Düsseldorf. Noch bis Freitag streikt die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer. Viele Züge in NRW fallen ersatzlos aus. Pendler sind verärgert.

Es ist 8.58 Uhr. Heike Cröngen steht am Gleis, wartet auf die S11, Richtung Neuss. Sie ist, wie viele andere an diesem Morgen auch, unterwegs zur Arbeit, als die Durchsage ertönt: „Bitte beachten Sie, dass der Fern- und Regionalverkehr aufgrund des GDL-Streiks massiv beeinträchtigt ist.“ Von ihrer Heimatadresse in Ratingen ist Cröngen noch mit der S6 bis zum Düsseldorfer Hauptbahnhof gekommen, hier scheint ihre Reise jedoch erst einmal nicht weiterzugehen. „Ich habe einen richtigen Hals. Ich finde auch, mir steht mehr Gehalt zu, ich streike aber trotzdem nicht“, macht sie ihrem Ärger über den Streik der Lokführer-Gewerkschaft Luft.

Ihre S-Bahn fällt aus: Heike Cröngen ist verärgert.
Ihre S-Bahn fällt aus: Heike Cröngen ist verärgert. © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

Noch bis zum 13. August streikt die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL). Sie verlangt eine deutliche Corona-Prämie und Einkommenssteigerungen. Der Fahrgastverband Pro Bahn kritisierte bereits im Vorfeld die sehr kurzfristige Ankündigung des 48-stündigen Streiks im Personenverkehr. Die Kunden bräuchten mehr Zeit, um ihre Reisen umzuplanen. Der Meinung ist auch Cröngen.

Pendler müssen auf Busse und Ersatzbahnen ausweichen

Sie zieht das Handy aus der Tasche, läuft nervös am Bahnsteig hin und her, während sie telefoniert. Als sie wieder auflegt, sagt sie: „Das war meine Chefin. Ich habe Bescheid gegeben, dass ich mindestens eine Stunde später als sonst auf der Arbeit sein werde. Ich muss jetzt eine andere Bahn nehmen und dann den Bus, von dem ich auch noch nicht weiß, wann er kommt.“ Zum Glück habe sie noch Überstunden, die sie nun nehmen könnte. Dabei hätte sie diese natürlich lieber zu einem anderen Zweck abgebaut: „Das ist eine Frechheit. Mir fehlt gerade wirklich jedes Verständnis“, sagt sie und schüttelt den Kopf.

Auch Mina scheint überfordert. Ihr Blick huscht zwischen der Anzeigetafel und ihrem Handy hin und her. „In der App steht der Zug fährt, an der Tafel hier steht, dass er ausfällt. Was soll man denn jetzt glauben?“, fragt sie. Die junge Frau gibt zu: „Ich bin vollkommen überfordert, das stresst mich total, dabei bin ich auf dem Weg in den Kurzurlaub nach Berlin.“

Düsseldorferin will vom Hauptbahnhof nach Berlin

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Dort will auch Karima Boutalis mit ihrer Tochter hin. „Sie hat morgen Geburtstag und wir wollten ihren Tag in der Hauptstadt feiern. Hotel und Restaurant sind schon gebucht. Heute morgen habe ich aber entsetzt festgestellt, dass die Bahn streikt und unser Zug entfällt“, erklärt sie. Nun versucht die Düsseldorferin über den Infoschalter der Bahn einen neuen Zug für die Kurzferien in der Hauptstadt zu finden. Trotz der für viele Pendler und Fernreisende stressigen Situation seien „alle sehr freundlich“, sagt einer der Bahnmitarbeiter. Den starken Andrang könne man mit dem Personal bisher noch gut bewältigen.

Im Gegensatz dazu würde sich der Mitarbeiter des Cafés Haferkater, das im Düsseldorfer Hauptbahnhof ansässig ist, über noch mehr Betrieb im Bahnhof freuen: „Unsere Stammgäste kommen auch heute. Sie nutzen aber auch nicht die Bahn, sondern wohnen oder arbeiten hier in der Umgebung. Pendler oder Fernreisende sind heute mit was anderem beschäftigt, als sich hier bei uns in Ruhe ein belegtes Brötchen oder einen Kaffee zu holen. Es ist definitiv viel weniger los als sonst.“ Eine seiner Kundinnen ist jedoch Jessie. Sie ist auf dem Weg nach Sachsen-Anhalt. „Ich habe meinen Freund hier in Düsseldorf besucht, muss heute aber dringend zurück, weil ich wieder arbeiten muss. Mein Zug fällt aber ersatzlos aus“, klagt sie. Anders als bei Karima Boutalis. Sie hat Glück: „Wir sollen jetzt einen Zug nach Hamm nehmen und müssen dort nochmal umsteigen, aber wir kommen auf jeden Fall heute noch nach Berlin, freut sich die Mutter.