Kreis Kleve. Dr. Volkhard Will will der erste Kreis Klever Landtagsabgeordnete der Grünen werden. Warum er gute Chancen hat, auch in den Landtag einzuziehen.
Er wird wahrscheinlich der erste NRW-Landtagsabgeordnete der Grünen aus dem Kreis Kleve sein. Die Partei hat Dr. Volkhard Wille auf der Landesliste auf Platz 18 gesetzt. Da würde schon ein Wahlergebnis von rund acht Prozent reichen, damit der gebürtige Emmericher, der in Kleve und Kranenburg aufwuchs, in den Landtag einzieht. Die Prognosen gehen derzeit von mindestens 15 Prozent aus. Auch wenn Wille sich zurückhaltend gibt, es sieht gut aus für ihn.
Als sich der Diplom-Biologe 2017 dafür entschied, die politische Karriere in Angriff zu nehmen, da stand es eher schlecht um die Bündnis-Grünen: „Wir haben in dem Jahr ein schlechtes Landtagswahlergebnis hingelegt. Wir haben es selbst verschuldet und die Quittung bekommen. Das war für mich der Anlass den Schritt zu wagen. Ich war Anfang 50, noch jung genug, um noch mal etwas anderes zu machen.“
Ämter im Naturschutz für die Politik aufgegeben
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Der ehrenamtlich über Jahrzehnte sehr engagierte Naturschützer gab schrittweise seine Ämter auf. Vor zwei Jahren auch den Vorsitz bei der Nabu-Natuschutzstation Niederrhein mit Sitz in Kleve: „Naturschutz ist zwar politisch, aber nicht parteipolitisch“, wollte Wille als möglicher Landtagsabgeordneter nicht in einen Interessenskonflikt geraten. Außerdem trat der heute 54-Jährige beruflich kürzer, beendete nach 16 Jahren seine Arbeit bei der Tropenwaldstiftung Oro Verde in Bonn, wo er erst Geschäftsführer war, dann hauptamtlicher Vorstand.
Sein Antrieb? „Die Zukunftsfähigkeit unseres Landes wieder herstellen.“ Wille will für den Erhalt der natürlichen Lebensräume, den Klimaschutz, die Bio-Diversität nun Seite an Seite mit denen kämpfen, auf die er früher als Mahner oft gezeigt hat. Das System von innen verbessern. Denn: „Es ist ernst.“ Wenn man den Klimawandel jetzt nicht in den Griff bekomme, dann könnte es zu spät sein.
Umweltfreundliche Mobilität sei auch auf dem Lande nötig
Wille, der sich als Politiker kompromissbereit gibt, aber auch auf den Tisch haut, wenn den Worten nicht auch Taten folgen, mahnt für den Kreis Kleve an, dass die globalen Ziele des Klimaschutzes auch lokal heruntergebrochen werden müssen.
„Wir müssen als Politik ein Angebot schaffen für eine umweltfreundliche Mobilität auch im ländlichen Raum“, ist Wille überzeugt. Seien es straßenunabhängige Radwege, ein kreisweiteres Radfernwegenetz, eine dichtere Taktung der Buslinien, ein Ausbau des Bahnverkehrs – das müsse alles ineinander greifen. Mehr E-Mobilität sei im Individualverkehr gefragt: „Der erste Schritt ist Verkehrsvermeidung. Dann geht’s um möglichst umweltfreundlichen Verkehr.“
Bahnstrecke nach Nimwegen? Warum nicht Alternativen zu Groesbeek finden?
Die Experten sagen, eine reaktivierte Bahnstrecke Kleve-Nimwegen würde sich tragen. Natürlich sei ihm klar, dass die Gemeinde Groesbeek schwer zu überzeugen sei: „Dann müssen wir die Diskussion öffnen und Alternativen finden“, meint Wille. Also nicht durch den Ort.
Überflüssige globale Lieferketten sind dem Grünen-Politiker, der 2009 Mitglied wurde, ein Dorn im Auge. Könne ja nicht sein, dass der Joghurt aus Mecklenburg-Vorpommern mit Erdbeeren aus Marokko zur Weiterverarbeitung nach Bayern gekarrt werde, um dann in NRW verkauft zu werden. Also warum nicht regionale Produkte auch regional vermarkten? Die Landwirte verdienten für gute Produkte einen guten Preis. Und die Verbraucher sollen gute Produkte aus der Region bekommen. Die jahrelange Intensivierung in der Landwirtschaft, der Export nach China und Co. – das müsse umgekehrt werden.
Der Kreis Kleve, immerhin mit dem Kreis Wesel Ökomodell-Region, werde seiner Vorbildrolle nicht gerecht: „Warum werden in den Kantinen nicht bewusst regionale Produkte angeboten?“
Erst Bauschutt recyceln, dann Kies abgraben
Beim Kiesabbau werde ein Großteil vom Niederrhein aus rheinabwärts verschifft, anstatt regionale Bedarfe zu decken. Und warum werde nicht erstmal Bauschutt recycelt, bevor man „wertvolle Ressourcen verfrühstückt“. Die schwarz-gelbe Landesregierung habe hier über das Landeswassergesetz und den Landesentwicklungsplan die Steuerungs- und Bremsmöglichkeiten geschwächt. Dies hätten Stephan Haupt (FDP) und Dr. Günther Bergmann (CDU) gegen die Interessen der Region mit entschieden.
Mehr Tempo im Klimaschutz, das wünscht sich Wille auch im Ausbau der Erneuerbaren Energien. Warum etwa werden nicht große Parkplätze mit Solaranlagen überdacht? Für Neubauten müsse eine Solarpflicht eingeführt werden. Dies sei ja auch ein Beschäftigungsprogramm fürs Handwerk.
Qualifizierte Leute merken es, wenn Verwaltungen Klimaschutz nicht ernst meinen
In den Verwaltungen „müssen Ressourcen geschaffen werden“, so Wille. Nicht nur Personal von A nach B schieben, sie als Mädchen für alles brandmarken: „Man muss zeigen, dass man Klimaschutz ernst meint. Tut man das nicht, dann merken qualifizierte Leute das und kommen nicht.“
Schon jetzt ist Wille maßgeblich beteiligt an der Arbeit der Grünen in NRW. Als Sprecher der Landesarbeitsgruppe Ökologie wirke er an der fachlichen Grundlage der Umweltpolitik mit: „Da kann man gestalten. Das findet sich im Wahlprogramm wieder.“
Durch seinen beruflichen Hintergrund und Aktivitäten in verschiedenen Stiftungen gehöre auch der nachhaltige Umgang mit Finanzen zu seinen Kernpunkten.
Rahmen für Homeoffice schaffen, der für die Betriebe auch passt
Ist das Homeoffice eine Chance, das Leben im ländlichen Raum besser mit der Arbeit in Ballungszentren zu vereinbaren? Es sei mit Sicherheit ein Beitrag. Die Politik könne hier den rechtlichen Rahmen schaffen, man müsse aber nicht alles vorgeben, sondern „Türen öffnen, dass die Betriebe für sich eine passende Lösung finden können“, findet der Grünen-Politiker.
Nun hofft Volkhard Wille nach der Wahl am 15. Mai tatsächlich in den Düsseldorfer Landtag einzuziehen. Zum Glück gäben die Spitzenkräfte in Berlin seit der Grünen-Regierungsbeteiligung ein ganz gutes Bild ab, auch in den aktuellen Krisenzeiten. Das hilft auch dem Kreis Klever Grünen.