Düsseldorf.. “Wetten, dass..?“-Moderator Markus Lanz hat das Quotenduell gegen seinen Vorgänger Thomas Gottschalk deutlich für sich entschieden. Durchschnittlich 13,62 Millionen TV-Zuschauer sahen die Show am Samstag, wie das ZDF am Sonntag mitteilte. Die RTL-Castingshow “Das Supertalent“ lockte hingegen nur 4,57 Millionen Zuschauer vor den Bildschirm.
Am Ende hat selbst der Moderator kurz den Überblick verloren. „Ist es spät geworden?“, fragt Markus Lanz, während die Schlussmelodie von „Wetten,dass..?“ ertönt. Ja, ist es. Aber nicht so spät wie zu befürchten war. Und wenig später zieht der neue Moderator des ZDF-Show-Dinos eine erste kurze Bilanz. „Es hätte schlimmer kommen können.“ Ja, hätte es. Aber es könnte auch noch viel besser werden. Doch das liegt nicht an Lanz alleine.
Vielleicht hat man zu viel erwartet im Vorfeld. Von „Wetten,dass..?“-Reloaded haben sie gerne gesprochen beim ZDF in den letzten Wochen. Und dass vieles anders werde. Die erste n Sendung aber ist eine nur leicht modernisierte Version des Show-Klassikers mit einem neuen Frontmann. Und manche Änderung ist, sagen wir mal vorsichtig, gewöhnungsbedürftig.
Jennifer Lopez kommt später zu „Wetten, dass..?“, geht dafür aber früher
Unter Lanz kommen alle Gäste gleich zu Anfang und bringen ihre Wettkandidaten gleich mit. Na ja, fast alle. Jennifer Lopez erscheint später, geht dafür aber auch früher. Warum, weiß man nicht. So viel zum Thema „auch internationale Stars bleiben bis zum Schluss auf dem Sofa“. Ein Sofa übrigens, das nun beweglich und drehbar auf der Bühne rotiert. Sieht im Fernsehen ganz nett aus, lässt die Zuschauer in der Halle für Eintrittspreise von bis zu 50 Euro aber über weite Strecken nur auf die Hinterköpfe der Gäste blicken.
Da sitzen sie nun. Alt Punker Campino, Karl Lagerfeld, Wotan Wilke Möhring, Bülent Ceylan, Rafael und Sylvie van der Vaart, Hannelore Kraft und Rolando Villazón. Viel zu groß ist die Halbrunde, um auch nur ansatzweise vernünftig ins Gespräch zu kommen. Kurze Frage hier, kleine Anekdote dort und zwischendurch kommen ja auch noch die Wetten.
Auch bei der Neuausgabe von „Wetten, dass..?“ wirkt vieles bieder
Mehr in den Mittelpunkt sollen sie wieder rücken, hat das ZDF immer wieder beteuert. Aber dafür müssten sie mal wieder wirklich eine neue Idee bieten. Am Samstag tun sie das nicht. Einen Slackliner gibt es zu sehen, der auf einem Band balancierend vier Fußbälle per Fallrückzieher in einem Tor versenken will ohne herunterzufallen und dabei knapp scheitert. Ein kleiner Junge ist da, der den S-Bahn-Fahrplan von Berlin auswendig kennt oder einen Ruderachter. Über so etwas hat man mal gestaunt – vor 20 Jahren. Überhaupt wirkt vieles bieder, wirkt wie Fernsehen aus einer Zeit, als es nur drei Programme gab in Deutschland. Nur dass man es in eine moderne Hülle gepackt hat.
Er wolle, hat Lanz angekündigt, seinen Gästen auch mal die ein oder andere überraschende Geschichte entlocken. Dass er so etwas kann, hat er in seiner Talkshow oft genug bewiesen. Leider wollen seine Premierengäste kaum eine solche Geschichte erzählen. Da nutzt es auch wenig, dass der Moderator wie immer gut vorbereitet in seine kurzen Fragerunden geht. Zumal er keine Zeit hat, nachzufassen, wenn sich doch einmal ein interessantes Thema andeutet. Manchmal aber auch keinen Mut. So bleibt Lanz zwar stets charmant, wirkt am Samstagabend aber stellenweise zu brav, manchmal auch etwas zu anbiedernd. Und er ist sich für kaum einen Kalauer zu schade. („Ich bin ein Moderator mit Migrationshintergrund, manchmal auch mit Migränehintergrund“).
Mit Markus LanzWotan Wilke-Möhring stiehlt Markus Lanz bei langatmiger Wette die Show
Viel schlimmer aber ist, dass es dem Gastgeber zum Auftakt an Schlagfertigkeit mangelt. Bei einer viel zu langatmigen Wette, in der eine Frau Hunderassen mit verbundenen Augen nur durch Betasten von Haarbüscheln erkennen wollte, glänzt Wettpate Wotan Wilke-Möhring durch witzige Kommentare und stiehlt dem weitgehend schweigsamen Markus Lanz glatt die Show.
Und als ein Mann mit wackelnden Ohren Morsezeichen sendete und Langeweile unter dem Dach des Düsseldorfer ISS-Dome aufzuziehen drohte, sehnte man sich für einen kurzen Augenblick sogar nach Thomas Gottschalk zurück, der – aller Selbstverliebtheit zum Trotz – jede noch so schwache Vorlage aufnehmen und daraus eine Pointe machte konnte. Lanz dagegen vergibt eine „Hundertprozentige“ nach der anderen.
Klar, an vielem kann man arbeiten bis zur nächsten Sendung, die am 3. November aus Bremen kommt. Und Markus Lanz kann zulegen. Selbst wenn nicht, ist er auch in der Form von Samstag zu gut, um „Wetten,dass...? endgültig zu versenken. Ob er allerdings auch stark genug ist, den in die Jahre gekommenen Unterhaltungsdampfer der ZDF zu alter Stärke zurückzuführen, ihn auf Dauer wieder zu einem „Lagerfeuer“ zu machen, um das sich für drei Stunden die ganze Familie versammelt, ist eine ganz andere Frage. Vielleicht nämlich, ist gar nicht mehr genug Holz da, um dieses Feuer anzuzünden.
Markus Lanz gewinnt das Quotenduell gegen Vorgänger Gottschalk deutlich
Das Quotenduell gegen seinen Vorgänger Thomas Gottschalk hat Markus Lanz allerdings mehr als deutlich gewonnen. Durchschnittlich 13,62 Millionen Zuschauer sahen die mehr als dreistündige Show am Samstagabend, teilte das ZDF am Sonntag mit. Die RTL-Castingshow "Das Supertalent" lockte hingegen nur 4,57 Millionen Zuschauer vor den Bildschirm. Das ZDF erreichte mit "Wetten, dass..?" einen Marktanteil von 43,7 Prozent beim Gesamtpublikum und 39,2 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen.
Gottschalk hatte die erfolgreichste Unterhaltungsshow Europas fast 24 Jahre lang präsentiert. Bei seiner Premiere als "Wetten, dass..?"-Moderator im Jahr 1987 hatten 7,8 Millionen Zuschauer eingeschaltet. Seine Abschiedssendung im Dezember 2011 sahen 14,8 Millionen Zuschauer. (mit dapd)