Duisburg. Philipp Eisenblätter spielt zum zweiten Mal beim Traumzeit-Festival. Diesmal hat es der Musiker aus Duisburg ins Hauptprogramm geschafft.
Wie hat er das vermisst! Philipp Eisenblätter ist in diesen Tagen viel unterwegs. Letzte Woche stand er mit Stefan Stoppok in seiner Heimatstadt Duisburg im Steinhof auf der Bühne, Ende dieser Woche geht es nach München, wo er in zwei Bars neue und alte Songs zum besten gibt. Und dann wartet da ja auch noch das Traumzeit-Festival, bei dem der Duisburger zwar schon zum zweiten Mal dabei ist, diesmal aber sogar im Hauptprogramm.
Im Interview verrät uns der 36-Jährige, wie er die für Musiker ohne Auftrittsmöglichkeiten schwierige Coronazeit überstanden hat, wie er ins erlesene Line-up am Hochofen gekommen ist – und was ihm die Rolling Stones bedeuten.
Philipp Eisenblätter, am Sonntag, 19. Juni, werden Sie mit Ihrer Band um 14.45 Uhr auf der Bühne am Hochofen stehen. Was haben Sie sich fürs Traumzeit-Festival vorgenommen?
Philipp Eisenblätter: Zunächst einmal möchte ich sagen, dass ich total stolz darauf bin, dass wir wieder zum Traumzeit-Festival eingeladen worden sind. Bei unserem Debüt 2018 haben wir ja noch auf der Talentstage gespielt, wo sich die lokalen Acts präsentieren durften. Damals habe ich gesagt, es wäre ein Traum, mal auf einer der großen Bühnen dabei sein zu dürfen.
Das wird in zweieinhalb Wochen passieren...
Und darauf freuen wir uns schon riesig! Mit einer Reihe bekannter Bands zum Hauptprogramm eines großen Festivals zu gehören, damit wird tatsächlich ein Traum wahr.
Wen werden Sie sich selbst anschauen?
Auf jeden Fall Bilderbuch und Husten! Ansonsten lasse ich mich gerne überraschen, die Auswahl an interessanten Bands ist ja groß.
Bei Ihrem ersten Auftritt beim Traumzeit-Festival vor vier Jahren hatten Sie gerade das ‘Duisburg’ -Lied veröffentlicht. Das hat Sie in der Stadt bekannt gemacht, aber werden Sie mit der Hymne an Ihre Heimat nicht auch auf den Status als lokaler Act reduziert?
Ich hoffe nicht und sehe mich beziehungsweise uns als Band auch nicht so. Natürlich haben wir mit dem ‘Duisburg’ -Song eine gewisse Aufmerksamkeit in der Stadt erfahren, eine Zeit lang waren unsere Konzerte – oder meine Soloauftritte – dadurch besser besucht als vorher. Ich habe dem Lied also einiges zu verdanken. Es hat mir sicher Türen geöffnet, sonst hätte ich vielleicht bekanntere Musiker wie Tom Liwa oder Stefan Stoppok nicht kennengelernt, aber ich möchte nicht gerne auf ein einziges Stück beschränkt werden.
Was gibt es denn Neues von Ihnen und Ihrer Band zu hören?
Wir haben gerade die neue Platte fertig, sie heißt ‘Das Jahr, das sich um eins verschiebt’ und erscheint am 15. Juli. Tom Liwa hat das Album produziert, darauf bin ich sehr stolz. Er kommt ja ursprünglich auch aus Duisburg, lebt aber inzwischen woanders. Während der Sessions hat er ein paarmal bei mir übernachtet, und Stücke aus dem neuen Album werde ich selbstverständlich bei meinen nächsten Liveauftritten vorstellen.
Traumzeit-Festival: Infos, Line-up und Tickets
Das Traumzeit-Festival findet vom 17. bis zum 19. Juni (Freitag bis Sonntag) im Landschaftspark Nord statt. Auf drei Bühnen sind insgesamt über 30 Bands zu sehen.
