Wattenscheid. Er hat Videos mit Manuel Neuer und Jürgen Klopp gedreht, stand mit Ronaldinho auf dem Platz. Nun ist Felix Casalino unter die Reporter gegangen.

„Tor für Borussia Dortmund!“ Einmal wie Wolf-Christoph Fuss, Tom Bartels, Claudia Neumann oder Sabine Töpperwien ins Mikro brüllen, wenn ein Treffer fällt – am besten natürlich von der eigenen Lieblingsmannschaft.

Felix Casalino hat genau das getan. Der Stürmer in Diensten des früheren Bundes- und heutigen Oberligisten SG Wattenscheid 09 durfte für den Youtube-Kanal der „Sportschau“ das DFB-Pokalhalbfinale zwischen Borussia Dortmund und Holstein Kiel kommentieren.

Felix Casalino (re.) feiert mit Luca Hauswerth einen Treffer für die SG Wattenscheid 09 – als in der Oberliga noch gespielt werden konnte.
Felix Casalino (re.) feiert mit Luca Hauswerth einen Treffer für die SG Wattenscheid 09 – als in der Oberliga noch gespielt werden konnte. © Funke foto services gmbh | Thorsten Tillmann

Es ist eine Premiere für den 22-Jährigen, dem dabei seine Prominenz zugute kam. Felix Casalino ist nämlich ein ziemlicher Internetstar und hat für seine millionenfach geklickten Videos mit den Freekickerz schon mit unter anderem Weltmeister Manuel Neuer oder Welttrainer Jürgen Klopp auf dem Platz gestanden.

Im folgenden Interview erzählt er, was er sich fürs Finale am 13. Mai zwischen dem BVB und RB Leipzig vornimmt, wenn er erneut für den Youtube-Kanal der „Sportschau“ kommentiert.

Felix Casalino, wie kamen Sie an den Reporterjob?

Felix Casalino: Ich war schon vorher mit der Marketingabteilung der ‚Sportschau‘ in Kontakt. Die ist durch meine Youtube-Videos mit den ‚Freekickerz‘ auf mich aufmerksam geworden und hat mich angesprochen, ob ich Lust darauf hätte. Für deren Youtube-Kanal suchen die immer Fans der Mannschaften, die in dem betreffenden Spiel auf dem Platz stehen. Für mich als BVB-Fan ist das natürlich eine super Sache.

Hatten Sie vorher schon Erfahrungen im Journalismus?

Im Journalismus direkt nicht, aber das ist für dieses Format auch keine zwingende Voraussetzung. Durch meine Social-Media-Aktivitäten ist es für mich zumindest nicht ungewohnt, vor der Kamera zu stehen. Der Livestream auf Youtube spricht schließlich auch ein anderes Publikum an als die ‚normale‘ Übertragung im Fernsehen. Dass ich mich gewissenhaft auf das Spiel vorbereitet habe, versteht sich dennoch von selbst.

Den Dortmunder Kader kennen nicht nur Sie als BVB-Anhänger gut, sondern Millionen Fußball-Fans in ganz Deutschland. Aber Holstein Kiel?

Das war eine schöne Herausforderung! Den Weg der Kieler bis ins Halbfinale habe ich aber vorher schon genau verfolgt, nachdem sie in der zweiten Runde die Bayern rausgeschmissen haben, waren sie ja in aller Munde. Ich fand es einfach super, was sie trotz vieler Widrigkeiten mit gleich dreimaliger Quarantäne und immer wieder Unterbrechungen im Spielrhythmus erreicht haben.

Waren Sie nervös, bevor Sie live auf Sendung gingen?

Nervös nicht, ich hatte auch keine Riesen-Schweißränder unter den Achseln (lacht). Ich sage mal: angespannt und voller Vorfreude.

Wo wurde denn gedreht?

Bei mir zu Hause. Wegen Corona konnten wir nicht in ein Studio gehen. Da ich mit den ‚Freekickerz‘ regelmäßig Beiträge auf Twitch streame, habe ich ein ganz gutes Equipment, sprich eine gute Kamera und ein vernünftiges Mikro.

Gerade bei Live-Übertragungen werden Reporter normalerweise mit Daten gefüttert und haben dafür meist einen ‚Einflüsterer‘ an ihrer Seite. Wie war das bei Ihnen?

Mit Holstein-Kiel-Fan „Basti Red“ (rechts) kommentierte BVB-Anhänger Felix Casalino das DFB-Pokalhalbfinale zwischen Borussia Dortmund und den „Störchen“.  
Mit Holstein-Kiel-Fan „Basti Red“ (rechts) kommentierte BVB-Anhänger Felix Casalino das DFB-Pokalhalbfinale zwischen Borussia Dortmund und den „Störchen“.   © Unbekannt | wdr

Ich war in meinem Zimmer allein, aber der Livestream war ein Doppel-Kommentar. ‚Basti Red‘ hat den anderen Part übernommen. Es war sehr cool mit ihm, er hat schon die Kieler Sensation gegen die Bayern für den Youtube-Kanal der ‚Sportschau‘ kommentiert.

Der Spielverlauf im Halbfinale war eigentlich tödlich für einen Livestream, nach einer guten halben Stunde stand es schon 4:0 für den Favoriten und alles war entschieden. Wie schafft man es dann, die Leute in der Leitung zu halten?

Dann muss man schnell umswitchen, ein klassischer Spielbericht bringt dann nichts mehr. Da sich die User aber im Livechat beteiligen konnten, haben wir andere Themen, wie zum Beispiel der Dortmunder Trainerwechsel zur neuen Saison, eingestreut.

Wie war die Resonanz auf Ihre Premiere am ‚Sportschau‘ -Mikro, vor allem von Ihren Wattenscheider Teamkumpels?

Sehr positiv! Ich habe viele schöne Reaktion erhalten, einige Mitspieler haben sich extra wegen mir den Livestream auf Youtube angeschaut und nicht die Original-Übertragung im TV. Und die Redaktion war wohl auch zufrieden, denn ich bin gleich gefragt worden, ob ich nicht auch das Finale kommentieren möchte.

Da haben Sie sich wahrscheinlich nicht lange bitten lassen, oder?

So ist es! Darauf freue ich mich schon sehr und hoffe, dass wir den Pokal holen. Leipzig ist eine andere Hausnummer als Kiel, das ist eine komplett offene Angelegenheit. Leider dürfen wieder keine Zuschauer dabei sein, gerade das Finale in Berlin hat eine richtige Magie. Ich war selber auch schon ein paarmal als Fan im Olympiastadion und weiß daher, was es bedeutet, da mit zehntausenden Schwarzgelben zu feiern. Diesmal also am Mikro, aber mit denselben Emotionen (lacht).