An Rhein und Ruhr. Weil sie keinen Zugang zum Internet haben, stehen immer mehr Senioren im Abseits der Gesellschaft – mit fatalen Folgen, so der Sozialverband VdK.
Die Nachricht von einem spanischen Rentner, der gegen die Digitalisierung der Banken protestiert, hat offenbar den Nerv vieler Menschen an Rhein und Ruhr protestiert. Carlos San Juan hatte mehr als 600.000 Unterschriften für seine Kampagne „Ich bin alt, aber kein Idiot“ gesammelt.
Auch an Rhein und Ruhr ärgern sich viele ältere Menschen, dass man wichtige Termine auf Ämtern nur noch online reservieren kann und Banken ihr Filialnetz und den Kundenservice vor Ort weiter ausdünnen. Eine Leserin berichtete in der NRZ sogar davon, dass ein Geldinstitut von einem betagten Kunden sogar zehn Euro extra berechnen wollte, wenn ihm das Online-Banking erklärt würde.
VdK-Chef über Altersarmut: Viele Senioren können sich technische Geräte nicht leisten
Für Horst Vöge, den Vorsitzenden des Sozialverbandes VdK, ist das ein klarer Fall von Altersdiskriminierung: „Wir fordern ohnehin einen Zugang zu sozialrechtlicher Hilfe für ältere Menschen. Banken und Behörden sollten eine kostenlose digitale Grundversorgung ermöglichen.“
Denn auch Stadtverwaltungen stellen immer mehr Dienste im Internet zur Verfügung. „Führerscheine oder Personalausweise werden mittlerweile oft online verlängert. Viele Senioren können das gar nicht und werden ausgeschlossen“, kritisiert der VdK-Chef. Dass betagte Menschen nur selten über aktuelle Technik verfügen, liegt laut Vöge unter anderem an Altersarmut. „Viele Senioren haben keine Smartphones oder Computer, weil sie sich diese nicht leisten können.
Vöge: Fehlender Zugang zu Online-Diensten verstärkt Einsamkeit in der Pandemie
Auch die Tatsache, dass die Bedienung der Technik häufig englische Sprachkenntnisse voraussetzt, schaffe Hürden für Menschen mit Volks- oder Hauptschulausbildung, Migrationshintergrund oder Analphabetismus.
Außerdem sei es unabdingbar, den Kontakt zur Gesellschaft zu wahren, sei es an der Supermarktkasse oder in der Bankfiliale. „Gerade bei Ein-Personen-Haushalten, häufig Frauen, spielen Einsamkeit und seelische Nöte eine große Rolle“, schildert Vöge. Diese Problematik ist durch die Kontaktreduzierung in der Corona-Pandemie noch einmal verstärkt worden. „Für viele ist der digitale Kontakt, also das Videotelefonat mit den Enkeln aus der Werbung in der Realität nicht möglich.“