Die Top-Acts sind Bilderbuch (Freitag, 22.55 Uhr), Thees Uhlmann & Band (Samstag, 21.45 Uhr) und The Editors (Sonntag, 21.40 Uhr).
Philipp Eisenblätter tritt mit Band am Sonntag, 19. Juni, um 14.45 Uhr auf der Bühne am Hochofen auf.
Tickets für das dreitägige Festival kosten im Vorverkauf 90 Euro (110 Euro inkl. Camping), Tageskarten 40 (Freitag) beziehungsweise 46 Euro (Samstag/Sonntag). Mehr Infos und Tickets unter www.traumzeit-festival.de.
Hat der Titel etwas mit der Pandemie zu tun?
Nein, beziehungsweise nur bedingt. Ich habe lange überlegt, ob ich die Platte wirklich so nennen will, denn der Bezug zu Corona drängt sich wohl auf. Das meine ich aber nicht, sondern es geht viel um persönliche Dinge, zum Beispiel ums Verliebtsein und neue Beziehungen. Meine Ex-Frau und ich haben uns getrennt, wir kommen aber gut miteinander aus und sie ist auch weiterhin dabei, wenn wir als Band auftreten. Mit meiner neuen Partnerin lebe ich jetzt die Patchwork-Familie, sie hat einen Sohn, der fast im gleichen Alter wie meiner ist.
Können Sie eigentlich vom Musikmachen leben?
Das versuche ich, denn ich habe vor drei Jahren meinen Job als Speditionskaufmann aufgegeben und konzentriere mich seitdem auf meine Tätigkeit als Musiker. Die Firma war im Duisburger Hafen angesiedelt, sodass ich in der Zeit viel mit Menschen zu tun hatte, die wohl dem typischen Klischee entsprechen – Hafenarbeiter eben. Die fanden natürlich den ‘Duisburg’ -Song super und haben den oft zum Besten gegeben, wenn wir zusammen auf Schicht waren.
Sie haben gerade vor 700 Zuschauern im Steinhof gespielt, als Support-Act von Stoppok. Läuft doch...
Das hat sehr viel Spaß gemacht. Stefan Stoppok ist ein toller Musiker, mit dem ich bereits vor einiger Zeit einige Stücke für ein gemeinsames Album aufgenommen habe, das aber noch nicht komplett fertig ist. Es wird irgendwann erscheinen, bis dahin möchte ich so viel wie möglich auf der Bühne stehen und das Material von ‘Das Jahr...’ präsentieren. Leider ist es momentan recht schwierig, Termine für Auftritte zu bekommen, weil ja alle Musiker nach der coronabedingten Auftrittspause jetzt wieder auf die Bühne wollen und es kaum freie Slots gibt.
Immerhin spielen Sie am Wochenende zwei Shows in München. Aber nicht als Support der Rolling Stones, oder?
(lacht) Das wäre nicht schlecht, denn durch die Stones bin ich selber Musiker geworden. Die habe ich als Jugendlicher in Düsseldorf gesehen, das war noch im alten Rheinstadion. Tatsächlich habe ich für das Konzert der Stones am Sonntag in der Münchner Arena Karten, aber ich spiele am Freitag und Samstag in etwas kleineren Locations. Falls Mick Jagger oder Keith Richards aber kurzfristig noch eine Vorband brauchen, können sie mich natürlich anrufen.
Zur Person und Tourdaten
Philipp Eisenblätter (36), geboren in Duisburg, hat eine Ausbildung zum Speditionskaufmann absolviert und im Duisburger Hafen gearbeitet, ehe er sich ganz seiner Musik widmete.
Termine: 3. Juni: Cafe Steinchen, München, 4. Juni: Cafe Lozzi, München, 19. Juni: Traumzeit-Festival, Duisburg (mit Band), 28. Juli: Leichtsinn-Bar, Oberaudorf, 6. August: Birgits Büdchen, Duisburg (Tag der Trinkhallen), 1. September: Weingarten, Hamminkeln, 2. September: Bora, Duisburg (mit Band), 3. September, Gdanska-Biergarten, Oberhausen (mit Band), 19. November: Eric Sloot Piano’s, Doetinchem (NL).