Ruhrgebiet. Mit der Rückkehr vieler Kinder in den Wechselunterricht wird nun mehr getestet an den Schulen. Vor allem den kleineren Kindern hilft dabei eins.
Es sind Sätze, die werden an diesem Morgen zehntausendfach gesagt in Nordrhein-Westfalen. „Du bist dran . . . einmal die Maske bitte abnehmen . . . Atme durch den Mund, dann ist es leichter . . . drehen, drehen, drehen . . . du machst das wirklich super . . . toll, das war gut!“
Lehrerin Andrea Schäfer von der Petri-Grundschule in Dortmund nimmt dem kleinen Mädchen das Stäbchen ab und geht hinüber zu dem Tisch, auf dem die Schnelltests ausgebreitet liegen. Steckt es in das Testfeld, wendet sich bald dem nächsten Kind zu, während das Mädchen noch etwas warten muss. 15 Minuten. „Jetzt kannst du rein.“ Sie ist negativ. Wie positiv!
In über 20 Städten und Kreisen bleibt es zunächst bei Distanzunterricht
Am Montag sind die nordrhein-westfälischen Schulen in den Wechselunterricht zurückgekehrt. Das heißt in der Regel: Halbe Klassen kommen abwechselnd Tag für Tag. Insofern beginnt die Testpflicht am Montag auch erst für einen Teil der Schüler.
Denn eine Hälfte hat naturgemäß ihren ersten Tag mit Anwesenheit am Dienstag. Und in über 20 Städte und Kreise bleibt es zunächst ganz beim Distanzunterricht, überall dort, wo die Inzidenz an 200 klopft oder sie überschritten hat. Duisburg ist darunter im Ruhrgebiet, Gelsenkirchen, Herne, Dortmund, Hagen, der Kreis Recklinghausen.
„Wenn sich alle sicher fühlen, dann hat es sich gelohnt“
Wiederum andererseits: Kommen dort ja Kinder in die Notbetreuung - und werden getestet. „Das ist zwar aufwändig, aber wenn sich alle dann sicher fühlen und man mit gutem Gefühl den Tag arbeiten kann, dann hat es sich gelohnt“, sagt im Kreis Recklinghausen der Leiter einer OGS, also der Nachmittagsbetreuung an einer Grundschule.
Doch in eine Notbetreuung kommen vielleicht 20, 25 Kinder. Eine ganze halbe Grundschule aber liegt schnell über 100. Oder etwas niedriger. „Etwa zwei Kinder pro Klasse fehlen“, sagt Mechthild Bönte, die Leiterin der Karlschule in Essen. Sie kommen aus Familien, die nicht wollen, dass ihre Kinder öffentlich getestet werden. Dabei, sagt ihr Kollege Thomas Kriesten von der Neuessener Schule, „möchten die meisten Kinder sehr wohl zur Schule gehen“.
„Das heißt nicht, dass ihr krank seid oder krank werdet“
„Wir haben viel Aufklärungsarbeit geleistet, doch bei manchen Eltern überwiegt die Angst, dass ihre Kinder im Fall eines positiven Tests gemobbt werden könnten“, sagt Mechthild Bönte. Zu teilweise angekündigten Demonstrationen vor Schulen gegen die Tests kommt es nicht, wohl aber kursieren im Internet Online-Petitionen mit diesem Wunsch: „Selbsttests gehören in Elternhände.“
Im Laufe des Vormittags aber zeigt sich: Es geht. Geht - vor allem bei den Kleinen - unter Nasenkitzel und mit Nies-Anfällen und vor allem mit ganz viel Zuspruch durch die Lehrerinnen. „Wenn ihr positiv getestet werdet, heißt das, dass ihr noch mal getestet werdet“, sagt eine in Hattingen: „Das heißt nicht, dass ihr krank seid oder krank werdet.“
Nicht in allen Elternhäusern ist angekommen, was in der eigenen Stadt gilt
Es sind Sätze, die werden an diesem Morgen zehntausendfach gesagt in Nordrhein-Westfalen. Und wenn es doch anders ausgeht? Wolfgang Erdmann, Leiter der Gesamtschule Nord in Essen, registriert unter seinen Schülern zwei positive Tests; die Kinder sollen dann von ihren Eltern abgeholt werden. „Die Kinder waren sehr gefasst. Niemand hat Panik.“
Offenbar wird am Montag morgen aber auch: Nicht in allen Elternhäusern ist angekommen, was in der jeweiligen Stadt gilt für die Kinder. „Haben wir heute keinen Unterricht?“, fragt ein Mädchen im Eingangsbereich der Petri-Grundschule, das auf sein Schnelltest-Ergebnis wartet. Lehrerin Andrea Schäfer antwortet: „Normalen Unterricht, das hätte ich auch gern.“