Essen. Erst 25 Prozent der 250 betroffenen Fleischerbetriebe in NRW dürfen ab dem 1. Januar 2010 weiterhin schlachten. Dem Rest fehlt bisher die nötige EU-Zulassung. Viele Metzger stellen erst gar keinen Antrag - zu kostspielig wäre die fällige Umrüstung des Betriebes.

40 Jahre lang hat Metzgermeister Günter Janson in seinem Betrieb im sauerländischen Bad Laasphe geschlachtet. Damit ist jetzt Schluss. Der Grund ist eine neue Lebensmittelverordnung der EU. Zum 1. Januar 2010 bräuchte er eine Zulassung als EG-Betrieb. „Doch dafür müsste ich ein neues Schlachthaus bauen“, klagt der Metzger.

Metzger Günter Janson von der Metzgerei Reuter aus Bad Laasphe im Sauerland hat das Schlachten eingestellt. Für die EU-Zulassung hätt er ein neues Schlachthaus bauen müssen. (Foto: Katja Tölle)
Metzger Günter Janson von der Metzgerei Reuter aus Bad Laasphe im Sauerland hat das Schlachten eingestellt. Für die EU-Zulassung hätt er ein neues Schlachthaus bauen müssen. (Foto: Katja Tölle) © WP | WP

Janson ist nicht der einzige Metzger, der künftig aufs Schlachten verzichtet. Obwohl die neue EU-Regelung bereits im Jahr 2004 angekündigt wurde, sind erst ein Drittel der rund 10000 in Deutschland betroffenen Fleischerbetriebe zugelassen. „Ein Drittel befindet sich derzeit im Verfahren und ein Drittel ist noch nicht im Rennen oder erst gar nicht an den Start gegangen“, erklärt Wolfgang Lutz von der Geschäftsführung des Deutschen Fleischer-Verbandes.

Die Probleme vieler Metzger liegen im Detail: „Jahrelang war bei uns alles in bester Ordnung. Und auf einmal steht das Schlachthaus zu nah an der Theke – ich kann’s ja nicht einfach wegtragen“, ärgert sich Janson. Die Auflagen seien die gleichen wie für große Industrie und damit liege die Messlatte viel zu hoch für die kleinen Handwerksbetriebe. „So wird nicht gefragt, ob der Bremsweg gleich lang ist, sondern ob die Bremsen gleich groß sind“, zieht Lutz einen Vergleich.

„Leider legen manche Veterinärbehörden bei den Voraussetzungen für eine Zulassung eine wahre Detailbesessenheit an den Tag“, berichtet Dirk Haerten, Geschäftsführer des Fleischerverbandes NRW. Da müssten in einem kleinen Betrieb mit zwei Mitarbeitern Stiefelwaschanlagen sowie eine Schleuse für 25000 Euro eingebaut werden. „Selbst wenn dort die Hygiene stets gestimmt hat – da fehlt einfach das Fingerspitzengefühl“, beschwert sich Haerten.

Woher kommt das Fleisch beim Metzger des Vertrauens? Viele haben bisher selbst geschlachtet. Doch ab dem 1. Januar 2010 kommt vielerorts das Fleisch von großen Schlachtbetrieben. (Foto: ap)
Woher kommt das Fleisch beim Metzger des Vertrauens? Viele haben bisher selbst geschlachtet. Doch ab dem 1. Januar 2010 kommt vielerorts das Fleisch von großen Schlachtbetrieben. (Foto: ap) © AP | AP

In NRW fallen 250 Betriebe unter die neue EU-Verordnung. „Bislang dürfen erst 25 Prozent ab dem 1. Januar 2010 weiterhin schlachten“, so der Geschäftsführer. Wie viele tatsächlich aufgeben, kann er nicht sagen. „Aber ich gehe davon aus, dass die regionale Nahrungsversorgung darunter leiden wird“. Dann werde es vielerorts den „Metzger des Vertrauens“, der das Produkt von der Schlachtung des Tieres bis zum Verkauf an den Verbraucher betreut, in dieser Form nicht mehr geben. „Natürlich werden wir von vielen Kunden darauf angesprochen, die  verunsichert sind“, sagt Metzger Janson. Deshalb halte er weiterhin den direkten Kontakt zu den Landwirten, deren Fleisch er über den Umweg Schlachthof geliefert bekommt. 

Grundsätzlich sei die EU-Zulassung die richtige Vorgehensweise: „Mit der Betriebserlaubnis werden die schwarzen Schafe der Branche aussortiert“, betont Lutz. „Aber gerade die kleinen Metzger ächzen unter den Bedingungen.“ Die Brüsseler Bürokratie macht es ihnen nicht leichter. Akribisch müssen sie Hygienepläne ausfüllen – dazu kommen Tierpässe, Abmeldungen und zahlreiche andere Formulare. „Ich brauche bald länger, um ein Tier zu verwalten, als es zu schlachten“, klagt Janson. Nicht nur deshalb sei er gar nicht so unglücklich, dass dieses Segment wegfalle. „Rein wirtschaftlich stehe ich jetzt sogar besser da, weil die enormen Schlachtkosten und der Dreck am Haus wegfallen“. Jetzt muss er nur das Vertrauen der Kunden behalten.