Herbst, wenn die Stängel der Elodea absterben, würde das Ökosystem der Seen nicht aus dem Gleichgewicht gebracht, denn der Vorgang habe keine Auswirkungen auf den Sauerstoffgehalt des Wassers. Die Pflanzenteile, erklärt Britta Balt, „werden abgetrieben, landen am Wehr und werden im normalen Betriebsverlauf entfernt“.

Gegen die Blaualge hilft Ultraschall

Während die Ausbreitung der Elodea in den Ruhrstauseen die Folge einer grundsätzlich begrüßenswerten ökologischen Entwicklung ist, plagt manche Kommunen außerdem das Auftreten der Blaualge. Dieses Bakterium kann Giftstoffe produzieren und sorgt immer wieder dafür, dass Badeseen in der Region gesperrt werden müssen.

In den vergangenen Jahren wurden sie beispielsweise im Wolfssee und Kruppsee in Duisburg nachgewiesen, im Auesee in Wesel sowie in der Xantener Südsee. In diesem Sommer traten dort allerdings noch keine Probleme auf.

Doch im Gegensatz zur Elodea gibt es ein Mittel gegen die Blaualge: Ultraschall! Seit drei Jahren beteiligen sich die Betreiber des Freizeitzentrums Xanten an einem wissenschaftlichen Projekt, in dem erforscht wird, wie das Bakterium bekämpft werden kann. Im Bereich des Bootsverkehrs ist rund um die Uhr eine Ultraschallanlage in Betrieb, in den Schwimmzonen nur zu Zeiten, in denen keine Badegäste im Wasser sind. Letzteres nur, „um Diskussionen auszuschließen“, sagt Stephan Tietz, im Freizeitzentrum für den Wassersport zuständig. Ungefährdetes Schwimmen sei selbstverständlich in den beschallten Bereichen möglich, da die leichten Wellen, die von der Anlage ausgesandt werden, nur auf die Blaualgen wirken würden. Auch Michael Fastring, Leiter der Umweltbehörde im Kreis Wesel, betont, dass der Betreiber „nachweisen musste, dass sonstige Pflanzen und Tiere nicht in Mitleidenschaft gezogen werden“.

Die Anlage erfüllt ihren Zweck, in der Xantener Südsee seien keine Blaualgen mehr nachgewiesen worden, in der Xantener Nordsee – die zur Kontrolle nicht beschallt wird – in geringem Maße schon.