An Rhein und Ruhr. Viel weniger Gas haben die Menschen im Vergleich zu 2021 verbraucht. Wie es in den Kommunen aussieht und was Robert Habecks Appell bewirkt hat.
Der Gasverbrauch geht zurück – regional wie bundesweit. Das zeigen Zahlen des Bundesverbands Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) im Vergleich mit dem Vorjahr. Einige Stadtwerke an Rhein und Ruhr machen ähnliche Angaben. Wie groß die Wirkung des Appells zum Gassparen von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck ist und welchen Anteil das milde Wetter daran hat, muss sich aber erst noch zeigen.
Warmer Frühling und hohe Gaspreise
„Deutschland hat Energie eingespart. Der Gasverbrauch ist in diesem Jahr um 14 Prozent niedriger als im letzten Jahr“, sagte Robert Habeck jüngst in den ARD „Tagesthemen“. Ein Teil davon sei zwar der warmen Witterung geschuldet, „aber nur ein Teil davon.“ Nun gehe es darum, weiter Gas zu sparen und weitere Wege für Lieferungen nach Deutschland zu bauen.
Von 14,3 Prozent weniger Gasverbrauch in den ersten fünf Monaten dieses Jahres im Vergleich zum Vorjahreszeitraum spricht auch der BDEW. 460 Milliarden Kilowattstunden hätten die Deutschen gespart, heißt es. Zwar sei das deutlich mildere Wetter im Vergleich zum Frühjahr 2021 ein maßgeblicher Grund dafür, da das Gas vorwiegend zum Heizen eingesetzt werde. „Doch auch bereinigt um Temperatureffekte lag der Gasverbrauch im laufenden Jahr 6,4 Prozent unter dem Wert des Vorjahreszeitraums“, betont der Verband.
Besonders deutlich zeige sich dieser Trend im Monat Mai. Hier habe der Verbrauch sogar um 34,7 Prozent niedriger als im Mai 2021 gelegen. Bereinigt um Temperatureffekte betrage das Minus immer noch 10,8 Prozent. „Es ist davon auszugehen, dass der Verbrauch vor allem aufgrund der steigenden Gaspreise zurückgeht“, erklärt Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung. „Aber auch die wirtschaftliche Eintrübung, Appelle zum Energiesparen oder persönlich motivierte Einspareffekte spielen eine Rolle.“
Raumtemperatur absenken
Den Rückgang bestätigen auch Stadtwerke an Rhein und Ruhr. „Von Anfang Januar bis Ende Juni dieses Jahres wurden knapp 1,8 Milliarden Kilowattstunden Erdgas in das Essener Erdgasnetz eingespeist. Dies sind etwa 18 Prozent weniger als im Vergleichszeitraum 2021“, berichtet beispielsweise ein Sprecher der Stadtwerke Essen. Auch hier liege der Rückgang jedoch besonders an den hohen Temperaturen.
Dennoch habe man mit einer eigenen Kampagne die Bürgerinnen und Bürger nun dazu aufgerufen, Gas zu sparen. „Als wesentliches Einsparpotenzial empfehlen wir das Absenken der Raumtemperatur“, so der Sprecher. „Hier gilt die Faustregel: Bereits mit einer drei Grad geringeren Raumtemperatur lassen sich so bis zu 20 Prozent Heizenergie sparen.“
Auch in Kleve scheinen Habecks Appelle an die Verbraucher bereits Wirkung zu zeigen: „Mein Eindruck ist, dass die Leute schon sparen“, berichtet Claudia Dercks, Geschäftsführerin der Stadtwerke Kleve. „Aber das schlägt sich noch nicht in den Zahlen nieder.“
Der Verbrauch sei gegenüber dem Vorjahr rückläufig, so Dercks. „Wie viel damit mit Sparmaßnahmen zu tun hat, lässt sich aber schwer beziffern, da die Temperaturen in diesem Jahr höher waren. Letztes Jahr war es fast bis Mai kälter und wir hatten eine lange Heizperiode“, betont die Stadtwerke-Chefin. Auch wurde die zweite Stufe des Gasnotfallsplans erst seit etwas mehr als zwei Wochen ausgerufen. „Daher gibt es in den Zahlen noch keine klare Tendenz, ob der Rückgang von den Temperaturen oder vom Sparen kommt.“
In Dinslaken indes liegen Zahlen zum Gasverbrauch erst zum Ende des Jahres vor, wie eine Sprecherin der Stadtwerke erklärt, da erst dann die Zählerstände abgelesen werden. Doch auch die Stadtwerke Dinslaken haben in ihrem Gut-zu-wissen-Blog bereits einige Spartipps für die Verbraucher zusammengestellt. So solle man kürzer duschen statt zu baden und das Wasser nicht unnötig lange laufen lassen, heißt es auf der Internetseite. Auch für die Heizperiode wird empfohlen, nicht jeden Raum, sondern gezielt zu heizen.
Industrie reduziert Verbrauch
„Die vielen Appelle zum Gassparen mögen für den ein oder anderen lästig sein, aber wer bei der Endabrechnung keine bösen Überraschungen erleben will, der tut gut daran, sich seine Verbräuche und die Heizung genau anzuschauen“, so die Sprecherin. „Denn auch mit kleinen Dingen lässt sich viel erreichen, ohne dass auf Wohnkomfort und Lebensqualität verzichtet werden muss. Dabei werden keine hohen Investitionen benötigt.“
Anders scheint die Lage derzeit bei den Stadtwerken Düsseldorf: „Im Bereich der Haushalte sind kaum Änderungen zu erkennen. In den vergangenen zwei Monaten war hier die Abgabe saisonal aber auch sehr gering“, heißt es. Lediglich im Bereich der Industriekunden sei in den beiden Monaten eine Tendenz zu erkennen, bei gleicher Temperatur weniger zu verbrauchen