Essen. / Bottrop. Der Räuber hat schon sieben Jahre Haft bekommen. Jetzt sitzt der mutmaßliche Bottroper Komplize für dessen Raubserie vor Gericht.
Der Bottroper Ishak B. sieht eigentlich ähnlich unscheinbar aus wie der Mann, mit dem zusammen er Anfang vergangenen Jahres Spielhallen in Bottrop, Essen und Oberhausen überfallen haben soll. Auf den ersten Blick auch kein Räubertyp. Allerdings soll der 22-Jährige, der sich seit Montag vor der VI. Essener Strafkammer verantworten muss, im Hintergrund gearbeitet und dennoch von der Tatbeute profitiert haben.
Ein ungewöhnliches Duo, denn Ishak B., als dessen Adresse die Anklage die Notunterkunft im Bottroper Stadtteil Batenbrock angibt, soll der Dealer des eigentlichen Räubers Hussein A. sein. Der hatte im vergangenen Herbst seinen eigenen Prozess vor dem Landgericht Essen und sieben Jahre Haft für insgesamt elf Überfälle innerhalb eines Monats bekommen. Geständig war er von Anfang an, und irgendwann gab der 28 Jahre alte Hussein A. vor der VI. Strafkammer an, dass sein Kokaindealer an vielen der Überfälle beteiligt gewesen sei.
Für die Beute Kokain erhalten
Der Rauschgiftverkäufer habe ihn zu den Spielhallen gefahren, ihm auch mal eine Schusswaffe überreicht. Im Gegenzug habe er das erbeutete Bargeld bei ihm abliefern müssen und dafür Kokain erhalten. Den Namen seines Dealers kannte er allerdings nicht genau.
Es dauerte einen Monat, dann hatte die Kripo Ishak B. als mutmaßlichen Hintermann ermittelt. Seitdem sitzt er in Untersuchungshaft. Staatsanwalt Thomas Holz wirft ihm die direkte Beteiligung an fünf Überfällen vor, außerdem Beihilfe zu zwei weiteren Taten.
Räuber verzichtete auf eine Maskierung
Die Überfallserie hatte vom 17. Februar bis zum 18. März 2020 Spielhallen- und Tankstellenpächter in Bottrop und den angrenzenden Städten in Angst und Schrecken versetzt. Eine Besonderheit aller Fälle: Zunächst kam der nie maskierte Mann herein, kaufte etwas ein oder suchte die Toilette auf. Sobald er mit dem Kassenpersonal alleine war, zog er sein großes Küchenmesser, später eine Pistole, und bedrohte seine Opfer.
Ungeduldig war er, ließ sich auch schnell verunsichern. Hussein A. begründete das in seinem eigenen Prozess mit der Angst.
Kassiererin gab ihm kein Geld
Draußen im Auto, so die Anklage, wartete dann Ishak B. auf ihn. Er soll sich ab dem 5. März in Marl beteiligt haben. Es folgen zwei Überfälle in Oberhausen, bevor er im vierten Fall Hussein A. nach Bottrop gefahren habe. Am 13. März soll Hussein A. um 21.49 Uhr in der Tankstelle "Im Fuhlenbrock" aufgetaucht sein. Doch die Bedrohung der Kassiererin mit dem Messer brachte keinen Erfolg. Sie weigerte sich, ihm Geld zu geben, und er ging weg. Ohne Beute.
Zwei Tage später, am 15. März, hatte er sich mit einer Pistole bewaffnet, als er um 23.34 Uhr die Räume einer Tankstelle an der Bottroper Straße in Essen betrat. Er bedrohte die Kassiererin, forderte Geld. Auch sie wollte es ihm nicht geben, denn die Kasse sei nicht so einfach zu öffnen. Er verstärkte seine Drohung: "Dann hole ich meine Freunde." "Dann hol doch deine Freunde", ließ sie sich nicht einschüchtern. Und wieder musste er ohne Beute das Weite suchen.
Fluchtwagen gesteuert, Tatort abgesichert
In diesen fünf Fällen soll der jetzt angeklagte Ishak B. den Fluchtwagen gesteuert und den Tatort abgesichert haben. Insgesamt betrug die Beute 2100 Euro Beute.
Am 16. März in Bottrop und am 18. März in Oberhausen schlägt der bereits verurteilte Hussein A. nach Anklage noch einmal zu. Aber auch hier geht er leer aus. In beiden Fällen soll Ishak B. ihm ein Auto und eine ungeladene Schreckschusswaffe besorgt, ihn aber nicht gefahren haben. Das sind die beiden Beihilfetaten.
Am Montag geht es schnell vor der VI. Strafkammer. Die Anklage wird vorgelesen und der Angeklagte gefragt, ob er vor Gericht reden möchte. Nein, das will er vorerst nicht. Am 30. August geht es weiter.