Essen. Fünf Cannabisplantagen hat er betrieben. Jetzt muss der 33 Jahre alte Essener für sechs Jahre ins Gefängnis.

Es war das vermeintlich leicht verdiente Geld, das den 33-Jährigen gelockt hatte. Jetzt zahlt der Essener Mathias H. die Rechnung für seine fünf Cannabisplantagen. Für sechs Jahre schickt die VI. Essener Strafkammer ihn am Mittwoch ins Gefängnis.

Er war wohl zufrieden mit dem Strafmaß, das auch sein Verteidiger Clemens Louis gefordert hatte. Die beiden nahmen das Urteil an. Staatsanwältin Heike Hantke, die acht Jahre Haft als angemessene Strafe beantragt hatte, überlegt dagegen, das Urteil mit der Revision anzufechten.

Freundin und drei Bekannte angeklagt

Seine 31 Jahre alte Freundin und drei seiner Bekannten saßen mit auf der Anklagebank, weil sie dem Heisinger bei Aufzucht und Ernte der Cannabispflanzen geholfen hatten. Bis auf einen bekamen sie alle Bewährung. Lediglich Philip S. soll für drei Jahre und neun Monate ins Gefängnis, entschied das Gericht. Es stufte den 29-Jährigen als rechte Hand von Mathias H. ein. Auch bei Philip S. hatte die Staatsanwältin mehr beantragt und denkt an Revision. Die Bewährungsstrafen für den Rest akzeptierte sie.

Professionell hatte Mathias H. seinen Geschäftszweig aufgebaut. Plantagen unterhielt er in Moers, Kaarst, Oberhausen und Essen. Kiloweise erntete er die Pflanzen von 2020 bis zu seiner Festnahme am 15. März 2021. Im Urteil nachgewiesen wurde ihm auch in einem Fall der Verkauf von zehn Kilogramm Cannabis am 30. März 2020 an einem Supermarkt in Altenessen.

Ermittler knacken verschlüsselten Encro-Chat

Das Geschäft flog auf, weil es den Behörden gelungen war, den verschlüsselten Messengerdienst Encro-Chat zu knacken. Über diese Plattform verständigten sich in der Vergangenheit gerne Kriminelle, weil der Dienst als absolut sicher galt.

Als das Rätsel für die Ermittler einmal gelöst war, entdeckte die Polizei den schwunghaften illegalen Handel, den Mathias H. unter dem Tarnnamen "loopyking" betrieb. Sie bekam mit, wie er seinen Komplizen konkrete Anweisungen gab, wie sie die Plantagen aufbauen sollten und wie die Pflanzen zu düngen seien.

Plantage aufgeflogen: 70.000 Euro Verlust

Das Ausmaß des Handels verdeutlicht ein Chat vom 31. März 2020. Da teilt Mathias H. einem Freund mit, die Polizei habe eine seiner Plantagen hochgenommen. Den finanziellen Verlust beziffert er dabei mit rund 70.000 Euro.

Sein Kummer hält sich aber wohl in Grenzen. Denn seinem Gesprächspartner versichert er, er habe schon eine neue Plantage in Angriff genommen, eine weitere sei erntereif. Im Urteil erinnerte Richter Martin Hahnemann an diese Einschätzung.

Drogen konsumierten die Angeklagten nicht

Selbst hat keiner der Angeklagten in der Vergangenheit Drogen konsumiert, einige gehen auch ordentlichen Berufen nach. Mathias H. hat allerdings schon einmal gesessen. 2012 hatte das Landgericht Kleve ihn zu drei Jahren Haft wegen Drogenhandels verurteilt.

Hahnemann hob hervor, dass einer der Angeklagten sich die Bewährungsstrafe verdient habe, weil er frühzeitig ein Geständnis abgelegt und auch seine Komplizen belastet hatte. Mathias H. habe diese Chance nicht ergriffen und Fragen des Gerichtes nach bislang nicht enttarnten Komplizen, etwa einem "Locke", nicht beantwortet. Offenbar halte er sich die Option offen, später ins Geschäft zurückzukehren. Die Kammer hielt ihm auch vor, seine Freundin und die anderen Freunde in die Kriminalität gebracht zu haben.