An Rhein und Ruhr. In Schulen ist der Präsenzunterricht längst normal. Unis könnten nun unter der 3G-Regel lehren. Die Studierenden müssen ihren Status nachweisen.
Vor einem Jahr wäre dieses Bild noch undenkbar gewesen, doch an diesem Tag füllt sich der Campus Kleve langsam mit Studierenden. Der „Homecoming Cup“ beendet die Orientierungswoche an der Hochschule Rhein-Waal (HSRW). In Gruppen haben sie sich zusammengefunden, um gegeneinander anzutreten. Nachdem in den letzten eineinhalb Jahren auf dem Campus nichts los war, sind heute allerhand Studierende gekommen. Während in Schulen schon längst wieder Präsenzunterricht herrscht, kehren die Hochschulen erst allmählich zum Vor-Ort-Unterricht – zumindest bei kleineren Veranstaltungen – zurück.
„Es ist schön, hier sein zu können und die Leute zu treffen“, meint Jonas Eloo, der ab dem Wintersemester „International Relations“ (dt.: Internationale Beziehungen) studieren wird. Er hat voraussichtlich im kommenden Semester zwei Veranstaltungen pro Woche in Präsenz.
Auch Mariana Jurrita, eine 24-jährige Erstsemester-Studentin im Fach „Gender and Diversity“ (dt.: Geschlechtervielfalt) ist hier. Sie ist sich noch nicht sicher, ob ihre Veranstaltungen im Präsenzformat stattfinden können, wünsche es sich aber. „Die Entscheidung, ob etwas präsent stattfinden kann, ist abhängig von der Kurs- und Veranstaltungsgröße und der Kapazitäten“, erklärt die Sprecherin der HSRW, Victoria Grimm. Doch gerade Seminare und Kurse sollen vor Ort stattfinden.
Kontrollen am Eingang
Laut Coronaschutzverordnung können unter der 3G-Regel Lehrveranstaltungen in Präsenz stattfinden. Studierende, die innerhalb des Gebäudes an Veranstaltungen teilnehmen wollen, müssen also entweder geimpft, genesen oder getestet sein. Kontrolliert werden soll der Status anhand von Einlassbändchen an der Hochschule. Testergebnisse werden individuell an den Eingängen geprüft. „Ich finde es gut, dass so überprüft werden soll, denn es gibt keinen anderen Ausweg. Wenn sich jemand nicht impfen lassen möchte, dann muss halt ein Test sein“, sagt Mariana Jurrita.
Andere Universitäten in der Region sind ebenfalls zuversichtlich, im kommenden Semester wieder mehr Studierende an den Campus holen zu können. Die Universität Duisburg-Essen(UDE) plant mit der 3G-Regel, um die Durchführung von Präsenzveranstaltungen zu gewährleisten. Laut Hochschulsprecher Thomas Wittek habe man während der Coronazeit gesehen, wie nötig die Begegnung zwischen Studierenden und Dozierenden ist. „Auch wenn die Onlinesemester einigermaßen funktioniert haben, ist der persönliche Austausch zwischen Lehrenden und Studierenden für den Normalbetrieb der Universität unverzichtbar“, sagt er.
3G mit dem Smartphone nachweisen
Seminarräume und auch Hörsäle sollen wieder normal belegt werden, bei größeren Lehrveranstaltungen gebe es jedoch eine Obergrenze von 500 Teilnehmenden. Zur Kontrolle setzt die UDE auf „Check-Ins“, an denen Studierende mit ihren Smartphones ihren 3G-Status nachweisen müssen. Auch der AStA der Uni Duisburg-Essen halte es für wichtig, „dass Studierende wieder die Chance bekommen, in Hörsälen zu studieren“, so Pressereferentin Klara Wyrobek.
Die Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf wird im Wintersemester auf mehr Präsenzveranstaltungen setzen. „Die Umsetzung der 3G-Regel soll über eine fälschungssichere Vignette erfolgen, die auf freiwilliger Basis auf die Studierendenausweise derjenigen geklebt wird, die nachweislich vollständig geimpft sind.“, erklärt der Unisprecher Achim Zolke auf Anfrage.
Auch interessant
Ähnlich plant auch die Hochschule Niederrhein in Krefeld und Mönchengladbach. Für Präsenzveranstaltungen gebe es allerdings eine Obergrenze von bis zu 50 Personen, größere Vorlesungen sollen weiterhin digital stattfinden, so Pressesprecher Christian Sonntag . Zur Kontrolle der 3G-Regelung sollen Chipkarten ausgegeben werden.
Wieder ein Stück Normalität
Auch die Studierenden am Campus der Hochschule Rhein-Waal freuen sich, wieder mehr Normalität erleben zu können. Nicht nur Erstsemester treten bei der sportlich-spielerischen Semestereröffnung gegeneinander an.
Auch Julian, ein 24-jähriger Student, der bald im fünften Semester Arbeits- und Organisationspsychologie studiert, freut sich, alte Kommilitonen zu treffen. Seine Veranstaltungen werden voraussichtlich weiterhin digital stattfinden. „Ich hätte auch lieber wieder Präsenzveranstaltungen. Im ersten Semester konnte man wenigstens die Leute treffen, sich mit den Dozierenden austauschen und vernünftig lernen, zum Beispiel in die Bibliothek gehen. Heute habe ich meinen Schlafplatz, meinen Zockerplatz und meinen Lernplatz in gefühlt nur einem Raum.“